Es wird nicht ohne eine starke Persönlichkeit gehen, die alle Fäden zusammenhält, die Gemüter beruhigt und beharrlich mit allen Instanzen spricht, bis Lösungen gefunden sind für die Rettung des Leipziger Auenwaldes. Mit einem gemeinsamen Papier haben ja im Herbst 2020 schon alle Beteiligten bestätigt, dass sie eigentlich alle dasselbe wollen. Aber seitdem knirscht es schon wieder. Das sächsische Umweltministerium sucht deshalb eine tapfere Referentin / einen tapferen Referenten für die Leipziger Auenlandschaft.
Über das gemeinsam unterschriebene Strategiepapier, das nach einigen Bemühungen von Umweltminister Wolfram Günther, alle Beteiligten endlich an einen Tisch zu holen, entstanden ist, haben wir hier im November berichtet. Und das Papier, das von der Stadt Leipzig genauso getragen wird wie von den Wissenschaftlern der beteiligten Institute und den sächsischen Behörden, zeigt recht deutlich, dass es generelle Einigkeit gibt darüber, dass im Leipziger Auensystem endlich wieder ein naturnahes Flutungsregime installiert werden muss.Die einzelnen möglichen Bausteine werden zwar noch diskutiert, aber eigentlich geht es nur noch um einige wenige Fragen. Die Wichtigste natürlich: Wer bezahlt? Dann: In welcher Reihenfolge kann man vorgehen? Und auf welche alten Projekte sollte man jetzt lieber verzichten?
Aber um das alles zu koordinieren, braucht es eine verantwortliche Person, die nichts anderes macht, als die Entscheidungsprozesse voranzutreiben. Denn bis 2026 – das ist in fünf Jahren – muss sich schon deutlich etwas getan haben, denn dann muss Leipzig zur Einhaltung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie liefern und echte Verbesserung im Gewässersystem melden können. Bislang hat Leipzig dazu noch nichts vorgelegt.
Und so sucht das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft jetzt unbefristet „einen Referenten (m/w/d) Koordination Gesamtkonzept Leipziger Auenlandschaft“ im Referat 44 „Oberflächengewässer, Hochwasserschutz“.
Und wer sich hier bewirbt, erfährt schon vorher, dass man da am besten Verhandlungsgeschick und ein gewisses politisches Talent mitbringt: „Das Referat ,Oberflächengewässer, Hochwasserschutz‘ bearbeitet politische und fachliche Grundsatzfragen und verantwortet eine Reihe von hoheitlichen Aufgaben im Bereich der Oberflächengewässer, des Hochwasserschutzes und der Hochwassergefahrenabwehr.
Es ist in nationale und flussgebietsbezogene Organisationen eingebunden und vertritt dort die Interessen des Freistaates Sachsen. Im Referat werden u. a. Maßnahmen zur weiteren Umsetzung der europäischen Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie und der europäischen Wasserrahmenrichtlinie einschließlich ihrer Tochterrichtlinien entwickelt und es werden Strategien zum künftigen Wassermanagement im Freistaat Sachsen erarbeitet und zur Umsetzung gebracht.“
Zur Umsetzung bringen aber muss es die Person, die sich hier bewirbt, denn ihre Hauptaufgabe ist die „Koordinierung und Steuerung der Erstellung von Fachkonzepten mit vorrangig wasserwirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Inhalten als Grundlage für die weitere Planung und Umsetzung von Projekten und Maßnahmen zur Renaturierung und Revitalisierung von Auengebieten mit Schwerpunkt Leipziger Auwald und Flusslandschaft Weiße Elster im Südraum Leipzig.“
Zum Aufgabengebiet gehören Antragsverfahren für Fördergelder, Einwerbung von finanziellen Mitteln, „Kurzfristmaßnahmen zur Reaktivierung und Entwicklung von Auen“ und „Steuerung konzept- und projektbegleitender Kommunikations- und Beteiligungsprozesse“.
Neben naturwissenschaftlichen Abschlüssen oder einem Abschluss in wasserbaulichen Ingenieurwissenschaften ist aus Sicht des Ministeriums auch „Berufserfahrung in der Planung und Umsetzung von Projekten“ ziemlich wichtig.
Also Geduld, Verhandlungsgeschick und die seltene Fähigkeit, auch die schwerfälligsten Ämter dazu zu bringen, mitzumachen, wenn das Leipziger Auensystem eigentlich das werden soll, was es in den Gewässerplänen des SMEKULS eigentlich auf dem Papier schon ist: das sächsische Vorzeigeprojekt für eine Auenrevitalisierung. Und in gewisser Weise werden wir 2022/2023 erfahren, was alles gemacht werden muss im ersten Baustein: der Öffnung der Nordwestaue. Dann legt nämlich das Projekt „Lebendige Luppe“ das vom Stadtrat bestellte Auenentwicklungskonzept vor.
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