Jetzt wird es konkret, was sich seit 2018 andeutete: Damals erwarb die Stadt Leipzig das Schraderhaus im Tรคubchenweg, um es kรผnftig als vierzรผgiges Gymnasium umzubauen. Bis 2024 soll das zuletzt als Bรผro- und Wohnhaus genutzte einstige Fabrikgebรคude umgebaut und als Schule fรผr den Leipziger Osten nutzbar sein. Der Stadtrat bekommt jetzt den Baubeschluss auf den Tisch.

โ€žSeit April 2018 ist die Stadt Leipzig Eigentรผmerin des Gebรคudes Tรคubchenweg 26 / HeinrichstraรŸe 36Aโ€œ, gehen das Dezernat Stadtentwicklung und Bau und das Dezernat Jugend, Schule und Demokratie in ihrer gemeinsamen Vorlage auf die Geschichte des Gebรคudes ein.โ€žDas unter Denkmalschutz stehende Gebรคude wurde ab 1917 fรผr die grafische Produktion errichtet und bis 1990 als Fabrikgebรคude genutzt. Der Umbau und die Sanierung zur Bรผronutzung erfolgten ab 1991, dabei wurde das Dachgeschoss fรผr Wohnzwecke umgebaut. Der Ausbauzustand des Bรผrogebรคudes wurde parallel zur laufenden Planung auf Rohbauzustand zurรผckgebaut. Die Schadstoffuntersuchungen des Gebรคudes sind abgeschlossen. Alle im Gebรคude vorhandenen Schadstoffe wurden bis auf einen kleinen Teilbereich einer Geschossdecke ausgebaut und fachgerecht entsorgt. Der verbleibende belastete Deckenbereich betrifft auch die Tragkonstruktion und wird im Zuge der Sanierung ausgebaut und ersetzt.โ€œ

Attraktiv ist das Gebรคude auch, weil hier mitten in Reudnitz ein richtiger kleiner Schulcampus entstehen wird: โ€žAuf der gegenรผberliegenden StraรŸenseite befindet sich die Wilhelm-Busch-Grundschule und die 125. Oberschule.โ€œ

Rund 31,7 Millionen Euro kalkulieren die beiden Dezernate fรผr Sanierung und Umbau des Gebรคudes. Das sind freilich Kosten, die noch auf die 10,3 Millionen Euro obendrauf kommen, die Leipzig 2018 in den Grundstรผckserwerb investiert hat. Und die beiden Dezernate deuten in der Vorlage auch an, warum das trotzdem die richtige Entscheidung war. Denn gerade dringend benรถtigte innerstรคdtische Grundstรผcke fรผr neue Schulen, Kitas und Sporthallen sind rar.

Es ist der Preis der City-Nรคhe, der hier zu Buche schlรคgt, nachdem die Stadt selbst รผber Jahre viele wertvolle Grundstรผcke verkauft hatte, um den Haushalt zu sanieren. Und dazu kommt das รผberalterte deutsche Recht, dass Kommunen im Grunde kaum Spielrรคume lรคsst, ein wirksames Vorkaufsrecht auszuรผben oder im Bedarfsfall auch ungenutzte Grundstรผcke fรผr soziale Zwecke zu enteignen.

Es ist wie so oft: Der viel gepriesene Markt regelt gar nichts. Auf dem Immobilienmarkt regiert das Recht des Stรคrkeren und Finanzkrรคftigeren. Und das deutsche Steuerrecht macht Kommunen erst recht nicht zu starken Playern im eigenen Gebiet.

Entsprechend sorgen schon seit einiger Zeit steigende Boden- und Immobilienpreise mit dafรผr, dass auch das ambitionierte Schulbauprogramm der Stadt immer teurer wird. Dazu kommen die seit Jahren steigenden Baupreise, die auch die Kosten fรผr die Sanierung von Bestandsgebรคuden mittlerweile in Hรถhen treiben, fรผr die man noch vor wenigen Jahren komplette Neubauten bekommen hรคtte.

Um das Dilemma zu veranschaulichen, zeigt die Vorlage, wie die Baupreise gegenรผber anderen aktuellen Schulbauprojekten gestiegen sind. Direktes Vergleichsobjekt ist die neu gebaute Oberschule auf dem Barnet-Licht-Platz, wo sich die Kosten fรผr den Quadratmeter auch schon auf satte 2.538 โ‚ฌ/mยฒ bezifferten, fรผr aktuelle Leipziger Schulbauten schon ein Spitzenwert.

Allein die Komplexsanierung im Schraderhaus beziffert sich aktuell auf 2.299 โ‚ฌ/mยฒ. Baubeginn soll 2022 sein, sodass die Schule zum Schuljahresbeginn 2024 in Betrieb gehen kann.

โ€žEs ist geplant, das Schulgebรคude als 4-zรผgiges Gymnasium (5. bis 12. Klasse) zu aktivieren. Es wurde eine mรถgliche Auslastung bis Kapazitรคtsobergrenze geprรผft, wonach sich die Schรผlerzahl von 896 auf 1.036 erhรถhtโ€œ, heiรŸt es in der Vorlage.

โ€žDiese Auslastung wurde fรผr die Bemessung der Sanitรคrrรคume, des Speiseraums, des Lehrerzimmers, der Brandschutztechnischen Anlagen, Lufttechnischen Anlagen, sowie der Pausenfreiflรคchen und Stellplรคtze zugrunde gelegt. Das Vorhaben umfasst die Sanierung (Brandschutz, innere und zum Teil รคuรŸere Modernisierung und Erneuerung der haustechnischen Anlagen sowie Wรคrmeschutz unter Beachtung der Anforderungen aus dem Denkmalschutz) des Bestandsgebรคudes.

Ein neues drittes Treppenhaus im Hof wird errichtet. Dieses ist direkt รผber das Foyer mit dem neuen Haupteingang an der HeinrichstraรŸe verbunden. Im Gebรคude werden zwei Brandabschnitte ausgebildet. รœber den Eingang in der Mitte der HeinrichstraรŸe erreicht man รผber eine neue Treppe das erhรถhte Erdgeschoss. Der barrierefreie Zugang zum Aufzug wird รผber den Zugang der BaedeckerstraรŸe gewรคhrleistet.โ€œ

Im Nachhaltigkeitsraster zur Bewertung ist zumindest der Punkt โ€žZukunftsorientierte Kita- und Schulangeboteโ€œ angekreuzt. Der eigentliche Punkt in diesem Raster fehlt aber. Denn damit wird ein ganzes Stadtquartier aufgewertet und fรผr junge Familien, Arbeitskrรคfte und Unternehmen noch attraktiver. Was dann wieder Boden- und Mietpreise steigen lassen wird.

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