Da setzt der Freistaat zehn Jahre nach Antragstellung etwas um, was sich die Stadt Leipzig dringend gewünscht hat. Aber nun scheint die Stadt gar nicht vorbereitet zu sein darauf, den rechtsseitigen Radweg am Elsterhochflutbett von der Landestalsperrenverwaltung zu übernehmen. Der darunter stehende Ratsholzdeich wird entwidmet, dient künftig also nicht mehr dem Hochwasserschutz. Damit entfällt die Pflicht der Landestalsperrenverwaltung, den Weg instand zu halten. Aber Leipzigs Umweltdezernat riskiert lieber den Rückbau des Weges, als ihn in städtische Obhut zu nehmen.

Der Ärger kocht jetzt schon seit mehreren Wochen, seit bekannt wurde, dass sich Leipzigs Verwaltung weigert, den Weg zu übernehmen, der ja so unwichtig nicht ist. Er entlastet sowohl den linksseitigen Elsterradweg am Elsterhochflutbett als auch die Route über die Neue Linie. Mit dem Rad oder zu Fuß gelangt man auf dem 2,6 Kilometer langen Deichweg bis 2020 problemlos bis zur Straße Am Teilungswehr, konnte dort das Elsterflutbett überqueren und über die Brückenstraße Richtung Cospudener See weiterfahren.Aber gerade im zuständigen Dezernat scheint jemand alles zu unterbinden, was auch nur danach aussieht, die Bedingungen für Radfahrende im südlichen Leipziger Auengebiet zu verbessern. Jetzt droht sogar eine nachhaltige Verschlechterung.

Eine Petition ruft seit geraumer Zeit dazu auf, den Weg auf dem Ratsholzdeich zu erhalten. „Wir fordern die Stadt Leipzig hiermit auf, die bereits 2018 getroffene Entscheidung aufzuheben und den Weg weiter für die Bürger Leipzigs nutzbar zu gestalten. Die Stadt muss ihrer Verantwortung für die Verkehrssicherungspflicht, die Unterhaltung und die Instandsetzung nachkommen“, heißt es darin. Über 3.700 Leipziger/-innen haben die Petition schon unterschrieben.

Auch die Grünen greifen das Thema jetzt auf, denn wenn sich ein Verwaltungsbeamter stur stellt, muss der Stadtrat ran.

„Die Deichanlage entlang des östlichen Elsterflutbetts wurde entwidmet. Ihre Notwendigkeit für Hochwasserschutz ist damit nicht mehr gegeben. Aktuell ist der Weg auf dem östlichen Deich gesperrt. Eine Sperrung ist für viele Bürger nicht nachvollziehbar und trägt auch nicht dazu bei, dass Natur- und Umweltschutz größere Akzeptanz erhalten“, schreibt die Grünen-Fraktion in ihrem Antrag zu diesem Thema.

„Eine ,Umleitung‘ ist angesichts vielfältiger Nutzungsinteressen keine Lösung und indiskutabel. Sinnvoll wären modifizierte Angebote: linksseitig Asphalt (Elsterradweg), rechtsseitig wie Bestand oder später ggf. als naturnäherer Auenweg (Cross) in Verbindung mit einem umgestalteten Altdeich. Dementsprechend sollte die Stadt in Verhandlung mit der LTV treten, um den Weg für den Rad- und Fußverkehr zu sichern und dafür falls erforderlich unterjährig Ressourcen bereitstellen.“

LTV ist die Landestalsperrenverwaltung, die den Durchlass am Ratsholzdeich baut, mit dem künftig Hochwasser problemlos in die südliche Aue fließen kann.

Dass das aber am Ende bedeutet, dass einer der drei viel genutzten Wege Richtung Cospudener See einfach außer Funktion gesetzt wird, wirkt geradezu kontraproduktiv.

„Der entwidmete Altdeich bietet die Chance einer ökologischen Aufwertung durch eine naturschutzfachlich begleitete Bepflanzung. Bei einer entsprechenden Umgestaltung ist zudem die Schaffung eines naturnahen Auenwegs eine mögliche Option“, schreibt die Grünen-Fraktion.

Aber auch hinterm Deich hat das zuständige Umweltdezernat augenscheinlich die letzten zehn Jahre verschlafen.

„Im Zusammenhang mit der Entwidmung des Deichs wurden seitens LTV bereits ein neuer Durchlass im Elsterhochflutbett (EHFB) errichtet. Der neue Durchlass ist erst mit Anschluss an die Gerinne im Auwald auenökologisch wirksam. Dazu muss das landseitige Projekt ‘Dynamische Aue’ umgesetzt und ein entsprechendes Steuerungsregime für eine häufigere und längere auenwirksame Einströmung in die Aue umgesetzt werden“, stellt die Grünen-Fraktion fest. Und hat gleich ein ganzes Antragspaket geschrieben, mit dem das Dezernat an der Stelle aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden soll.

Die Antragspunkte:

„Die Stadtverwaltung wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit der Landestalsperrenverwaltung,

1. die bestehende Wegebeziehung am Elsterflutbett einschließlich des östlichen Weges entlang des Elsterflutbetts zu erhalten und kurzfristig durch eine entsprechende Verkehrssicherung die durchgängige Nutzbarkeit zu gewährleisten. Sofern notwendig, sind die dafür erforderlichen Ressourcen für die hier zu ergreifenden Maßnahmen unterjährig im Haushalt bereitzustellen,

2. den entwidmeten Altdeich mit einer naturschutzfachlich begleiteten Bepflanzung ökologisch aufzuwerten und dabei eine Gestaltung des bestehenden Wegs als naturnäheren Auenweg zu prüfen,

3. das Projekt Dynamische Aue zur Revitalisierung der Leipziger Südaue vollständig umzusetzen. Hierbei ist der landseitige Anschluss an die entsprechenden Gerinne im Auwald herzustellen sowie durch ein entsprechendes Steuerungsregime eine häufigere und längere auenwirksame Einströmung in die Aue zur Wiederherstellung der natürlichen Überschwemmungsdynamik in diesem Bereich des Auwaldes zu erreichen. Begleitende Maßnahmen sind im Rahmen des Auenentwicklungskonzepts zu prüfen.“

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