Es wird noch ewig dauern, bis Leipzig ordentliche Radwege bekommt. Zu eingespielt ist die Verhinderungshaltung im Leipziger Dezernat Umwelt, Klima, Ordnung und Sport. Seit Jahren kรคmpft der ADFC darum, dass der Elsterradweg und die Neue Linie eine Asphaltdecke bekommen. Eine Petition beantragte das jetzt direkt fรผr einen Abschnitt des Elsterradwegs. Aber das Umweltdezernat lehnt ab.
โIm Sommer staubig, im Winter matschig, spitze Steine, dichtes Gedrรคnge und Kollisionsgefahr mit Spaziergรคngern. So prรคsentiert Leipzig seinen Abschnitt des Elsterradweges im Bereich Rennbahn Scheibenholz. Als wichtige West-Sรผd-Verbindung nutzen den Teilabschnitt tausende Fahrradfahrer/-innen, Wochenendausflรผgler/-innen und Spazierende nebst ihrer Kinderโ, beschreibt die Petition das Dilemma.โHier kommt es gerade am Wochenende zu gefรคhrlich dichtem Gedrรคnge. In der nassen Jahreszeit wird der nutzbare Bereich, des ohnehin schon sehr schmale Wegs, durch Pfรผtzen und Schlamm noch weiter eingeengt. Im Sommer kommt es zu sehr starker Staubentwicklung und spitze Steine machen das Radfahren hier zu einer Herausforderung, gerade fรผr Kinder.โ
Die โspitzen Steineโ sind der Schotterunterbau des Weges, der hier nach Jahren der Nutzung รผberall durchkommt. Dieselben Phรคnomene kennen Radfahrer vom Elsterbecken und von der Neuen Linie. Auf Teilen der Neuen Linie kann man ja seit 2020 bewundern, wie das Umweltdezernat das Problem lรถst: mit einem Berg vom Schlรคmmsand auf dem Weg, der sich allmรคhlich ins Unterholz ausbreitet.
Doch Leipzigs Umweltdezernat sperrt sich massiv dagegen, selbst diese derart stark befahrenen Radrouten dauerhaft zu asphaltieren und damit Radfahren wirklich zu einem Vergnรผgen zu machen.
In der Stellungnahme zur Petition werden alle Geschรผtze aufgefahren: โDer Wegeabschnitt liegt in einem sensiblen Naturraum und ist Teil des Landschaftsschutzgebietes (LSG) und SPA-Vogelschutzgebietes ,Leipziger Auwaldโ. Gemรคร ยง5 Abs. 2 Nr. 2 der Rechtsverordnung zum LSG ,Leipziger Auwaldโ bedarf das Anlegen, Verรคndern oder Umwidmen von Straรen, Wegen, Plรคtzen oder anderen Verkehrseinrichtungen der Erlaubnis der zustรคndigen Naturschutzbehรถrde. Auรerdem muss in einer FFH-Vorprรผfung die Vertrรคglichkeit des Bauvorhabens mit den Schutz- und Erhaltungszielen der Schutzgebiete untersucht werden.โ
Die โzustรคndige Naturschutzbehรถrdeโ sitzt gleich nebenan, das ist nรคmlich das Leipziger Amt fรผr Umweltschutz.
Aber die Argumentation geht ja noch weiter: โAufgrund der vorgenannten hohen Prรผfanforderungen, die mit der angestrebten Planung der Sanierungs- bzw. Ausbaumaรnahme des Weges an dieser Stelle verbunden sind, ist ein entsprechend mehrstufiger Planungsprozess mit einer entsprechenden Zeitschiene verbunden. Inwieweit sich dann tatsรคchlich der mit der Petition angestrebte Ausbaugrad (Art der befestigten Fahrbahnoberflรคche, Wegebreiten fรผr getrennten Rad- und Fuรverkehr) umsetzen lรคsst, wird sich erst im Rahmen der Planung zeigen. Mit dem vorab dargestellten Prรผfverfahren und der nachzuweisenden Vertrรคglichkeit des Bauvorhabens mit den bestehenden Anforderungen aus dem Naturschutzrecht ergeben sich planerische Zwangspunkte, sodass eine kurzfristige Umsetzung schon alleine deshalb nicht mรถglich ist.โ
Versucht sich da ein Amt einfach Arbeit vom Hals zu halten? Denn die Argumentation stimmt in dieser Form nicht. Die Wege existieren schon und haben entsprechend auch Bestandsschutz. Es ist lediglich die Verwaltung, die sich zu einer Entscheidung durchringen muss, ob die Wege wieder mit Schlรคmmsand erneuert werden (der dann regelmรครig wieder ausgewaschen und abgefahren wird) oder endlich haltbar mit Asphalt.
Dass die Argumente gegen eine Asphaltdecke jeglicher Grundlage entbehrt, hat der ADFC Sachsen in einer Argumentationshilfe fรผr Radwege lรคngst zusammengetragen. Selbst das Sรคchsische Umweltministerium plรคdierte schon 2005 fรผr Asphaltradwege. Die sind zwar in der Erstellungsphase teurer als Sandwege, unterliegen aber deutlich weniger Erosion und Verschleiร, sind also deutlich haltbarer. Und sie bieten etwas, was man Leipzigs Radfahrern augenscheinlich missgรถnnt: Fahrkomfort.
Und das Umweltdezernat selbst will auch gar nicht tรคtig werden, sondern verweist auf das Verkehrsdezernat, das ja schon eine vom Stadtrat bestรคtigte Prioritรคtenliste fรผr die dringendsten Radwegbauten hat: โIm Aktionsprogramm fรผr den Radverkehr werden dringende Maรnahmen zur kurzfristigen Umsetzung in den Jahren 2021/22 (siehe VII-DS-00547 Beschlussfassung im Ratsinformationssystem) benannt, die auch im Bereich des Elsterflutbeckens kurzfristig baulich umgesetzt werden sollen. Damit sind hier die Prioritรคten, orientiert an den zur Verfรผgung stehenden Ressourcen benannt, sodass diesbezรผglich weitere Wegeabschnitte erst ab 2023/2024 im Rahmen der mittelfristigen Planung aufgegriffen werden kรถnnen.โ
Im Aktionsprogramm geplant sind ausgerechnet die noch fehlenden Teile der Neuen Linie, die dann wohl dieselbe Schlรคmmsandfuhre erhalten wie der Rest, und der รผberfรคllige Abschnitt des Elsterradweges zwischen Schleuรiger Weg und Teilungswehr.
Ein Bestreben der Verwaltung, ein wirklich komfortables Radwegenetz fรผr die Leipziger/-innen zu schaffen, ist nicht erkennbar. Und das wird es wohl auch nicht geben, wenn die Ratsfraktionen nicht den Mut finden, die Verwaltung zur Anlage belastbarer Asphaltwege zu verpflichten.
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Es gibt 12 Kommentare
Keine Angst, @Stefan, ich bin nicht nachtragend.
Auch ich erfreue mich an regem Meinungsaustausch.
Aber wenn Sie doch konstruktive Beitrรคge so schรคtzen, kรถnnten Sie doch zu meinen Fragen tatsรคchlich interessante Antworten geben? Die waren durchaus ernst gemeint, um Ihre Intension einmal zu erfahren.
(Neben der Sympathie fรผr Badenudeln sowie dem Radeln im Wandel der Zeit.)
Ihren vielen Worten entnehme ich zum eigentlichen Thema nur, dass Sie als โRadel-Seniorโ ausschlieรlich wenige SonntagsradlerInnen im Wald sehen mรถchten.
Den Nutzungsdruck erwรคhnte ich bereits zu Beginn der Diskussion und dass man nur durch Asphaltieren nichts lรถst.
Um J. aufzugreifen: Die Zunahme der Rรคderanzahl und deren Geschwindigkeit auch durch zunehmende Elektrifizierung (erhรถhte Unfallgefahr fรผr alle Verkehrsteilnehmer) finde ich auch besorgniserregend. Das Fahrverhalten diverser RadfรผhrerInnen ist ziemlich egoistisch einzuschรคtzen. Das wรผrde ich ungern unterstรผtzen.
Auch wenn ich den Schutz der Biosphรคre fรผr wichtig erachte: ein asphaltierter Weg wรคre an der Rennbahn (sehr desolat dort) schon komfortabler, aber natรผrlich dem Umfang des Verkehrs trotzdem nicht gewachsen.
Alternativen mรผssten geschaffen werden. Mit einer Platzreduktion wird man den Radverkehr nicht wirklich regulieren kรถnnen. Andererseits induzieren breite Wege wiederum Verkehr.
Im รbrigen kenne ich so einige mit mobilem Zweirad, welche aufgrund Wegzuges nach Markkleeberg und Umfeld die Linien-Route nutzen. Es sind nicht nur Seebesucher oder Touristen.
Die S-Bahn erreicht bei weitem nur einen Teil der mรถglichen Kunden .
Und: auf allen zugรคnglichen Waldwegen gilt die STVO, das heiรt, das Rรผcksichtsgebot gilt auch fรผr alle.
Bin echt รผberrascht, dass auch andere รคhnliche Erfahrungen machen, von wegen โBadenudelโ und โWaldautobahnโ.
Das mit der Badenudel gefรคllt mir.^^
Es gibt ja diese Gehzeuge von Knoflacher im geometrischen Umfang eines vollen Autos. Ich hรคtte fast Lust dazu, so ein Gehzeug auch im Wald zu tragen, aber dann wรคre ich ja auch โAutoโ und nehme rรผcksichtlos den Platz mindestens fรผr die anderen Spaziergรคnger weg.
Und richtig, dass Radfahrer mal als โgutโ galten, ist schon lange wieder vorbei.
Es gab auch eine Zeit, in der Radfahrer als รko-Spinner galten. Brave Berufstรคtige fuhren nรคmlich nicht Fahrrad. Maximal in Familie mit Kindern am Sonntag, oder speziell in einer Wanderradtour. Aber nicht einfach so im Straรenverkehr.
Es freut mich, dass die Diskussion hier weiterhin einen derart konstruktiven Verlauf nimmt, und jeder interessante Details beitrรคgt. Kommt auch bei Lizzy nicht oft vor.
Richtig, wer schnell radeln will, soll das nicht im Wald tun. Der Wald ist nicht Dekoration fรผr schnelles Vorankommen von A nach B (genauso wenig ist eine schรถne Grรผnderzeitstadt Deko fรผr die Autofahrer).
Der Wald ist ein Erholungsgebiet und soll ein friedlicher Platz fรผr die Lebewesen aller drei Reiche sein.
(Bitte, Christian, lassen Sie ab von meinem Kommentar. Er hat sich bei Ihnen offenbar ziemlich โquerโ geโsetztโ. Ihre drei rhetorischen Fragen sind wieder leicht neben der Spur. Lassen Sie von meinem Text ab. Danke.)
Nun, ich habe kein Problem, auf den betreffenden Radwegen zu fahren. Der Belag ist nicht toll und es nervt, aber es geht. Was auf den betreffenden Radwegen stรถrt beim Fahren, und dies scheint ja auch allen anderen hier zu gehen, ist der Nutzungsdruck. Man kann ja kaum fahren bei dem Verkehr. Die im Artikel genannten Radwege meide ich deswegen auch, wo es nur irgend geht, und keine zehn Pferde wรผrden mich an einem sonnigen Wochenende in den sรผdlichen Auwald kriegen.
Leider aber ist die vermeintliche Lรถsung (Asphaltieren) keine Lรถsung in meinen Augen.
Frรผher gab es normale Fahrrรคder, mit denen die Menschen normal fuhren in einer normalen Geschwindigkeit. Klar gab es auch mal hier und da Rennradler etc., das war auch okay, aber die meisten fuhren mit ihren netten Rรคdern so, dass sie auch ausweichen konnten usw. usf. Heute gibt es E-Bikes und andere windschnittige Fahrrรคder, mit denen sich ganz andere Geschwindigkeiten fahren lassen und auch schlechte Wege kein Problem sind. Moderne Technik macht es halt mรถglich. Ein DDR-Diamant-Rad ist eben was anderes als ein modernes Gravelbike!
So, und was passiert nun, wenn da die Neue Linie oder was weiร ich asphaltiert werden? Natรผrlich werden die Raserfreunde dort noch mehr entlang brettern.
Der Kleinfamilie, die dort friedlich langfahren will, der wird das also nichts helfen.
Im schlimmsten Fall wรผrde eine Asphaltierung die Problematik des hohen Verkehrsaufkommens noch verschรคrfen.
Nein, ich habe da auch keine Lรถsung fรผr!
Werter Stefan,
tut mir leid, dass ich nicht so adรคquat geantwortet habe, wie Sie sich das vorstellten.
Sie warfen uns 10 Punkte in den Raum, und ich ging nicht auf alle ein.
Vergessen Sie bitte auch nicht das eigentliche Thema des Artikels.
Es geht nicht um den irren Radverkehr, den Sie gern diskutiert haben mรถchten, sondern um die Asphaltierung von Wegen im Wald.
Aber eigentlich geht es immer, neben den baulich notwendigen Maรnahmen, um Rรผcksicht miteinander.
Verrรผckte Hipster-BikianerInnen (nerven auch mich) und normale Radfรผhrende mรผssen einfach aufeinander achten und kรถnnen nicht nur ihren Stiefel durchtreten. Ebenso FuรlรคuferInnen.
Sind wir da nicht doch einer Meinung?
Der Nutzungsdruck ist gestiegen โ jawohl. Deswegen geht es ja auch darum, die Wege entsprechend zu ertรผchtigen. Unter Rรผcksicht auf das Umfeld.
Mรถchten Sie nun einen asphaltierten Weg oder nur einen als Schnellweg woanders?
Mรถchten Sie den Radverkehr lieber wieder einschrรคnken, weil Ihnen das alles zu irre ist?
Mรถchten Sie, dass Radfรผhrende nur auf Sandwegen fahren kรถnnen und PKW auf Asphalt?
Und wo sollen die zusรคtzlichen Radfahrenden fahren?
Man kann die Fragen โWas ist umweltfreundlich?โ, โwas ist linksโ oder โwas ist christlichโ auf verschiedenste Arten beantworten, deswegen ist die Frage oft nicht so interessant. In diesem Fall kollidiert es halt mal wieder, weil Asphalt im Wald sich doch irgendwie so unpassend anfรผhlt, Luftstaub und rรผttelnde Fahrradlenker aber auch nicht so toll sind. Der Wegeverbesserer fรผhlt sich umweltbewusst, der Waldschรผtzer aber auch.
Wenn man sich darauf einigt, dass Menschen vom Auto aufs Rad umsteigen sollen, oder das Ziel noch erweitert wird und man auch relativ alltags-immobile Menschen fรผrs Radfahren motivieren mรถchte, dann kann man sich die Effekte doch einfach vorbeten. Die (Rad-)Wege werden voller. Die Interessenkonflikte nehmen zu. Es gibt auch mehr Regelverstรถรe. Alles nichts schlimmes, aber man muss auch darauf reagieren, statt sich auf der Parole โmit mehr Radverkehr wird alles besser!โ auszuruhen.
Natรผrlich sind Radfahrer*:/:*innen nicht einfach andere, bessere Menschen. Wo sollen dir herkommen? Sie wollen oft einfach nur von A nach B kommen. Und so, wie letztens direkt AUF dem Zebrastreifen ein Auto vorm Konsum stand, das war so schรถn bequem nah am Ziel, genauso sah ich schon รถfter Fahrrรคder, Lastenrรคder direkt VOR der Zugangstreppe des Einkaufsladens. Vielleicht einen Meter entfernt. Und keiner dieser รberzeugungstรคter war durch die pรถhsen Autos dazu gezwungen worden, denn es gibt einen regulรคren Abstellplatz fรผr Rรคder. Wo kommt denn nur die Erwartung her, dass Radler sich charakterlich anders, oder genauer gesagt โfreundlicherโ verhalten wรผrden als Autofahrer? Da offenbart sich mal wieder richtiges Klischeedenken.
Die neue Linie nennen wir im Bekanntenkreis schon seit vielleicht zehn Jahren die โWaldautobahnโ. Ich komme mit dem Staub auf dem Weg zum abendlichen Baden im Cossi klar und wรผnsche mir auch keine Verhรคltnisse wie auf dem asphaltierten Elberadweg. Dort kommen dann wirklich die Renn-Spezialrรคder zum Einsatz, weil alles so schรถn glatt ist. Dort gibts stellenweise schon parallele Wege fรผr Fuรgรคnger und langsame, so hoch ist der Nutzungsdruck.
Fรผr die Freunde des gepflegten Abstands: Letztes Jahr sah man am Elsterflutbecken eine Zeit lang immer wieder einen Zeitgenossen, der sich eine Badenudel an den Kรถrper gepinnt hat. Zum Abstand erzwingen beim รberholen zu Fuร und zu Rad. Es gibt halt รผberall รberzeugungstรคter :-))
Werter Christian, am Wesentlichen bei mir schreiben Sie flott vorbei.
Es geht um den irren Radverkehr im Wald.
Nicht um Knรถpfe in studentischen Ohren und auch nicht um die vermutlich rhetorische Frage, ob ich nicht mรถchte, dass mehr Leute Rad fahren. Darรผber zu streiten, nehme ich mir hier nicht die Zeit.
Und ja, selbst ich, der vor dicht heranfahrenden, nicht allzu schnellen Radfahrern keine Angst hat, empfinde es als extrem aggressiv, wenn โAutoradlerโ (Ihre Formulierung) in hohem Tempo, aber in cm-Abstand an mir vorbeiflitzen. Da wird von diesen Rรผpeln bewusst ein Risiko eingegangen โ wehe, ich wรคre arglos einen halben Schritt zur Seite gewackelt. Passierte รถfters vor dem Hauptbahnhof und eben auch im Wald. Was ist, wenn ich als Fuรgรคnger leicht stolpere wegen einer Unebenheit im Weg? TjaโฆKismetโฆ Im Wald ist es eben ein Kampf ums Dasein.
artiemartie hat mich genau richtig verstanden. Frank Morgeneyer versucht eine weitere Differenzierung (โgrรถรere Lรถsungโ). Danke diesen beiden fรผr die konstruktive Fortfรผhrung der Diskussion.
Das Bevรถlkerungswachstum Leipzigs um Zehntausende zieht einen erhรถhten Nutzungsdruck nach sich, insbesondere auch in Richtung der Bergbaufolgeseen. An einer โgrรถรerenโ Lรถsung kommt da nicht vorbei. Die Konkurrenz zwischen Rad Fahrenden und Spaziergehenden ist groร. Alternativer Schnellradweg ist ein Weg. Die Wegebaumaรnahme, wie sie kรผrzlich auf der Neuen Linie getรคtigt wurde ist allerdings ein Witz โ sie gleicht einer umgekehrten Dachrinne, die fรผr beide Nutzer eine Unfallgefahr darstellt und darรผber hinaus noch unรคsthetisch wirkt.
Ich finde es absurd, Wege im Park bzw. im Auwald zu asphaltieren. Das widerspricht doch vรถllig dem umweltfreundlichen Gedanken des Radfahrens. Vielleicht sollten die Urheber der Petition mal ihre Entscheidung fรผr vรถllig ungeeignete Hipster-Retro-Rennrรคder รผberdenken ๐
@Stefan
Das musste ich erst mal setzen lassen.
Ich pflichte Ihnen bei, bei dem amรผsanten Vergleich der โAutoradlerโ. Diese Kampfgefรคhrte รคrgern mich auch immens.
Es gibt aber nach wie vor eine Art Studentenradeln.
Mit Knรถpfen im Ohr, von der Umwelt vรถllig abgeschnitten, und teils zu zweit / dritt nebeneinander trudeln diese rรผcksichtslos auf den Straรen / Radwegen und sind der Grund fรผr neue Antipathien ggรผ. Radlern.
Das stรถrt mich als Autofahrer UND Radfahrer.
Zurรผck zum Thema.
Ich bin froh, dass mehr Leute Rad fahren. Mรถchten Sie das nicht?
Und โ gestern kam ein passender Beitrag im Report Mainz โ es muss endlich ein echtes Umdenken bei der Verkehrsplanung erfolgen. Schnellwege mรผssen her und generell mehr Platz fรผr diese Art Verkehr zur Verfรผgung gestellt werden.
Genauso gehรถrt es sich aber auch (fรผr jede Verkehrsart) rรผcksichtsvoll zu agieren.
Das sollte eigentlich reichen.
Sorry, aber da pflichte ich der Stadtverwaltung sogar einmal bei, mindestens, was die Neue Linie angeht.
Das Radverkehrsaufkommen auf der Neuen Linie ist absurd โ jenseits von Gut und Bรถse.
Man kann da รผberhaupt nicht friedlich spaziergehen. Wie sollen die Tiere da queren?
Das Tempo der Radfahrer ist auch kein Spazierenfahren. Die Neue Linie wird als Schnellradweg missbraucht.
Der ADFC kรคmpft hier geradezu fรผr eine Autobahn durch den Wald.
Der Radverkehr durch den Wald gehรถrt einfach mal รผbelst abgebremst.
Die Larmoyanz im Artikel empfinde ich als unpassend.
Ich weiร, in den 1980ern hรคtte man sich das nicht vorstellen kรถnnen, dass Radverkehr im Wald einmal ein ernsthaftes Problem darstellen kรถnnte. Aber es ist nun so gekommen.
Passt zu meiner These, dass ein Gutteil der heutigen Radfahrer umgestiegene Autofahrer sind: sie fahren Auto auf dem Rad. Das hat nichts mehr mit Studentenradeln wie vor 25 Jahren zu tun.
Man sollte bei diesem Bedarf auf der Nord-Sรผd-Achse darรผber nachdenken, ob man etwa entlang Focke-/Wundtstraรe und dann weiter sรผdlich einen eigenen Schnellradweg abmarkiert oder anlegt.
Radwege im Wald โ ja. Aber dort nicht Radfahrer im Sekundentakt.
Ja, auch ich bin ein paarmal da lang gefahren โ zum Cossi. Das war in den Nullerjahren, lรคngst nicht so viel los. Einen seinerzeitigen Schnellradweg (wie oben beschrieben) hรคtte ich auch lieber genutzt. Ich habe schon andere Asphaltvarianten probiert, alles nix โ kein Wunder in Leipzig.
So toll ist das nรคmlich nicht, nur als Stรถrfaktor der Natur durch den Wald zu fahren.
Das ist auch nicht nur die Neue Linie allein, da gibt es noch mehr so โSpazierwegeโ, wo man besser am Rand langlรคuft, um den Blindradlern ungehindertes Durchbrettern zu ermรถglichen.
Mich als ehemaligen Vielradler (City und Regional) stรถrt diese Pervertierung ziemlich.
โDer Wegeabschnitt liegt in einem sensiblen Naturraum und ist Teil des Landschaftsschutzgebietes (LSG) und SPA-Vogelschutzgebietes ,Leipziger Auwaldโ. โ
Verstehe ich das richtig? Der Weg neben der Rennbahn, Richtung Schleuรiger Weg? Ein sensibler Naturraum?
Dort bewegen sich so viele Menschen, dass es dort entweder keine sensiblen Tiere gibt, oder sie an die Leute gewรถhnt sind. Das kann doch unmรถglich ein Grund sein, eine einfach zu erreichende Verbesserung fรผr den Radverkehr zu erreichen.
Nicht, dass ich es schlimm finde dort Rad zu fahren, das geht schon, aber der Zustand des Weges ist tatsรคchlich nicht schรถn.
Ich wรผrde mal noch in den Raum stellen, dass die Wurzeln der Bรคume am Wegesrand noch eine Rolle spielen wรผrden bei der Haltbarkeit des Asphalts. Aber das lรคsst sich ja vielleicht auch lรถsen.
Offensichtlich wollte man den Umweltverbรคnden mit dem โAuffahren der Geschรผtzeโ zeigen, das man hiervon Kenntnis besitzt und sehr verantwortungsvoll mit dem Thema umgeht.
-> Was man beim Auwald hingegen interessanterweise so nicht feststellen kann.
Das Staatsministerium selbst hat ja schon Argumente fรผr eine Asphaltdecke geliefert.
Ob man wohl innerhalb รถffentlicher Institutionen miteinander kommuniziert?
Oder den Amtsbrief liest?
Ich denke, man hat einfach Schiss vor den Umweltverbรคnden.
Wenn diese dem Amt gegenรผber gemeinsame Fรผrsprache fรผr dieses Projekt signalisieren wรผrden, fiele es dem schwerfรคlligen Schimmel auch etwas leichter.
So hat man ohne die offizielle Meinung der Verbรคnde Angst vor plรถtzlichen Gegenargumenten, dass man z.B. mit der Asphaltierung dem Sandwurm seinen Lebensraum wegnรคhme. Obwohl, der kann sich ja jetzt schon neben dem eigentlichen Weg ausreichend schlรคmmenโฆ
โHier kommt es gerade am Wochenende zu gefรคhrlich dichtem Gedrรคnge.โ
Das wird man aber mit einer Asphaltdecke nicht รคndern kรถnnen. Es sei denn, man macht sie breiter.
Das kรถnnte man aber auch mit den Verbรคnden diskutieren, abwรคgen und dann entscheiden.