„Schwierige und anspruchsvolle Bodenverhältnisse“ da, wo der Zoo Leipzig sein Feuerland bauen will? So richtig überraschend kommt die neuerliche Steigerung der Kosten im dritten Bauabschnitt des „Zoos der Zukunft“ nicht. Denn gebaut wird er im Auenland. Warum wird das in Leipzig nur immer wieder vergessen? Denn eigentlich will ja Leipzigs Amt für Stadtgrün und Gewässer hier auch wieder den in den Jahren 1950/1951 zugeschütteten Pleißemühlgraben öffnen.

Der führte bis dahin vom Naturkundemusum bis ins Zoogelände und mündete dort in die Parthe. Der Mühlgraben spielt eine Rolle in den Hochwasserschutzplänen für den Zoo. Und natürlich verlief er einst da, wo jetzt das „Feuerland“ entsteht. Was dann entsprechende Folgen für die Fundamente aller geplanten Bauwerke hat.Und was nun die Baukosten für diesen Teil des „Zoos der Zukunft“ betrifft, so begannen die Kosten schon 2016 den geplanten Rahmen zu sprengen. Auch weil der Zoo jetzt auf Drängen der Landestalsperrenverwaltung eigene Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Parthe im Zoogelände umsetzen musste.

Aber auch die Folgejahre waren von Bauverzögerungen geprägt. Eigentlich sollte der „Zoo der Zukunft“ schon 2020 fertig sein, dann wurden die Bauprojekte bis ins Jahr 2022 gestreckt. Und mit der neuesten Vorlage aus den Dezernaten Kultur und Finanzen wird klar: Das ganze Projekt wird wohl bis 2025 dauern und noch einmal deutlich teurer werden. Aus zuletzt veranschlagten 73 Millionen Euro für den dritten Bauabschnitt mit dem durchaus ambitionierten „Feuerland“ werden nun 100 Millionen Euro, die anteilig auch von der Stadt Leipzig mitzutragen sind.

Das liest sich in der Vorlage so: „Das Unternehmenskonzept ,Zoo der Zukunft‘ umfasst für den 3. Entwicklungsabschnitt nach derzeitigem Stand ein Gesamtkostenvolumen von 100,2 Mio. €. Damit ergibt sich im Vergleich zum Stadtratsbeschlusses VI-DS-03435-NF-01 vom 14. Dezember 2016 ein zusätzliches Finanzierungsvolumen von ca. 27,6 Millionen Euro für den dritten Entwicklungsabschnitt und die damit im Zusammenhang stehenden Bauabschnitte sieben bis neun.

Die Kostensteigerungen liegen im Wesentlichen in den gegenüber 2016 nochmals stark gestiegenen Baupreisen und in den zeitlichen Verzögerungen aufgrund der Corona-Pandemie mit Kostensteigerungen in abhängigen Gewerken und Folgegewerken begründet. Neben angepassten rechtlichen und bautechnischen Rahmenbedingungen aufgrund von Auflagen in den Bereichen Denkmalschutz, Brand- und Hochwasserschutz beim Vorhaben Aquarium/Terrarium wirken sich schwierige und anspruchsvolle Bodenverhältnisse im Bereich Feuerland erhöhend aus.“

Einst war es ja nicht nur der Pleißemühlgraben, der hier mündete, sondern die Pleiße selbst, die im großen Bogen um das Rosental herum zur Weißen Elster floss. Die Parthe fließt am Zoogelände im alten Bett der Pleiße. Und logischerweise ist dort, wo einst die Pleiße floss, das Gelände denkbar instabil. Ganz ähnlich wie am nahe gelegenen Elstermühlgraben, wo ja bekanntlich die in der DDR-Zeit erbaute Kirche St. Trinitatis mit der Zeit begann Richtung Ufer abzusacken.

Die Kostensteigerungen im Zoo erzählen also auch davon, dass den modernen Planern nicht wirklich bewusst ist, dass sie hier mitten in einem alten Flussgebiet bauen.

Die Vorlage für den Stadtrat wurde jetzt fällig, weil die Stadt natürlich mit Geld unterstützen muss. Der Zoo ist ja auch durch die Einnahmeausfälle aufgrund der Corona-Sperrzeiten auf mehr finanzielle Unterstützung angewiesen.

„Die dargestellten Veränderungen der Kostenstruktur im Zusammenhang mit der Umsetzung des Masterplans 2025 erfordern eine Anpassung der Finanzierung der Mehrkosten“, heißt es jetzt in der Stadtratsvorlage.

„Die Finanzierungsbeteiligung der Zoo Leipzig GmbH in Höhe von 7,6 Mio. € soll durch die zeitliche Streckung und Verlagerung der Maßnahmen bis zum Jahr 2025 realisiert werden. Darüber hinaus soll in Höhe von 9,0 Mio. EUR der Finanzbedarf über Darlehen gesichert werden. Ebenso wird mit Zuwendungen und Spenden seitens des Freundes- und Fördervereins des Zoos in Höhe von 3,0 Mio. EUR gerechnet. Für das verbleibende notwendige Finanzierungsvolumen von 8,0 Mio. € wird eine Finanzierungsbeteiligung der Stadt Leipzig durch Anhebung des Investitionszuschusses aus dem Finanzhaushalt angestrebt.“

Und auch sonst wird der Betrieb des Zoos teurer. Die Stadt muss also auch ihre jährlichen Zuschüsse anpassen, wie man in der Vorlage lesen kann: „Darüber hinaus ist zur Berücksichtigung der Kostenentwicklung eine Anpassung des bisherigen jährlichen Zuschusses der Stadt Leipzig (Ergebnishaushalt) erforderlich, der seit dem Jahr 2007 trotz zwischenzeitlich eingetretenen Tarif- und Sachkostensteigerungen konstant bei 2,8 Mio. € p. a. gehalten werden konnte. Ab dem Jahr 2023 wurde insofern mit einem erhöhten jährlichen Zuschuss aus dem Ergebnishaushalt in Höhe von insgesamt 3,4 Mio. € p. a. gerechnet.“

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