Die Bauarbeiten am Lindenauer Markt haben ja gerade begonnen, eine Baustelle, die auch die Kuhturmstraße und die Demmeringstraße mit umfasst und Lindenau in den kommenden Monaten in Atem halten wird. Aber am 25. Februar gab es noch eine wichtige Entscheidung im Stadtrat, die etwas ganz Wesentliches am Lindenauer Markt ändert. Denn dass der Lindenauer Markt seit dem Jahr 2000 so aussieht wie er aussieht, hat natürlich mit der damaligen Haltung der Stadtratsmehrheit zu tun, die sich partout nicht vorstellen konnte, dass man die Hälfte des Platzes für den Durchgangsverkehr sperren könnte.
Also ließ man die Planer der Stadt damals zwei Straßen auf dem Platz planen mit einer kleinen Marktfläche in der Mitte und gefährlichen Überwegen etwa zum Theater der Jungen Welt.Manchmal braucht es dann wirklich erst drei, vier neu gewählte Ratsversammlungen, bis so ein bisschen Realitätssinn einzieht und die jahrelangen Vorstöße des Stadtbezirksbeirats Alt-West endlich Gehör finden, die Nordseite des Platzes für den Durchgangsverkehr zu sperren. Den Umbau des Platzes hat der Stadtrat im Grunde ja schon 2017 beschlossen.
Am Freitag, 26. Februar, ging es dann um die ganz offizielle Entwidmung der Straße: „Aufgrund der geplanten Umsetzung des Maßnahmenplans im integrierten Verkehrskonzept Altlindenau (VI-DS-03256 vom 08.03.2017) ist die Umstufung erforderlich. Die Teilfläche ist derzeit als Ortsstraße unbeschränkt dem öffentlichen Verkehr gewidmet. Nach Umsetzung des Maßnahmenplans entsprechen die benannten Teilflächen den Voraussetzungen eines öffentlich beschränkten Wegs (Fußgänger- und Fahrradverkehr, beschränkter Kfz-Verkehr (Lieferverkehr frei))“, heißt es in der Verwaltungsvorlage, die vorher schon im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau und im Stadtbezirksbeirat volle Zustimmung erhalten hatte.
„Eine Umstufung ist gemäß § 7 Sächsisches Straßengesetz eine Allgemeinverfügung, durch die eine öffentliche Straße einer anderen, ihrer Verkehrsbedeutung entsprechenden Straßenklasse zugeordnet wird.“
Damit sollte dann auch der Schleichverkehr und das wilde Parken auf der Nordseite des Platzes aufhören und die Fußgänger/-innen endlich unbehelligt zum Einkauf in den Geschäften oder auf dem Wochenmarkt laufen können, ganz zu schweigen vom Weg zur Straßenbahnhaltestelle. Das sind immerhin 275 Meter Straße, auf der künftig die zu Fuß Laufenden Vorrang haben. Eigentlich wie früher, könnte man meinen, als der Lindenauer Markt noch der Markt von Lindenau war und Autofahrer so selten, dass sie gar nicht auf die Idee kamen, ganze Straßen für sich allein in Anspruch zu nehmen.
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Aha!
>eines öffentlich beschränkten Wegs (Fußgänger- und Fahrradverkehr, beschränkter Kfz-Verkehr (Lieferverkehr frei))“
Ganz autofrei wird die Chose also nicht. Man sieht in der Innenstadt, ganz besonders in der Nikolaistraße, wer sich so alles für “Lieferverkehr” hält, auch wenn es schon lange nach 11 Uhr ist…
Es liest sich nämlich nicht so, dass der Asphalt ganz aufgebrochen werden wird und die Bepflasterung also nahtlos bis an die Geschäftseingänge heranreichen wird. So etwas wie eine Fahrspur wird also noch sichtbar bleiben, und man weiß, dass jede Fahrspur Autofahrer gleichsam wie Honig anzieht.
Nein, ich bin kein MIV-Hasser. Aber ich möchte unbehelligt zum Geschäftseingang kommen können, ohne ängstlich auf diesen schmalen 3 Metern Gedächtnisspur doch noch nach links und rechts schauen zu müssen. Das wird mir also nicht genommen werden.
So ist sie, die Stadt Leipzig. Irgendein Kinken bleibt immer drin.