Seit Juli 2020 ist klar, dass das Leipziger Naturkundemuseum künftig im einstigen Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz heimisch werden soll. Was erst einmal die jahrelange Suche nach einem geeigneten Standort für das Museum beendete. Jetzt geht der Planungsbeschluss für das 39-Millionen-Euro-Projekt in den Stadtrat. 2024 könnte Baubeginn sein.
Womit dann ein nun fast 100 Jahre altes Bauwerk, das gar nicht für diese Zwecke gedacht war, eine wohl dauerhafte neue Funktion bekommt. Im August hatte der Stadtrat ja beschlossen, dass man sich jetzt für den Bowlingtreff entscheidet, nachdem der Versuch einer Ansiedlung in der Spinnerei bautechnisch gescheitert war. Bei der Gelegenheit bekam die Verwaltung freilich noch die Arbeitsaufgabe zu prüfen, ob die unterirdischen Gebäudeteile tatsächlich wasserdicht sind.Denn gebaut wurde das Gebäude ja einst als unterirdisches Umspannwerk: „Das Gebäude des ehemaligen Bowlingtreffs befindet sich im Eigentum der Stadt Leipzig. Es wurde in den Jahren 1925/26 als unterirdisches Umspannwerk errichtet und in dieser Funktion bis 1965 genutzt. Es beherbergte insbesondere einen größeren Maschinensaal und einen kleineren Akkumulatorensaal. Die unterirdischen Gebäudeteile erstrecken sich in West-Ost-Richtung.
Der westliche Teil ist viergeschossig, dessen Querschnitt sich in den beiden unteren Geschossen verjüngt. Das vierte Untergeschoss ist aufgrund der geringen Raumhöhe von etwa zwei Metern nur sehr eingeschränkt nutzbar. Der östliche Teil ist eingeschossig. Der Boden des vierten Untergeschosses befindet sich ca. 15 Meter unter Geländeoberkante, der Boden des eingeschossigen Ostflügels ca. 5,5 Meter. Zwischen den Gebäudeflügeln befand sich das ursprüngliche Eingangsbauwerk.“
Später bekam der Bau ja eine völlig neue Nutzung und oberirdisch ein modernes Angesicht, es wurde – wenn auch nur für relativ kurze Zeit – zum Bowlingtreff: „Nach einem Entwurf von Winfried Sziegoleit wurde der Gebäudekomplex zu einer Freizeitsportstätte 1986/87 umgebaut und ist seitdem unter dem Namen ,Bowlingtreff‘ bekannt. In den beiden mit Oberlichtfenstern versehenen Hallen gab es acht bzw. sechs Bowlingbahnen. Das neue Eingangsbauwerk des Bowlingtreffs, unmittelbar südlich des Promenadenringes im Abschnitt Roßplatz gelegen, setzt einen wichtigen städtebaulichen Akzent. Dieser achteckige Bau ist durch senkrechte Glasflächen gegliedert und mit Elbsandstein verkleidet, die Mittelachse in Nord-Süd-Richtung mit einem Glasdach überwölbt. Der Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz. (…) Der Bowlingtreff wurde 1997 geschlossen und ist seitdem ungenutzt. Das Gebäude ist weitgehend beräumt. Es verfügt heute über eine Fläche von ca. 5.800 m² (ohne 4. Untergeschoss).“
Den ersten Schritt, die neue Nutzung vorzubereiten, ist die Stadt ja schon gegangen: „Die im Auftrag der Stadt Leipzig 2019 erstellte Machbarkeitsstudie zur Unterbringung des Naturkundemuseums im Bowlingtreff (Anlage des Grundsatzbeschlusses) bestätigt grundsätzlich, dass die Anforderungen, die an ein neues Naturkundemuseum gestellt werden, im Gebäude des Bowlingtreffs erfüllt werden können. Die Untersuchungen erfolgten hinsichtlich rechtlichen Rahmenbedingungen, Außenanlagen, Denkmalschutz, Flächenaufteilung, Tragwerksplanung, Brandschutz, Arbeitsschutz/Barrierefreiheit, Sicherheit, Bauphysik und Haustechnik, Schallschutz. Die Studie schlägt vor, dass die Dauerausstellung in dem Westflügel eingefügt wird und der Ostflügel für Sonderausstellungen zur Verfügung steht. Das Eingangsgebäude kann für den Museumsshop, ein Café und einen Vortragsraum (MultiPurpose) und in den Obergeschossen für die Museumsverwaltung genutzt werden.“
Aber ein Problem blieb, das fast alle Leipziger Museen haben: „Die Machbarkeitsstudie zeigte jedoch auch, dass die Sammlungen des Museums nicht am Standort Bowlingtreff untergebracht werden können. Deshalb wurde mit dem Grundsatzbeschluss auch festgelegt, dass die Errichtung eines Depotgebäudes für das Naturkundemuseum bzw. eines Zentraldepots für alle städtischen Museen notwendig werden wird. Nach einem Bezug des Bowlingtreffs durch das Naturkundemuseum verbleiben die Sammlungen des Museums am Standort Lortzingstraße bis zur Errichtung eines Depotgebäudes. Die Planungen für ein Depotgebäude sind nicht Bestandteil dieses Planungsbeschlusses.“
Das Depotgebäude ist also noch nicht erfasst von den prognostizierten 39 Millionen Euro für den Umbau des Bowlingtreffs zum neuen Naturkundemuseum. Für Planungsleistungen werden jetzt rund 2 Millionen Euro veranschlagt. Parallel zu den Planungen sollen die Untersuchungen zur Wasserdichtigkeit des Baukörpers erfolgen. 2023 soll dann alles vergabefertig durchgeplant sein, sodass 2024 mit den Bauarbeiten begonnen werden könnte.
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Keine Kommentare bisher
Na hoffentlich lässt man diesmal ordentlich planen, nicht das man wieder ein Desaster wie bei der Spinnerei erlebt.
Letztlich fürchte ich aber, dass die Stadt das Projekt, nachdem es jahrelang erfolgreich hinausgezögert wurde, nunmehr mit der Begründung Corona eh nicht zu Ende führen wird.