Im Mai gab es mit dem Stadtratsbeschluss zum „Umfeld des Leipziger Sportforums“ endlich wieder Bewegung in einer Sache, die regelrecht ausgebremst schien: die Umgestaltung des Stadionumfeldes, zu dem die Verwaltung eigentlich schon vor neun Jahren ein belastbares Verkehrskonzept vorlegen sollte. Die Fans von RB Leipzig haben nun eine Erklärung geschrieben und fordern mehr Straßenbahn und weniger Schlamm.
Zum Wochenbeginn veröffentlichten sie auf ihrer Fan-Page eine Erklärung, die einmal alles bündelt, was aus ihrer Sicht nicht stimmt. Immerhin gibt es, nachdem im Mai die Erarbeitung eines Rahmenplans beschlossen wurde, wenigstens eine Bürgerbeteiligung, an der sich auch die Fußballfreunde intensiv beteiligt haben. Sie haben ja bei jedem Heimspiel erlebt, was ihnen an Anmarschwegen, vollen Straßenbahnen, überlasteten Haltestellen und einer verschlammten Festwiese zugemutet wurde.
Was alles so nicht hätte sein müssen. Die Wendeschleife der Straßenbahn hätte schon längst ausgebaut und verlegt werden können – mit leistungsfähigen Bahnsteigen wesentlich dichter ans Stadion.
Aber dass die Grünen sich überhaupt zum Handeln gezwungen sahen, hat mit den seltsamen Aktionen der Verwaltung zu tun, die hinter den Kulissen mit RB Leipzig schon längst über einen Kaufvertrag für das Gelände an der Arena verhandelte, wo eigentlich auch aus Sicht der Stadtplaner der ideale Platz für eine leistungsfähige Wendeschleife gewesen wäre. Da wurde einfach mal Schach gespielt und ein Feld besetzt, sodass schon von vornherein fast alle Optionen unmöglich wurden, das Straßenbahnthema am Sportforum zeitnah und zukunftsfähig zu lösen.
Und genau das sieht auch die AG Stadionumfeld der Fans des RB Leipzig als wichtigstes Problem.
In ihrer Erklärung heißt es dazu:
„Im Rahmen der Bürgerbeteiligung zur Stadionumfeldgestaltung wurde der Fanverband Leipzig e. V. von der Stadt Leipzig eingeladen, sich im Rahmen von Workshops mit Ideen einzubringen. Die daraufhin gegründete AG Stadionumfeld initiierte eine offene Umfrage unter allen Fans und Fangruppen ohne Antwortvorgaben um zu ergründen, welche Wünsche und Vorschläge die Fans zur Gestaltung des Stadionumfeldes haben. Aus dieser mit großer Resonanz aufgenommenen Umfrage zeichnete sich ein klares Meinungsbild ab, das durch die kreative Zusammenarbeit von Mitgliedern des Fanverbands Leipzig e. V. und des Kurvenvereins Rasenballisten e. V. innerhalb der AG noch ergänzt wurde. Im Nachgang der Workshops äußert sich die AG Stadionumfeld in folgendem öffentlichen Statement.“
Und ganz obenan steht das Problem Feuerbachschleife. Die LVB haben ja angekündigt, diese viel zu kleine Wendeschleife barrierearm umzubauen. Aber das ist auch aus Sicht der RB-Fans keine Lösung.
„Wir sind im Moment noch an einem Punkt, an dem wir sagen können: Irgendwie klappt es mit der Straßenbahnanbindung, auch wenn die Jahnallee und auch die Haltestelle Sportforum Süd vor allem im Abreiseverkehr zeitweise überlastet sind. Unser Dank gilt der LVB, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln an jedem Spieltag das Bestmögliche machen. Ab kommendem Sommer wird das RB-Stadion 3.000 Zuschauer mehr als bisher fassen. Ob das Straßenbahnnetz schon dann kollabiert oder bei einem stufenweisen Ausbau des Stadions auf 48.000, 50.000 oder auf bis zu 56.000 Zuschauer, wie die Pläne RB Leipzigs je nach Bedarf vorsehen, können wir nicht beurteilen. Aber klar ist, dass ab einem gewissen Punkt das derzeitige Straßenbahnnetz im Stadionumfeld dem Besucheransturm nicht mehr gewachsen sein wird, im Anreise-, vor allem aber im Abreiseverkehr.
Die Qualität und Leistungsfähigkeit des ÖPNV als Rückgrat vor allem auch im Veranstaltungsverkehr ist für die Besucher ein wichtiges Kriterium für die Frage, ob sie mit dem Auto oder Zug und Straßenbahn anreisen. Wir sind irritiert darüber, dass aktuell als einzige Maßnahme für den ÖPNV die Sanierung der bestehenden Feuerbachschleife vorgesehen ist. Diese Wendeschleife spielt momentan kaum eine Rolle im Veranstaltungsverkehr, da sie nicht leistungsfähig ist.
Daran wird auch die Sanierung nichts ändern. Wir befürchten, dass mit der Sanierung dieser Wendeschleife eine trag- und zukunftsfähige ÖPNV-Lösung bestenfalls in weite Ferne rückt. Deshalb appellieren wir an den Stadtrat, die Wichtigkeit und Dringlichkeit des Ausbaus des Straßenbahnnetzes für im Durchschnitt 25 Großveranstaltungen pro Jahr zu erkennen und eine bedarfsgerechte Wendeschleife in der Gestaltung des Stadionumfelds angemessen zu berücksichtigen. Dass alles so bleiben soll wie es ist, ist keine Lösung
Wir gehen davon aus, dass der Oberbürgermeister im Rahmen der Erteilung der Baugenehmigung zur Erweiterung der Red Bull Arena nicht nur die Notwendigkeit zur Schaffung weiterer Parkplätze seitens des Bauherren sieht, sondern auch die Notwendigkeit erkennt, seitens der Stadt Leipzig die ÖPNV-Infrastruktur im Stadionumfeld innerhalb eines absehbaren Zeitraums auszubauen.“
Und in der Erklärung werden auch die völlig ungenügenden Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer benannt.
Und siehe da: Auf einmal kommt das nächste Thema auf den Tisch, bei dem Leipzigs Verwaltung seit Jahren mauert, obwohl hier gehandelt werden kann und muss: Die Radwegeausgestaltung im Verlauf der Jahnallee.
„Die Ergebnisse der Fanumfrage verdeutlichen, dass es den Fans ein großes Anliegen ist, leistungsfähige Radwegeverbindungen insbesondere in der Ost-West-Relation zu schaffen und Konflikte mit dem Autoverkehr zu vermeiden“, heißt es in der Erklärung. „Wir unterstützen deshalb die Idee, eine zusätzliche Brückenverbindung für den Fuß- und Radverkehr über das Elsterbecken zu schaffen. Wir begrüßen den Plan RB Leipzigs, an Spieltagen auf der Festwiese den bewachten Fahrradparkplatz beizubehalten. Dennoch besteht der Wunsch, weitere Fahrradabstellmöglichkeiten in Stadionnähe zu schaffen.“
Und auch das Parkchaos an Spieltagen wird thematisiert: „Großer Kritikpunkt seitens der Fans ist, dass sich die Fußgänger an Spieltagen durch ungeordnet parkende Autos auf dem Stadion- und auch Festwiesenvorplatz schlängeln müssen und nicht ausreichend Platz für Fußgänger vorhanden ist. Vor allem nach den Spielen kommen sich Fußgänger und im Abreisestau stehende Autos auf diesen Parkplatzflächen in die Quere. Deshalb besteht der vielfach geäußerte Wunsch, beide Plätze autofrei zu gestalten, den Kampf Fußgänger gegen Auto im Vorhinein zu entscheiden und nicht erst auf dem Parkplatz.“
Kann es also sein, dass im Rathaus ein paar Leute sitzen und eine vorgestrige Autopolitik durchsetzen, obwohl gerade so ein innerstädtisches Stadtion alle Möglichkeiten bietet, die Fußballanhänger mit wirklich gut ausgebauten umweltfreundlichen Verkehrsbedingungen zu versorgen?
Die Erklärung macht ziemlich deutlich, dass die 2012 eigentlich gestellte Aufgabe von den Planern der Stadt nie wirklich umgesetzt wurde.
Die komplette Erklärung findet man hier.
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