Im Oktober legte das Dezernat Stadtentwicklung und Bau die Vorlage zum Bebauungsplan Nr. 455 „Sondergebiet Gleisdreieck – Arno-Nitzsche-Straße“ vor, praktisch parallel zu den Stadratsdiskussionen um die verkehrliche Anbindung der künftigen Stadtwerke-Zentrale auf der anderen Seite der S-Bahn-Gleise. Und siehe da: Da fehlte doch was im Aufstellungsbeschluss. Man kann das künftige Kulturzentrum doch nicht ohne S-Bahn- und Rad-Anbindung planen.
Das wurde in der Diskussion um die Anbindung des Stadtwerke-Geländes ziemlich deutlich. Erst musste der Stadtrat verhindern, dass die Straßenbahngleise in der Richard-Lehmann-Straße demontiert werden (die sich gerade erst wieder als unersetzliche Umleitungsstrecke im Störungsfall erwiesen), dann stellte sich heraus, dass die Unterführung der „Aktivachse Süd“ unter der Schlachthofbrücke noch gar nicht bedacht wurde. Auch den Bau dieser Aktivachse direkt am Stadwerke-Gelände musste erst der Stadtrat forcieren. Die Verwaltung hätte die Radfahrer/-innen sonst auf einen 500 Meter entfernten Weg durch die Gartenanlagen geschickt.
Es ist ganz so, als wären einfach wichtige Abteilungen im Planungsdezernat nicht besetzt und die zuständigen Fachplaner/-innen einfach nicht da, die hätten dazwischenrufen können: „Habt ihr an den beschlossenen Radweg gedacht? Habt ihr an die beschlossene S-Bahn-Station gedacht? Habt ihr an die Straßenbahn gedacht? Habt ihr an die Brücke nach Marienbrunn gedacht?“
Augenscheinlich passiert all das nicht, hat die Stadt zwar schöne Pläne zu Klimaanpassung, Energie- und Verkehrswende. Aber wenn es dann an konkrete Projektplanungen geht, funktionierten die simpelsten Kommunikationswege in den Ämtern nicht.
In der Regel müssen dann die Ratsfraktionen ran und all das nachträglich in die Vorlage bringen, was die zuständigen Ämter vergessen haben.
So auch in diesem Fall, nachdem der Stadtrat auch den OBM beauftragt hat, sich bei der Bahn starkzumachen, dass der Radweg für die „Aktivachse Süd“ unter der Schlachthofbrücke gebaut werden darf.
Fehlt noch die Verbindung zur S-Bahn-Station. Die beantragen jetzt die Fraktionen von Linken, Grünen und SPD gemeinsam. Nicht als extra Antrag, sondern als Ergänzung zur Verwaltungsvorlage zum Gleisdreieck.
Als neuer dritter Punkt soll das nun ergänzt werden: „Zukünftige Verkehrsnutzung mitdenken: Im Bebauungsplan zum ,Gleisdreieck‘ wird unter Berücksichtigung des Stadtratsbeschlusses VII-A-00727-NF-05 vom 15.09.2020 im Rahmen eines Durchwegungskonzepts eine Überquerung der Gleise für Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen geprüft und angestrebt. Dies geschieht im Planungskonzept unter Beachtung des geplanten Radschnellweges ,Aktivachse Süd‘, der Nutzung durch Mitarbeiter/-innen der Stadtwerke und einer neuen S-Bahn-Haltestelle nördlich der Arno-Nitzsche-Straße sowie einer späteren Nutzung des Gleisdreiecks.“
Die Brücke würde selbst dann Sinn machen, wenn sich die Bahn schwertun sollte damit, den seit Jahren geforderten S-Bahn-Haltepunkt Marienbrunn in den nächsten Jahren zu bauen.
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