In einer anderen Welt, in der Vernunft Stadtpolitik machen würde, würden funktionierende Radwege und ÖPNV-Verbindungen das Erste sein, was gebaut wird, bevor ein neues Wohngebiet entsteht. In Leipzig ist das seit Jahrzehnten anders. Und das wird für all jene Bewohner der neuen Quartiere zum Problem, die gern umweltfreundlich unterwegs wären, wenn das nicht so gefährlich wäre. Worauf der ADFC Leipzig am 12. September mit seiner Fahrraddemo in Rückmarsdorf aufmerksam macht.

So ganz neu sind die Wohngebiete dort ja nicht. Sie entstanden schon in den 1990er Jahren, als im Leipziger Speckgürtel schon wie wild gebaut wurde, weil die Sanierung der Innenstadt einfach nicht so richtig in Gang kommen wollte. Zehntausende Leipziger zogen damals in diese Neubaugebiete. In Rückmarsdorf entstanden die meisten neuen Wohnungen von 1993 bis zur Eingemeindung nach Leipzig im Jahr 2000. Nur: Die nötigen Radwege wurden nicht gebaut, weder vorher noch nachher.

Und so konstatiert der ADFC Leipzig: Auch in Rückmarsdorf im Westen Leipzigs fehlen Radwege.

Für Samstag, 12. September, um 13 Uhr rufen der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Leipzig und die Wählervereinigung Rückmarsdorf (WVR) deshalb auf zur Fahrraddemonstration – für eine zügige, sichere und bequeme Verbindung in die Innenstadt. Treffpunkt ist am am Fuchsbau Rückmarsdorf.

Seit 2000 ist Rückmarsdorf ein Ortsteil der Stadt Leipzig. Aber nie ist Rückmarsdorf durch einen durchgängigen Radweg mit der Innenstadt verbunden worden. Wer nach Rückmarsdorf an der Merseburger Straße entlang hin und zurück radeln will, sieht sich mit einem Flickenteppich an gemischten Geh-/Radwegen, schmalen, im Nichts endenden Radspuren und von Baumwurzeln hochgedrücktem Pflaster konfrontiert.

Wer die längere, indirekte Verbindung wählt über Privatwege und Gartenanlagen, über unbefestigte Trampelpfade und ein Stück Kanalradweg hat das Problem, deutlich länger unterwegs zu sein oder auf große Barrieren zu stoßen wie steile Treppen und mit Zäunen abgeriegelte Betriebsgeländewege.

Im innerstädtischen Bereich der Merserburger Straße hat das Verkehrs- und Tiefbauamt zwar wieder Radwege abmarkiert. Aber selbst dieses Programm zur Schaffung markierter Radwege stockt, weil dafür nicht genug Geld bereitgestellt wurde. Das war erst im Juli Thema einer Stadtratsanfrage der Linksfraktion. „Die Realisierung von Radwegmarkierung konnte nur im Rahmen des für diese Leistung zur Verfügung stehenden Budgets erfolgen“, erklärte das zuständige Amt dazu.

„Mit dieser Fahrraddemonstration setzen sich der ADFC Leipzig und seine Mitstreiter ein für schnelle und sichere Radwege, ein gutes Miteinander und für saubere Luft und gutes Klima für den Abschnitt zwischen Miltitzer Straße und Schomburgkstraße“, sagt Rosalie Kreuijer, stellvertretende Vorsitzende des ADFC Leipzig.

Der ADFC Leipzig setzt sich für ein leistungsfähiges Hauptradnetz in Leipzig ein, wozu ein straßenbegleitender Radweg an der Merseburger Straße von Kategorie IR III (innergemeindliche Hauptradverbindung) zwangsläufig gehört. Konkret würde das hier einen abgesetzten Geh- und Radweg bedeuten, um die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmenden zu gewährleisten. Der ADFC Leipzig setzt sich dafür ein, dass Radfahrende über direkte, bequeme, sichere Wege an alle Ziele gelangen können. Das gilt für E-Biker, Fußgänger ebenso wie für Kinder und Jugendliche auf dem Rad.

„Angesichts der wachsenden Einwohnerzahl Leipzigs, zunehmender Gewerbeansiedlungen und dem unmittelbar spürbaren Klimawandel brauchen wir jetzt einen beidseitigen, sicheren Radweg an der Merseburger Straße“, sagt Rosalie Kreuijer, die für den ADFC Leipzig die Demonstration angemeldet hat.

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 82: Große Anspannung und Bewegte Bürger

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Im Fall eines möglichen Radweges nach Rückmarsdorf trifft der ADFC mal die Achillesferse der, auf die Kernstadt fokusierten leipziger Stadtverwaltung. In den zurückliegenden Jahren hat selbst das große Engagement des ADFC in der verkehrlichen Zusammenarbeit mit dem vta (Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Lpz) absolut NICHTS an neuen, eigenständigen Radwegen gebracht: 1. im Leipziger Amtsblatt vom 18.07.2020 stand auf Seite 3 unter dem Artikel Radstreifen von Stötteritz bis Augustusplatz, dass in der Amtszeit von Baubürgermeisterin Dubrau in Leipzig 43 km Radwege neu gebaut und 33 km saniert wurden. Kann mir Jemand vermitteln wo diese Kilometer Radweg neu gebaut sein sollten? Im Norden sehe ich nicht einen km neuen Radweg, außer wenn man die Radweg-Markierungen auf bestimmten vielbefahrenen Straßen aus der Abgrenzung der kfz-Fahrspuren heraus als neuen Radweg ansieht. Aber neu gebaut wurden eigenständige Radwege damit nicht.
2. in 7 Jahren Amtszeit der letzten Baubürgermeisterin 43 km Radwegemarkierungen = 6,14 km im Jahr – solche Zahlen sind eher peinlich für eine Stadt wie Leipzig.
3. Hat sich überhaupt etwas für die Radwege getan seitdem beim vta ein Radwegebeauftragter sitzt? Die Frage sollte die Vertretung der Bürgerschaft mal an die Verwaltung stellen.
4. Der Marienweg am Rosentalhügel/Kläranlage hat von der Elsterbrücke bis zur Waldstraße teilweise einen Radweg in sehr schlechten Zustand und zu über 60% der Strecke keinen Radweg. Da hier wenig kfz-Verkehr besteht aber viel Radverkehr vom Norden in Richtung Innenstadt kann doch die Stadt relativ unkompliziert einen durchgehenden Radweg anlegen. Damit wäre den Radfahrern geholfen die von der Innenstadt/Waldstraßenviertel zum Heuweg durch den Auwald fahren, um damit den für Radfahrer blöd angelegten Kreisverkehr Fr-Ebert-Str/H-Driesch-Str/Leutzscher Allee zu umfahren. Es müsste nur noch nach den Brückenbauarbeiten an der Luppe-Bahnbrücke der Weg auf der östlichen Seite der Bahn mit einem asphaltierten Radweg versehen werden und ein unterfahren an der Elsterbrücke zum Heuweg wieder mit vorgesehen werden. Irgendwann gibt es hoffentlich dann auch einmal die Radwege- Verbindung Heuweg – Leutzsch- unter den Georg-Schwarz-Brücken hindurch zum jetzt aktuell geplanten Saale-Elster-Kanal Radweg mit Verbindung bis zur Saale und Unstrut.
Christof

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