Am Mittwoch, 16. September, wurde auch das Anliegen der Petition zu einem gewünschten Stadtteilpark zwischen Shakespearestraße und Bernhard-Göring-Straße behandelt. Die Petition selbst nicht mehr. Was auch in der kurzen Diskussion zur Sprache kam. Denn tatsächlich gibt es dort einen echten Zielkonflikt: Die stadteigene LWB hat den Auftrag, dort (Sozial-)Wohnungen zu bauen. Aber bislang ist die Brache auch ein wichtiges Stück Grün in Zentrum-Süd.
In der Petition hatte es noch ganz eindeutig geheißen: „Die Grundstücke der städtischen LWB Shakespearstraße 17–19 und Bernhard-Göring-Str. 28 sollen zu einem zusammenhängenden Stadtteilpark umgestaltet werden.”
Und die Begründung war auch nur zu berechtigt. Denn Shakespearestraße und Shakespeareplatz sind an der Stelle ein bislang ungestalteter Stadtraum ohne Aufenthaltsqualität.
Umso kälter wirkte dann die rigide Ablehnung der Petition durch das Stadtplanungsamt. Das schrieb trocken: „Das Begehr, die derzeit unbebauten Grundstücksflächen Shakespearestraße 17–19 und Bernhard-Göring-Straße 28 (Flur 926f und 927) in einen Stadtteilpark umzugestalten, wird abgelehnt.“
Es verwies dabei natürlich auf das dringend benötigte Bauvorhaben. Aber wo die Anwohner künftig eigentlich frische Luft schnappen sollen, das scheint im Bauplanungsamt durch eine seltsame Brille betrachtet worden zu sein: „Das Angebot an zentral gelegenen Naherholungsflächen ist eine der Qualitäten der Stadt Leipzig. Die Freiraumversorgung im Zentrum-Süd ist dabei insgesamt positiv zu bewerten. Im Umfeld der Shakespearestraße befindet sich der Pleißemühlgraben mit seinem Wasserspielplatz, der Floßplatz, der Körner-, Albrecht-Dürer- und Heinrich-Schütz-Platz. Der Clara-Zetkin-Park/Rennbahn liegt lediglich 1 km entfernt (westlich) und in ca. 500 m Entfernung (östlich) wird der ca. 8 ha große Stadtteilpark ,Bayerischer Bahnhof‘ entstehen.“
Eine Antwort, die Grünen-Stadtrat Tim Elschner schlicht inakzeptabel fand. Erst recht vor dem Hintergrund von Corona, das immer mehr Menschen dazu bringt, nach Begegnungen im freien Raum zu suchen. Normalerweise im nächsten Park, auf der nächsten Grüninsel, dem nächsten Spielplatz.
All das aber gibt es im Umfeld des Shakespeareplatzes nicht. Der Platz selbst ist mit Blechlawinen zugeparkt, stellte Elschner fest. Die Stadt müsse hier zwingend eine bessere Aufenthaltsqualität schaffen – übrigens genauso wie am Floßplatz, wo man zwar ein ganzes Stück Straße abgepollert hat – aber um diese Abpollerung akzeptabel zu machen, müssten hier zwingend Spielgeräte, vielleicht auch Beete angelegt werden.
Die Grünen schrieben also einen kompletten Änderungsantrag, den der Petitionsausschuss in seinen Formulierungen dann auch übernahm.
Die beiden Beschlusspunkte:
„Die Stadtverwaltung wird beauftragt, den Stadtrat über die qualifizierte Freianlagenplanung für die Flurstücke 926/f und 927 zu informieren. Im Stadtbezirksbeirat Mitte ist die qualifizierte Freianlagenplanung in öffentlicher Sitzung vorzustellen.
Die Stadtverwaltung wird beauftragt zu prüfen, ob und wie der Straßenraum Shakespearestraße (zwischen Bernhard-Göring-Straße und Karl-Liebknecht-Straße) und Shakespeareplatz zu einer Straße mit Aufenthaltsqualität, das heißt mit Aufenthalts- und Nutzungsmöglichkeiten für alle Menschen, umgestaltet werden kann. Der Stadtrat und der Stadtbezirksbeirat Mitte sind über das Prüfergebnis einschließlich eines Umsetzungsvorschlages bis zum Ende des IV. Quartals 2020 zu informieren.“
Nach Elschners Plädoyer am Mittwoch, dem Änderungsantrag zuzustimmen, gab es noch ein paar Nachfragen, ob dadurch nicht das Bauvorhaben der LWB gefährdet sei. Aber auch Baubürgermeister Thomas Dienberg betonte, dass das nicht so gesehen werde, dass man nur die Anregung mitnehme, bei der Freiflächengestaltung vielleicht ein paar neue Wege zu beschreiten.
Wer den Grünen-Antrag genauer liest, sieht dann auch, dass Elschners Hinweis auf den Shakespeare-Platz und seine Un-Gestalt darin Erwähnung findet.
„Die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen schlägt eine Prüfung dahingehend vor, ob und wie der Straßenraum Shakespearestraße (zwischen Bernhard-Göring-Straße und Karl-Liebknecht-Straße) und Shakespeareplatz zu einer Straße mit Aufenthaltsqualität, das heißt mit Aufenthalts- und Nutzungsmöglichkeiten für alle Menschen, umgestaltet werden kann.“
Wahrscheinlich wäre es klug gewesen, das als dritten Beschlusspunkt zu formulieren, sonst übersehen es die Planer wieder. Denn nur wenn hier – parallel zum Bauvorhaben der LWB – etwas passiert, bekommen die Bewohner der umliegenden Häuser wenigstes einen Ausgleich für das verlorene Grün. Und Tim Elschner hat recht: Die Umgestaltung des Shakespeareplatzes zu einem Platz, der seinen Namen auch verdient, ist überfällig. Das ist jetzt die Knobelaufgabe für die Planer: Wie sieht ein Platz aus, der Shakespeares würdig ist?
Der Änderungsantrag der Grünen fand dann – mit wenigen Gegenstimmen – die Mehrheit im Stadtrat.
Die Debatte vom 16. September 2020 im Stadtrat
Video: Livestream der Stadt Leipzig
Grüne beantragen öffentliche Freianlagenplanung und einen Umbau der Shakespearestraße für mehr Aufenthaltsqualität
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