Im Zusammenhang mit der künftigen Zentrale der Stadtwerke Leipzig an der Richard-Lehmann-Straße wird auch intensiv über den seit längerem geforderten S-Bahn-Haltepunkt Marienbrunn diskutiert. In ihrem neu gefassten Antrag zur Stadtwerke-Zentrale fordern die Grünen auch eine Brückenverbindung zum Haltepunkt. Und mit einem Extra-Antrag machen sie die Entwicklung des Gleisdreiecks „Black Triangel“ jetzt zur einer städtischen Aufgabe.
Denn an der Stelle wird einmal mehr sichtbar, dass das Gebiet aus stadtplanerischer Sicht seit Jahrzehnten terra incognita ist. Es liegt irgendwie vergessen zwischen den S-Bahn-Gleisen. Erst durch die Besetzung und Nutzung als „Black Triangle“ wurde das von der Deutschen Bahn nicht mehr genutzte Grundstück überhaupt wieder Teil der öffentlichen Wahrnehmung.
Wieder mit spektakulären Polizei-Aktionen, die zeigten, dass das Besitzdenken in Deutschland zumindest überdenkenswert ist. Während die Eigentümer oft nicht mehr wissen, was sie mit den alten Gebäuden anfangen sollen, suchen junge Leute in einer Stadt wie Leipzig immer erfolgloser nach Freiräumen, wo sie ihre Projekte noch umsetzen können.
Und sie erzeugen damit überhaupt erst einmal die Aufmerksamkeit dafür, dass es Ecken in der Stadt gibt, wo sich gar nichts tut, weil sie für die üblichen Investoren nicht lukrativ sind.
Wenn nun aber gegenüber die neue Stadtwerke-Zentrale entstehen soll, könne man auch gleich die Entwicklung des Gleisdreiecks mit in die Planung aufnehmen, findet die Grünen-Fraktion im Stadtrat.
Sie hat deshalb auch ihren Antrag zur Stadtwerke-Zentrale überarbeitet. Jetzt findet man darin auch diese beiden Beschlusspunkte:
„Die Stadtverwaltung setzt sich gegenüber dem ZNVL, der DB AG und dem Freistaat Sachsen dafür ein, möglichst zeitnah mit der Planung sowie Realisierung des zusätzlichen S-Bahn Haltepunktes Marienbrunn zu beginnen. Die Realisierung soll unter Berücksichtigung von Entwicklungen des Gleisdreiecks ,Black Triangle‘ in zeitlicher Nähe zur Fertigstellung der neuen Stadtwerkezentrale sowie der Aktiv-Achse-Süd stattfinden. Im Zuge der Realisierung des S-Bahn-Haltepunktes Marienbrunn wird auch das Gleisdreieck ,Black Triangle‘ mittels einer Brücke mit dem Haltepunkt sowie der Aktiv-Achse-Süd verbunden.“
Und weil das erst einmal nur die Einbindung des Geländes ist, hat die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen jetzt noch einen Extra-Antrag gestellt, das Projekt Gleisdreieck im Leipziger Süden vonseiten der Stadt mit zu begleiten und zu unterstützen. Dazu beantragt die Fraktion die Einrichtung einer dezernats- und ämterübergreifenden Arbeitsgruppe, die das Projekt vorantreibt. Weiterhin soll die Stadt prüfen, ob sie der neu entstandenen Clubstiftung beitritt und Fördermittel für das Projekt akquiriert.
„Vor dem Hintergrund des Braunkohleausstiegs und des damit einhergehenden Strukturwandels werden mit der Umsetzung dieser Projektidee neue und innovative Arbeitsplätze in Leipzig und für die Region entstehen. Das Projekt ist damit Unterstützer der Energiewende. Die Vorhabenträgerin rechnet mittel- bis langfristig mit bis zu 400 neu entstehenden Arbeitsplätzen. Auch im Tourismusbereich kann das Projekt eine neue Leuchtturm-Funktion für die Stadt Leipzig übernehmen“, erklärt dazu Stadtrat Jürgen Kasek, Sprecher der Fraktion für Livemusikspielstätten und Clubkultur.
„Das angeschobene Projekt wäre damit in Größe und Zielstellung auch deutschlandweit einmalig. Die zügige Entwicklung um damit Arbeitsplätze zu schaffen, Kultur zu stärken und Stadtentwicklung voranzutreiben sollte daher prioritär bearbeitet werden.“
„Unsere Fraktion hält es für richtig und wichtig, dass zur Umsetzung, Unterstützung, Weiterentwicklung und Stärkung der Projektidee – ähnlich wie bei der Entwicklung des Matthäikirchhofes – zügig eine dezernats- und ämterübergreifende Arbeitsgruppe durch den Oberbürgermeister eingesetzt wird, die die wesentlichen Rahmenbedingungen schafft“, betont Stadtrat Tim Elschner, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion.
„Ziel eines Bebauungsplanes für das Plangebiet – auf dem sich neben dem Eisenbahn-Umspannwerk, Wohnungen sowie Kleingärten befinden – soll dabei sein, sogenannte „städtebauliche Spannungen“ zu vermeiden und die eingeleitete Entwicklung zielführend und umsetzbar sicherzustellen.“
Aufgrund der Entwicklung der innerstädtischen Potentialgebiete „Stadtraum Bayerischer Bahnhof“ und „Eutritzscher Freiladebahnhof“ werden die Clubs „Distillery“ und „TV-Club“ ihre jetzigen Standorte aufgeben müssen. Gemeinsam mit den (ehemaligen) Projektentwicklern der Flächen „Stadtbau AG“ und „CG Gruppe“ haben beide Clubs 2019 auf Anregung die gemeinnützige „Leipziger Club- und Kulturstiftung“ gegründet. Die „Leipziger Club- und Kulturstiftung“ hat noch im gleichen Jahr das denkmalgeschützte ehemalige Eisenbahnkraftwerk Leipzig-Connewitz (auch bekannt als „Black Triangle“) erworben. Sie plant unter dem Namen „Gleisdreieck“ ein Musik- und Kunstzentrum zu errichten.
Das „Gleisdreieck“ soll nicht nur neue Heimat für die beiden Clubs „Distillery“ und „TV-Club“ werden. Auch dringend benötigte Probebühnen, Ateliers, Proberäume sowie Studios und Büros für kunst- und musikaffine Start-Ups sollen entstehen.
Mit dem Projekt werde auch die bessere ÖPNV- und Fahrradwegsituation angeschoben, betonen die Grünen. Der Umzug der Firmenzentrale der Leipziger Stadtwerke auf den Standort Arno-Nitzsche-Straße/Richard-Lehmann-Straße wie auch die geplante Errichtung einer Ballsporthalle an der Richard-Lehmann-Straße macht die Einrichtung eines S-Bahn Haltepunktes zwischen Arno-Nitzsche und Richard-Lehmann-Straße ebenso erforderlich wie die Aktivachse Süd für den Radverkehr sowie die entsprechenden Wegebeziehungen für Fußgänger/-innen.
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 82: Große Anspannung und Bewegte Bürger
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Es gibt 3 Kommentare
Der S-Bahnhaltepunkt Marienbrunn existierte von 1969 bis 2012.
“Wieder”-Eröffnung?
Die Wiedereröffnung des S-Bahnhaltepunktes Marienbrunn wäre endlich mal eine richtige Entscheidung nach so vielen falschen in den letzten Jahren.