Wahrscheinlich würde sich kein einziger Leipziger darüber wundern, wenn am Rathaus lauter Schilder hingen. „Keine Leute! Suchen dringend! Wir stellen ein!“ Denn nichts hat sich so fatal auf die Entwicklung der Stadt ausgewirkt, wie der jahrelang geltende Einstellungsstopp und das Schrumpfen wichtiger Planungsabteilungen. Das erfährt jetzt auch CDU-Stadträtin Sabine Heymann einmal mehr nach ihrer neuen Nachfrage zu den Radwegen in der Jahnallee.
Denn selbst der Stadtratsauftrag, die möglichen Radwegeverbindungen von Lindenau bis zur Innenstadt zu untersuchen, konnte nicht fristgerecht umgesetzt werden. Eigentlich war die Verwaltung beauftragt, ihre Untersuchungen für diese Radwegeverbindung 2020 dem Stadtrat vorzulegen, sodass ab 2021 erste Maßnahmen zur Umsetzungen in den Haushalt aufgenommen hätten werden können. Aber genau das wird nicht passieren.
Denn auf die Frage von Sabine Heymann „Werden 2021/2022 Haushaltsmittel für die besagte Untersuchung eingeplant?“ antwortet das Verkehrs- und Tiefbauamt: „In 2020 konnten leider aus Gründen der Personalkapazitäten noch keine vertiefenden Untersuchungen nach dem Auftakt in 2019 fortgesetzt werden. Daher sind für den Doppelhaushalt noch keine speziellen Finanzmittel für die Umsetzung von Maßnahmen eingeplant, da solche Maßnahmen noch nicht vorliegen.
Für weitere Untersuchungen stehen Finanzmittel im Rahmen der Planungsmittel im Doppelhaushalt 2021/22 zur Verfügung und müssen nicht zusätzlich eingeplant werden. Es muss jedoch geprüft werden, ob entsprechende Personalressourcen dafür eingeplant werden können.“
Das wird auch die SPD-Fraktion ziemlich wundern, die sich ja mit ihrem Antrag für diese Radwegeverbindung starkgemacht hat. Verschiebt sich jetzt ein Ausbau einer sicheren Radwegeverbindung über die Jahnallee allein deshalb um weitere zwei Jahre? Das frustriert schon.
Nur einzelne kleine Maßnahmen wären vielleicht machbar, so das Verkehr- und Tiefbauamt in seiner Antwort: „Davon nicht betroffen sind ggf. weitere temporäre Maßnahmen und Maßnahmen zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit.“
Welche das sein könnten, hatte Sabine Heymann auch gefragt.
„Aktuell erfolgte als temporäre Maßnahme die Markierung von Radfahrstreifen im Bereich der Zeppelinbrücke bis hin zum Knoten Jahnallee/Bowmanstraße/Capastraße. Bei der Anordnung der Radfahrstreifen handelt es sich um eine von der Stadt Leipzig als Untere Straßenverkehrsbehörde angeordnete verkehrsregelnde Maßnahme“, erklärt das Verkehrs- und Tiefbazuamt und weist darauf hin, dass noch ein Baustein in dieser Maßnahme fehlt: „In Ergänzung dieser Maßnahme wurde am Knoten Jahnallee/Bowmanstraße/Capastraße eine indirekte Linksabbiegemöglichkeit in den Palmengarten verkehrsrechtlich angeordnet. Die Umsetzung dieser Anordnung ist jedoch noch von Reparaturen des Fahrbahnbelages im Gleisbereich durch die LVB abhängig.“
Und irgendwie gehören auch die einzelnen Verkehrsanordnungen in der Inneren Jahnallee dazu: „Aufgrund mehrerer Unfälle mit Rad Fahrenden in der an den Ranstädter Steinweg anschließenden Jahnallee wurde bereits im vergangenen Jahr der Verkehr zwischen Waldplatz und Leibnizstraße neu organisiert. Die Höchstgeschwindigkeit wurde auf 30 km/h beschränkt und das Parken in der Inneren Jahnallee untersagt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung wird nun auf den Abschnitt von beziehungsweise bis zum östlichen nicht signalisierten Haltestellenzugang der Straßenbahnhaltestelle Leibnizstraße in Höhe Naundörfchen ausgeweitet.“
Diese Maßnahme wurde schon im August umgesetzt. Und auch hier steht noch eine winzige Verbesserung aus, so das Verkehrs- und Tiefbauamt: „Durch die Anlage von Radfahrstreifen im Zu- und Ablauf der Inneren Jahnallee wird die Verkehrssicherheit und der Verkehrsablauf weiter verbessert. Es wird angestrebt, diese Maßnahme als dauerhafte Lösung umzusetzen. Ein Zeitplan konnte noch nicht endgültig aufgestellt werden. Weitere temporäre Maßnahmen sind derzeit nicht geplant.“
Aber warum nur im „Zu- und Ablauf der Inneren Jahnallee“? Warum nicht durchgängig?
Vielleicht hätte das genau der Planer untersuchen sollen, der jetzt immer noch fehlt.
Linke-Antrag: Ist nicht eher der Cottaweg das Problem?
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Es gibt 2 Kommentare
Und der Stadtrat läßt sich am Nasenring durch die Manege führen, wiedermal. Papier ist ungeduldig dagegen.
Man hätte kein Personal? Unsinn. Man will es nicht dafür einsetzen, dieses Jahr nicht und nächstes Jahr auch nicht. Sind doch bloß Radwege.