Dass die Stadt einfach ein Grundstück am Sportforum verkauft, hat der Stadtrat verhindert. Aber nach wie vor verfolgt die Stadtverwaltung auf dem Gelände zwei Ziele, die vor dem Hintergrund der Klimakrise überhaupt keinen Sinn machen – die Öffnung der Alten Elster und den viel zu winzigen Ausbau der Feuerbachschleife. Beides hängt miteinander zusammen. Denn die Alte Elster blockiert den Platz, der für eine leistungsfähige Stadionhaltestelle gebraucht wird. Ulf Walther wendet sich jetzt direkt an die Fraktionen und die LVB.

Er kämpft seit Monaten darum, dass die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) von ihren viel zu kleinkarierten Plänen Abstand nehmen, die bisherige Wendeschleife der Straßenbahn in der Feuerbach- und der Max-Planck-Straße einfach nur zu erneuern, ohne sie näher ans Stadion zu legen oder gar ihre Kapazität zu erweitern.

Eigentlich ein Uralt-Thema, seit über das Verkehrskonzept für das Sportforum diskutiert wird. Die alte Feuerbachschleife steht nur deshalb in den Plänen der LVB, weil sich die Stadtverwaltung weigert, auch nur über die Friedrich-Ebert-Straße hinauszudenken, egal, ob man – wie Ulf Walther vorschlägt – die Stadionhaltestelle vor der Südseite des Stadions baut oder direkt auf dem Stadionvorplatz auf der Ostseite.

In beiden Fällen verhindern das die Pläne des Leipziger Umweltdezernats, die Alte Elster wieder zu öffnen. Ein wohl im Bereich von 100 Millionen Euro anzusiedelndes Investitionsprojekt, das sowohl dem Elsterbecken als auch der Nordwestaue systematisch das Wasser entziehen würde. Vor dem Hintergrund des Auenentwicklungsprogramms geradezu eine Katastrophe.

Ulf Walther hat eine ganze Reihe von Stadtratsbeschlüssen auf seiner Seite, die eigentlich geradezu erzwingen, dass eine leistungsfähige neue Straßenbahnwendeschleife in Stadionnähe gebaut wird, die auch bei Spielen von RB Leipzig reibungslos funktioniert.

Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen. In seinem Schreiben an Fraktionen, LVB und Verwaltung hat er noch einmal alles aufgeschrieben:

Der Brandbrief von Ulf Walther

Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, sehr geehrter Herr Jana, sehr gehrte Geschäftsführer der Leipziger Verkehrsbetriebe,

ich wende mich erneut bezüglich der Entstehung einer leistungsfähigen Feuerbachschleife an die Stadtratsfraktionen sowie nun auch an das VTA und die LVB. Erneut droht Gefahr im Verzug, da erneut im SBB Mitte Pläne vorgestellt wurden, die einer leistungsfähigen Feuerbachschleife entgegenstehen. Nachdem im August letzten Jahres das VTA und die LVB Pläne vorstellten, die Feuerbachschleife im Bestand zu sanieren, womit eine leistungsfähige Feuerbachschleife nicht käme, sowie die Dreiecksfläche Max-Planck-Straße–Fr.-Ebert-Str. zur Errichtung eines Wartehäuschens nutzen zu wollen, wurde im Februar diesen Jahres dem SBB Mitte eine Beschlussvorlage angetragen, nach der im Zuge der Erweiterung/Umnutzung der derzeitigen Schule dort zu einer Grundschule besagte Dreiecksfläche als Pausenhof genutzt werden soll.

„Die Größe der Pausenfreifläche ist für eine 4zügige Nutzung mit Hortbetrieb nicht ausreichend. Das Flurstück2098 weist eine Fläche von 4.670 m² auf. Die Fläche des Kleinspielfeldes zwischen der Schule und dem Naturdenkmal beträgt ca. 520 m². Somit sind derzeit ca. 5.190 m² in schulischer Nutzung. Davon müssen ca. 1.800 m² für bestehende Bebauungen abgezogen werden. Damit verbleiben als Freifläche ca. 3.390 m².

Dies ergibt bei 448 Schülern eine Freifläche von 7,6 m² pro Kind. Um eine Betriebserlaubnis für den Hort zu erwirken sind jedoch 10 m² pro Kind erforderlich. Somit muss die Grünfläche an der Südseite des Schulgrundstückes (Flurstück 2098/p) unter Berücksichtigung des zu schützenden Baumbestandes (Naturdenkmal) in die Planung einbezogen werden. Das entsprechende Flurstück hat eine Größe von 1.090 m², sodass unter Einbeziehung des Grundstücks eine gerade ausreichend große Freifläche zur Verfügung steht.

Nutzungskonkurrenzen

Auf einer Teilfläche des Flurstücks 2098/p ist auch die Errichtung einer behindertengerechten Straßenbahnhaltestelle für Bedarfsverkehre zum Stadion geplant. Nach derzeitigem Planungsstand werden hierfür etwa 200 bis 250 m² des Flurstücks benötigt, die dann als Schul- und Hortfreifläche nicht mehr zur Verfügung stehen. Im Rahmen der Vorplanung soll deshalb geprüft werden, ob Kompensationsflächen zur Verfügung stehen oder durch eine besonders flächenoptimierte Planung der Anteil der bebauten Fläche verringert werden kann.

Da auf dem Flurstück2098/p sehr wertvoller Baumbestand besteht, bei dem im besonderen Maße auch der Wurzelschutz gewährleistet sein muss, sollen die Freiflächenplanung für die Schule und die Haltestellenplanung in einem abgestimmten Planungsprozess erfolgen.“

Nutzungskonkurrent also die LVB mit Wartehäuschen für eine „Straßenbahnhaltestelle für Bedarfsverkehre“, die mit einer leistungsfähigen Wendeschleife nichts zu tun hat sondern eher nach einer Haltestelle für SEV klingt.

Im Protokoll des SBB Mitte heißt es:

„Herr Hirschmann von der Abteilung Infrastruktur des Amtes für Jugend, Familie und Bildung stellt die Vorlage vor.

Herr Warnecke fragt nach, ob das Schulprojekt nicht mglw. zukünftige, umfassendere Bauprojekte im Waldstraßenviertel beeinträchtigen könnte. Herr Hirschmann verweist auf Antwort auf den dringlichen Bedarf an Grundschulplätzen, der derzeit nicht anderweitig gedeckt werden könne.“

Fazit:

Ohne über Pläne zu verfügen, wie das Gelände Sportforum aussehen könnte/sollte und auch eine leistungsfähige Wendeschleife, soll hier der Stadtrat zustimmen, dass ein relevantes Grundstück, u. a. für die bedarfs-, leistungs- und zukunftsgerechte Wendeschleife, bereits zugebaut wird. Es ist logisch, dass dieses Grundstück am Ende der Straßenbahntrasse Feuerbachstraße (und ggf. Max-Planck-Str.) wichtig ist für eine leistungsfähige Schleife, wie und wo sie auch immer liegen wird, bzw. sich wenigstens die Option vorbehalten wird, die (aktuelle) Schleife zu erweitern.

Ein Beschluss der Tatsachen schafft ist nicht nachvollziehbar und, mit Verlaub, derselbe grobe Unfug wie die Sanierung der Feuerbachschleife im Bestand als, so muss es deutlich gesagt werden, Alibi-Bau. Würde so gebaut wie diese Vorlage und auch die Pläne der LVB vorsehen, gäbe es überhaupt keinen Spielraum mehr, die Haltestelle an diesem Standort und auch die alte Wendeschleife in den nächsten Jahrzehnten zu vergrößern bzw. schon jetzt bedarfs- und zukunftsgerecht zu bauen.

Nicht einmal der Wartebereich für die momentan geplante und (hoffentlich nicht) künftige sogenannte „Bedarfshaltestelle“ könnte vergrößert werden. So würde die kaum vorhandene Leistungsfähigkeit der alten und aufgehübschten Feuerbachschleife sogar noch mehr dezimiert werden.

Und ich möchte noch einmal daran erinnern, dass der Haltestellenstandort Max-Planck-Straße nicht dort ist, wo der Bedarf besteht. Stichwort Wegebeziehungen! Heute und vor allem künftig. Die Besucher laufen ab Stadion an dieser Haltestelle vorbei. Ab August 2021 noch mehr als heute schon.

Ich habe Verständnis für dringenden und hohen Platzbedarf für Schulen- und Kita-Neubauten. Mir ist bekannt, dass aktuell ein Masterplan erarbeitet wird, der komplexe Dinge berücksichtigen soll, wobei ich meine Zweifel hege, dass dieser die Anforderungen an eine leistungsfähige Wendeschleife angemessen berücksichtigt, obwohl dies im Auftrag steht (?).

Mir ist auch bekannt, dass niemand schlüssig erklären kann, warum die Alte Elster, wann auch immer, freigelegt werden soll. Pläne aus 2001, während das Stadion noch gebaut wurde und nicht absehbar war, dass in diesem 14-tägig Großveranstaltungen stattfinden.

Ich möchte Sie, liebe Stadträte, ebenfalls wie Herrn Jana und die Geschäftsführer der LVB, Herrn Middelberg und Herrn Juhrs, noch einmal daran erinnern, was das „Verkehrskonzept Sportforum“ analysiert und empfiehlt und woran die Feuerbachschleife gemessen werden sollte.

Und ich stelle an das VTA und die LVB folgende Fragen:

Spielt das „Verkehrskonzept Sportforum“ samt Analysen und Handlungsempfehlungen insbesondere bzgl. des ÖPNV überhaupt eine Rolle in den Planungen des VTA und der LVB?

Falls nein: Warum nicht?

Falls ja: Inwiefern?

Ideenskizze Feuerbachschleife

Um einen Eindruck zu geben, wie eine leistungsfähige Wendeschleife mit einer bedarfsgerechten Ausstattung aussehen und welche Auswirkungen dies haben könnte auf den gesamten An- und Abreiseverkehr, die Fahrplanstabilität und die Vorhaltung von Fahrzeugen und Personal, habe ich mir erlaubt, eine Ideenskizze zu entwerfen (leider ohne Visualisierung) und näher zu beleuchten. Diese Ideenskizze fügt sich ein in die Logik des „Verkehrskonzept Sportforum“.

Das von Ulf Walther vorgeschlagene Konzept.

Für diese Fläche habe ich die Schwimmbadfläche (Arena II) ausgesucht. Begründung: Möglicherweise wird diese Fläche mit Parkhaus oder Tiefgarage bebaut. Weiterhin: Der Haupteingang der Red Bull Arena befindet sich ab August 2021 an der Treppe der Festwiese, wodurch eine Lage der H Sportforum Ost möglichst nahe an Tor Ost der Festwiese gegeben sein sollte, um dieser Haltestelle dieselbe Bedeutung beizumessen, wie es für die H Sportforum Süd der Fall ist – und die Autoren des „Verkehrskonzept Sportforum“ auch raten, denn: Die H Sportforum Süd ist insbesondere im Abreiseverkehr vollkommen überlastet – und die Straßenbahntrasse ebenfalls.

Ggf. wäre eine andere Lage der Schleife denkbar, allerdings sollten dabei die künftigen Laufwege hin zur und von der Treppe Festwiese, dem Haupteingang des Stadions, bedacht werden sowie der Platzbedarf dieser Wendeschleife.

Diese Ideenskizze bedeutet leider auch, dass der Trassenverlauf eine Verlängerung der Feuerbachstr. beinhaltet, wodurch der Basketballplatz der Schule einen anderen Standort bekommen müsste. Wie dieses Problem gelöst werden könnte sollten die Raumplaner in ihren Plänen berücksichtigen.

Dennoch:

Die Flächennutzungspläne für das Gelände Sportforum insgesamt müssen sich m. E. daran orientieren, wie eine zukunfts- und bedarfsgerechte ÖPNV-Anbindung laut der beschriebenen Veranstaltungsszenarien IV bis vor allem VI im „Verkehrskonzept Sportforum“ unter Betrachtung der künftig anzunehmenden Besucherzahl aussehen sollte.

Zur Erinnerung: Die Stadionerweiterung bedeutet ab August 2021, dass 48.000 Zuschauer Platz in der Red Bull Arena finden werden. RB Leipzig behält sich vor, das Stadion auf bis zu 56.000 Plätze zu erweitern. Zeitgleich finden Veranstaltungen in der Arena statt. Die Arena fasst bis zu 12.000 Besucher. Macht in Summe eine real mögliche Zuschauerzahl ab 2021 von 60.000 und in einigen Jahren denkbare Zuschauerzahl von 68.000 Besuchern, die sich zeitgleich in Stadion und Arena befinden.

Die Autoren des Verkehrskonzepts haben ein Fußballspiel mit einer Auslastung von 30.500 Zuschauern untersucht und bereits dabei große Mängel bzgl. der Leistungsfähigkeit der Straßenbahntrassen festgestellt: „Der generelle ÖPNV-Eindruck: das extrem leistungsfähige Straßenbahnsystem der Anreise hat bei der Abreise deutliche Probleme, insbesondere bei der zeitlichen Dauer des Einstiegs und bei der Nachführung der Fahrzeuge (auch mangels Aufstellgleisen). Der Normalbetrieb der Straßenbahnen kann während der Stadionabreise nicht gewährleistet werden.“

Fragen an LVB und VTA

Wie soll dem Rechnung getragen werden, wenn man von einer Gesamtbesucherzahl zeitgleich von 56.000 bis 68.000 ausgehen muss?

Glauben Sie, dass die derzeitige Infrastruktur inklusive der derzeitigen eingleisigen Feuerbachschleife (auch wenn sie etwas aufgehübscht sein sollte) und inklusive der eingleisigen „Bedarfshaltestelle“ und inklusive der Trasse Jahnallee–Waldplatz–Ranstädter Steinweg–Goerdelerring sowie Haltestelle „Sportforum Süd“, die bereits bei einem Spiel vor 30.500 Zuschauern an ihre Leistungsgrenze geraten, einem Besucheransturm von 56.000 bis 68.000 gewachsen ist?

Glauben Sie, dass der Personal- und Fahrzeugbestand der LVB ausreicht, den entsprechenden Fahrgastansturm im Rahmen der bestehenden Infrastruktur zu bewältigen oder sehen Sie vor diesem Hintergrund Handlungsbedarf hinsichtlich der Infrastruktur, um die Effizienz im Veranstaltungsverkehr zu steigern?

Falls Sie diese Fragen mit „ja“ beantworten, dann widersprechen Sie den Empfehlungen und Analysen der Autoren der Studie „Verkehrskonzept Sportforum“.

Übrigens beleuchtet das „Verkehrskonzept Sportforum“ auch Veranstaltungen mit einer Besucherzahl von bis zu 80.000 und gibt Handlungsempfehlungen. Die Autoren bringen dabei auch eine Straßenbahnneubautrasse ins Spiel, um die ihrer Meinung nach (und auch real) vollkommen überlastete Trasse Jahnallee – Ranstädter Steinweg zu entlasten – und auch die vollkommene Überlastung der H Sportforum Süd im Abreiseverkehr einzudämmen. Vor diesem Hintergrund muss die Feuerbachschleife und Ausstattung der H Sportforum Ost gedacht werden, damit das Straßenbahnsystem nicht vollständig in die Knie geht!

Dass die Autoren ausdrücklich vom Bau eines Parkhauses auf den Flächen Arena I bzw. II abraten, sei nur am Rande erwähnt.

Für Rückfragen und auch Vor-Ort-Termine (inkl. Teilnahme der LVB und des VTA) stehe ich gern bereit, um gemeinsam die Situation vor Ort samt künftiger Laufwege in Folge des Stadionumbaus zu betrachten.

Link zu einem Artikel zum Thema ÖPNV Anbindung Stadion.

Eine Studie von 2014 verrät, wie kleinkariert der Beschluss zum Verkehrskonzept Sportforum ausgefallen ist

Eine Studie von 2014 verrät, wie kleinkariert der Beschluss zum Verkehrskonzept Sportforum ausgefallen ist

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Völlig richtig. Die derzeitige Situation ist völlig überlastet und an der H Feuerbachstraße ist es teilweise sogar gefährlich, wenn die abreisenden Besucher auf der Straße auf eine Tram warten. Nur eine Aufhübschung der H Feuerbachschleife ist nicht zielführend. Die Leistungsfähigkeit muss erhöht werden und eine H am alten Schwimmstadion macht am meisten Sinn. Das würde auch das familiäre Waldstraßenviertel vom Besucherstrom entlasten. Man merkt derzeit schon, dass unser OBM Jung im Wahlkampf viele Versprechungen gemacht hat (bspw. 365 Ticket) und sie nun anscheinend nicht einhält, auch das Verkehrskonzept hier gehört wohl dazu!! Es wird wohl Alibimäßig umgesetzt aber gewaltig auf die Kosten geschaut. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass Leipzigs ÖPNV Tarife mit die höchsten in Dt. sind!

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