Eigentlich ist sie ja Bestandteil des neuen Bebauungsplans Wilhelm-Leuschner-Platz: die seit Jahren diskutierte Markthalle auf dem Grundstรผck der historischen Leipziger Markthalle. Doch dass sie noch immer mit einem Fragezeichen versehen ist, hat mit dem groรŸen Zweifeln gerade im Leipziger Wirtschaftsdezernat zu tun. Das will jetzt erst mal eine โ€žMachbarkeitsstudie fรผr die Markthalle am Wilhelm-Leuschner-Platzโ€œ erstellen lassen.

49.000 Euro werden dafรผr bereitgestellt herauszubekommen, ob Leipzig รผberhaupt eine solche Markthalle braucht. Da diskutiert mittlerweile auch die Landesregierung darรผber, wie man regionale Erzeuger und regionale Kรคufer endlich wieder zusammenbringen kann, wozu eine Markthalle die sinnvollste Lรถsung wรคre.

Aber das Wirtschaftsdezernat zweifelt den Sinn einer Markthalle immer noch an: โ€žDie Stadtverwaltung ist bei diesem Spezialthema auf die Expertise externer Berater angewiesen. Umfangreiche Markterkundungen und Abfragen bei Akteuren und potentiellen Nachfragern dienen als Grundlage fรผr die Ableitung eines Konzeptes und dessen Prรผfung auf wirtschaftliche Tragfรคhigkeit.โ€œ

Zumindest zieht man auch die Mรถglichkeit in Erwรคgung, dass sich das Ding rechnen kรถnnte. Denn das steckt ja in dieser Forderung nach โ€žwirtschaftlicher Tragfรคhigkeitโ€œ.

Was aber passiert, wenn die Gutachter feststellen, dass sich die Markthalle anfangs nicht rechnet?

Zumindest um den Stadtratsbeschluss kommt die Verwaltung nicht herum, auch wenn sie seit Jahren das Thema vor sich herschiebt: โ€žDas stรคdtebauliche Konzept zur Neubebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes sieht ein nutzungsgemischtes urbanes Quartier mit Bรผro- und Forschungsgebรคuden, Wohnnutzungen und einem Stadtplatz vor. Ferner hat sich der Stadtrat auch fรผr die Wiedererrichtung der Leipziger Markthalle an ihrem historischen Standort ausgesprochen.โ€œ

Aber im Wirtschaftsdezernat hat man bestimmte Vorstellungen, wie Dinge sich rechnen sollten. Das klingt dann so: โ€žIm Zuge der Konkretisierung der Planungen ist nunmehr eine vertiefende Untersuchung durch ein externes Planungs- und Gutachterbรผro erforderlich, welche die grundlegenden absatzwirtschaftlichen Parameter bestimmt und immobilienwirtschaftlich tragfรคhige Projektvarianten identifiziert. Konkret soll der optimale flรคchenbezogene Nutzungsmix aus Marktstรคnden, gastronomischen Einheiten und einem Lebensmittelmarkt abgeleitet werden, der sowohl konzeptionell- und betriebswirtschaftlich sinnvoll, als auch absatzwirtschaftlich tragfรคhig erscheint.โ€œ

Ein Bรผro, dem man die Fachkenntnis zutraut, so eine Abschรคtzung abzuliefern, hat man auch schon gefunden: โ€žDie Bearbeitung der Aufgabenstellung erfordert seitens der Bieter ein spezifisches Fachwissen in den Bereichen der Handelsforschung (hier insbesondere Markthallen/Wochenmรคrkte) sowie vertiefende immobilienwirtschaftliche Kenntnisse. Nach einer รผberschlรคgigen Markterkundung wurden vier Bรผros zur Angebotsabgabe aufgefordert.

Entsprechend des in Anlage 1 hinterlegten Vergabevorschlags wurde das Bรผro SK Standort & Kommune Beratungs GmbH als der geeignetste Bieter identifiziert und zur Vergabe vorgeschlagen. (โ€ฆ) Das Prozedere das Ausschreibung und auch die Ableitung eines Vergabevorschlages erfolgte in enger Abstimmung des Stadtplanungsamtes, des Marktamtes und des Liegenschaftsamtes.โ€œ

Zwar zeigt man sich in der Vorlage des Wirtschaftsdezernats grundlegend skeptisch in der โ€žFrage nach der Realisierbarkeit und dem Betrieb einer Markthalle auf dem Wilhelm-Leuschner-Platzโ€œ. Aber eigentlich zeigen auch die Projekte in anderen Stรคdten, dass Markthallen eine Attraktion sind.

โ€žSollte sich im Ergebnis des zu beauftragenden Gutachtens herausstellen, dass ein Konzept realisiert werden kann, wรผrde die Markthalle den Tourismus in Leipzig befรถrdern und zur Stรคrkung der Qualitรคt im รถffentlichen Raum beitragenโ€œ, stellt die Vorlage in all ihren Widersprรผchen fest. โ€žWeiterhin kann die Markthalle kulturelle Funktionen รผbernehmen und somit zu einer lebendigen Stadt beitragen.โ€œ

Ursprรผnglich wollte man das Gutachten fรผr 25.000 Euro haben, hat aber keinen kompetenten Bewerber zu diesem Preis gefunden. Nun bittet das Wirtschaftsdezernat vor der Sommerpause noch um Zustimmung, sonst kรถnne das Gutachten erst im Herbst beauftragt werden.

Die Markthalle soll kommen und auch fรผr Pflanzen und Tiere soll es ein Eckchen geben

Die Markthalle soll kommen und auch fรผr Pflanzen und Tiere soll es ein Eckchen geben

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Es gibt 2 Kommentare

โ€œder optimale flรคchenbezogene Nutzungsmix aus Marktstรคnden, gastronomischen Einheiten und einem Lebensmittelmarktโ€
Ja ne, is klar: Ein groรŸer Supermarkt, ein paar Kneipen, eine Bรคckereikettenfiliale und ein Alibigemรผsestand rechnen sich โ€œimmobilienwirtschaftlichโ€ am besten. Und braucht man unbedingt ein teures Gutachten?

Rechnet sich ein Rathaus oder ist es wirtschaftlich tragfรคhig?
Nicht? Na dannโ€ฆ

Die Verwaltung versucht, mit unverschรคmten Kosten mangels eigenem Sachverstand einen Stadtratsbeschluss auszuhebeln.
Wieso lรคsst man so etwas zu?
Wer lรคsst so etwas zu?

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