Wahrscheinlich geht es nicht nur SPD-Stadträten so, dass sie beim Besuch des Fockeberges in der Leipziger Südvorstadt so ein wenig das Gefühl haben, dass der begrünte Berg irgendwie heruntergewirtschaftet wirkt. Er wird ja auch viel genutzt. Und manche Zeitgenossen trampeln nicht nur durchs Dickicht oder rutschen die steilen Hänge herunter, sie vermüllen auch noch den Ort, an dem sie gerade ihr Picknick hatten. Wird die Stadt also an der Gestaltung des Fockeberges etwas ändern?

„Der Fockeberg am Rande der Südvorstadt erfreut sich großer Beliebtheit bei vielen Leipziger/-innen, nicht nur zum jährlichen Seifenkistenrennen. Leider gibt es aktuell nur wenige Sitzgelegenheiten und auch Möglichkeiten zum sicheren Abstellen von Fahrrädern fehlen, sodass diese ungeordnet abgestellt werden. Grundsätzlich wirkt das Tableau sehr heruntergewirtschaftet“, hatte die SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat deshalb festgestellt.

Aber Pläne, an diesem einst aus Weltkriegstrümmern aufgeschichteten Berg etwas zu ändern, hat das Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport eigentlich nicht.

Aus der Antwort des Dezernats geht eher ein spürbarer Wunsch hervor, an dem Berg in den nächsten Jahren erst einmal nichts groß machen zu müssen. Vor fünf Jahren hatte es den letzten Versuch gegeben, die Stadt dazu zu bringen, auf dem Trümmerberg einen Aussichtsturm zu errichten. Dazu eignet sich der Grund aber nicht wirklich.

Das Umweltdezernat holte dann doch etwas weiter aus, um der SPD-Fraktion zu erläutern, warum der Fockeberg derzeit kein Thema ist: „Der Fockeberg ist Bestandteil des LSG ,Leipziger Auwald‘ sowie des gleichnamigen Vogelschutzgebietes. Die ca. 9 ha Waldfläche des Fockeberges sind als Bodenschutzwald gemäß SächsWaldG ausgewiesen. Gleichzeitig ist der Fockeberg im Sächsischen Altlastenkataster als ,Deponie Fockestraße‘ registriert.

Der künstlich geschaffene Fockeberg hat eine Höhe von 153,3 m über Normal-Null und ist eine Trümmerhalde aus der Nachkriegszeit. Am Standort wurde überwiegend infolge der Kriegsschäden des 2. Weltkriegs in Leipzig angefallener Trümmer- bzw. Bauschutt abgelagert. Bis 1983 wurde außerdem Hausmüll eingebaut.

Nach der Stilllegung erfolgte eine Abdeckung mit humosem Bodenmaterial und es wurde Anfang der 1980er Jahre mit der Gestaltung und Begrünung des Haldengeländes begonnen. Es wurden Wege angelegt und mehrere Holz-Skulpturen der Bildhauer Gebrüder Streege aufgestellt. Als letztes wurde der Eingangsbereich in Verlängerung der Hardenbergstraße mit einer Pergola und Skulptur im Jahr 1994 neugestaltet und damit war die Gestaltung weitestgehend abgeschlossen. Im September 1996 wurde am Südhang ein Grill- und Lagerfeuerplatz mit Schutzhütte und Bänken und Holztischen installiert und entspr. § 15 Sächs. Waldgesetz ausgewiesen.“

Dass es da ein paar Konflikte mit einigen Zeitgenossen gibt, ist dem Umweltdezernat sehr wohl bewusst: „Wegen fortlaufende Konflikte und Vandalismus wurde der Grill- und Lagerfeuerplatz zurückgebaut und im Sommer 2001 erfolgte per Allgemeinverfügung der Vollzug zur Aufhebung der Ausweisung. Auch die Holzskulpturen mussten wegen wiederholten Vandalismus, Schmierereien im Jahr 2017 aus Gründen der Verkehrssicherheit abgebaut werden. Es ist vorgesehen, neue Holzfiguren zu errichten, aber bisher konnten weder Spender noch andere Möglichkeiten zur Schaffung neuer Objekte gefunden werden. Ähnlich verhält es sich mit den Sitzbänken, ständiger Vandalismus machte den Rückbau nach Verschleiß erforderlich.“

Und verloren gegangen ist auch der „Kulturmeilenstein“, der vor der Pergola aufgestellt worden war.

Kein Wunder also, dass die SPD-Stadträt/-innen hier das Gefühl haben, dass der Berg ganz schön heruntergekommen ist.

Aber wie ist das nun: „Ist eine Gestaltung des Fockeberges mit Sitzgelegenheiten und Fahrradabstellmöglichkeiten geplant?“

Das zumindest gesteht das Umweltdezernat zu: „Es ist geplant, einzelne Bänke aufzustellen.“

Und: „Sind darüber hinaus Maßnahmen geplant?“

Die Antwort lautet ziemlich eindeutig Nein: „Die Gestaltung Fockeberg wird von der Abteilung Stadtforsten als abgeschlossen betrachtet.“

Bleibt nur die Anregung des Umweltdezernats, für die Holzplastiken Spenden zu sammeln. Das müsste dann wohl ein Verein oder eine Bürgerinitiative machen, die sich einfach mal beherzt dazu versammelt, hier bürgerschaftliches Engagement zu erwecken. Man muss ja nicht alles von der Stadt erwarten. Manchmal hilft es ja schon, wenn die Bürger vor Ort sich verantwortlich fühlen für den grünen Berg vor ihrem Fenster.

Der Stadtrat tagt: Zukunft der Holzfiguren auf dem Fockeberg bleibt ungewiss

Der Stadtrat tagt: Zukunft der Holzfiguren auf dem Fockeberg bleibt ungewiss

 

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Natürlich werden auch die L-IZ.de und die LEIPZIGER ZEITUNG in den kommenden Tagen und Wochen von den anstehenden Entwicklungen nicht unberührt bleiben. Ausfälle wegen Erkrankungen, Werbekunden, die keine Anzeigen mehr schalten, allgemeine Unsicherheiten bis hin zu Steuerlasten bei zurückgehenden Einnahmen sind auch bei unseren Zeitungen L-IZ.de und LZ zu befürchten.

Doch Aufgeben oder Bangemachen gilt nicht 😉 Selbstverständlich werden wir weiter für Sie berichten. Und wir haben bereits vor Tagen unser gesamtes Archiv für alle Leser geöffnet – es gibt also derzeit auch für Nichtabonnenten unter anderem alle Artikel der LEIPZIGER ZEITUNG aus den letzten Jahren zusätzlich auf L-IZ.de ganz ohne Paywall zu entdecken.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere selbstverständlich weitergehende Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar