Mühsam nährt sich das Radfahrerkaninchen in Leipzig. Aber zuweilen geschehen doch ein paar kleine Wunder. Etwa auf der Jahnallee, wo sich die Verwaltung in den letzten Jahren beharrlich weigerte, deutliche Änderungen zur Sicherheit der Radfahrer/-innen durchzuführen. Planungen für eine Radverbindung von Lindenau bis Stadtmitte sollten eigentlich erst in diesem Jahr beginnen. Doch jetzt richtet das Verkehrs- und Tiefbauamt kurzfristig temporäre Radwege auf der Zeppelinbrücke ein.
Die bisherigen Führungen für Radfahrer/-innen waren nicht nur nicht StVO-konform, sie führten auch zu einem Unfallschwerpunkt am Cottaweg.
Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, werden deshalb an der Zeppelinbrücke im Zuge der Jahnallee zeitnah temporär markierte Radfahrstreifen in beide Richtungen angeordnet, kündigte das Verkehrs- und Tiefbauamt am Freitag, 22. Mai, an. Die Planer erwarten, dass sich damit das schon länger bestehende Konfliktpotential an dieser Engstelle zwischen Fußgängern und Radfahrern wie auch die Unfallhäufungsstelle an der Straßeneinmündung zum Cottaweg verringert. Zugleich kann damit gegebenenfalls auch besser das mit den Corona-Allgemeinverfügungen geltende Abstandsgebot eingehalten werden.
Eine erstaunlich späte Reaktion.
Aber das zuständige Amt beteuert: Leipzig hat grundsätzlich ein Interesse daran, Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern auszuräumen und – ganz aktuell – Infektionsgefahren zu reduzieren. Seit März waren durch die Ausgangsbeschränkungen im Alltagsverkehr deutlich weniger Kraftfahrzeuge und Radfahrer unterwegs. Die empfohlenen Abstände einzuhalten, stellte für die Verkehrsteilnehmer überwiegend kein Problem dar.
Der wieder zunehmende Verkehr, das geltende Abstandsgebot und der noch vor Kurzem geringe Kraftfahrzeugverkehr waren für das Amt nun Anlass einer erneuten Prüfung von Straßenabschnitten, in denen die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer nicht mehr ausreichend gegeben ist. Hierbei zeigte sich die Zeppelinbrücke an der Grenze zwischen Lindenau, Altlindenau, Zentrum-Nordwest und -West mit inzwischen wieder knapp 6.000 Radfahrerinnen und Radfahrern täglich als Handlungsschwerpunkt.
Aufgrund der Prüfung und im Zuge der Fachplanung, die die Radverbindung zwischen Lindenauer Markt und Innenstadt verbessern soll, werden dort künftig in beide Richtungen zunächst temporäre Radwege angeordnet. Diese Wege werden gelb markiert und sollen nach einem festgelegten Zeitraum evaluiert werden.
Solche temporären Radwege sind jedoch keine Universallösung zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, betont das Verkehrs- und Tiefbauamt das Provisorium dieser Lösung. Die Begründung: An vielen Hauptverkehrsstraßen sind vor einer entsprechenden Änderung der Straßenraumaufteilung umfangreiche Abstimmungen erforderlich. So ist gerade an Kreuzungen die Beschleunigung von Bus und Bahn sowie die Koordinierung von Autos, Fußgängern und Radfahrern über Ampelschaltungen mit erheblichem Aufwand und letztlich auch Kompromissen verbunden.
Auch im Zuge des Luftreinhalteplans wurden und werden die Führungen des Radverkehrs geprüft und, falls möglich, verbessert. Die Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs aus den letzten Jahren haben bereits dazu geführt, dass die Länge der straßenbegleitenden Radwege im Leipziger Stadtgebiet seit 2011 um 98 Kilometer auf inzwischen 516 Kilometer erweitert werden konnte, meint das Verkehrs- und Tiefbauamt. Was eigentlich nicht das zentrale Problem ist – denn das sind die vielen ungeklärten Konfliktstellen im Hauptnetz Rad, auch dort, wo – wie in der Jahnallee – jeden Tag tausende Radfahrer/-innen unterwegs sind.
Leipzigs Verkehrsplaner sollen noch 2020 eine Lösung für die Radverbindung Lindenau-City vorlegen
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