Es ist nicht wirklich so, dass die Nachricht unverhofft kommt. Dass die Hauptfeuerwache deutlich teurer werden kรถnnte als die 2017 geplanten knapp 19 Millionen Euro, war eigentlich schon 2018 klar, als das Ordnungsdezernat schon einmal eine Kostensteigerung um รผber 10 Prozent in Erwรคgung zog. Denn man hatte die Modernisierung der Hauptfeuerwache zwar schon รผber zehn Jahre auf dem Plan. Aber als es 2018 ans Eingemachte ging, fehlten wichtige Untersuchungen immer noch.
Dass die Bausubstanz nach 135 Jahren nicht unbedingt so stabil sein wรผrde, wie es von auรen aussah, wusste man eigentlich. Und dennoch begann man 2019 mit den Arbeiten und stellte erst bei รffnung von Wรคnden, Bรถden und Verschalungen fest, wie sehr der Zahn der Zeit am Gebรคude genagt hat. Immerhin stammen die รคltesten Gebรคudeteile von 1881.
Die Branddirektion fasst das jetzt ganz knapp zusammen: โDie Modernisierung der Leipziger Hauptfeuerwache wird teurer als zunรคchst geplant, teilte Leipzigs Branddirektion am Donnerstag, 2. April, mit. Einen entsprechenden รnderungsbeschluss รผber Mehrkosten in Hรถhe von rund 7,2 Millionen Euro hat Oberbรผrgermeister Burkhard Jung jetzt auf Vorschlag von Ordnungsbรผrgermeister Heiko Rosenthal auf den Weg gebracht. Der Stadtrat wird abschlieรend darรผber entscheiden.โ
Das hรคtte das Ordnungsdezernat gern vermieden.
Aber neben den zuvor nicht wirklich untersuchten Bauwerksschรคden kommen natรผrlich auch die steigenden Baukosten dazu. Schon allein dafรผr muss man gegenรผber den Kalkulationen von 2017 zehn Prozent aufschlagen.
โDie Gesamtkosten des Umbaus erhรถhen sich damit auf insgesamt 26,3 Millionen Euro. Bund und Land fรถrdern den Umbau mit knapp 13,9 Millionen Euro. Mit dem Baustart und der Entkernung des รผber 135 Jahre alten Gebรคudes wurden jedoch erhebliche Mรคngel an tragenden Bauteilen sichtbar. Weitere Mehrkosten entstanden aufgrund der hohen Nachfrage im Bausektor und des spรคteren Baubeginnsโ, beschreibt die Branddirektion das Dilemma.
โDie Arbeiten umfassen etwa die energetische Sanierung der Fassade, die Erneuerung der Fenster, die Vergrรถรerung der Tor-Durchfahrten fรผr die Einsatzfahrzeuge nebst der behindertengerechten Erschlieรung aller Etagen sowie die Errichtung eines Nebengebรคudes mit Abstellflรคchen fรผr Einsatzfahrzeuge.โ
Die Vorlage fรผr den Stadtrat wird da etwas ausfรผhrlicher: โMit dem Baustart und der Entkernung des Gebรคudes wurden nun erhebliche Mรคngel sowohl an nicht tragenden, als auch an tragenden Bauteilen aus oben genannten Grรผnden erst im Baufortschritt sichtbar. Diese Mรคngel waren verdeckt, z. B. durch den Innen- und Auรenputz, durch Fuรbodenschichten, durch sonstige Abdeckungen und Verkofferungen.
Auch die Untersuchung von Materialien und deren Bewertung konnte erst nach Freilegung bestimmter Bauteile erfolgen. Die Folge einer nicht vollstรคndigen Bausubstanzerkundung eines zum Teil รผber 135 Jahre alten Gebรคudes sind hohe Mehrkosten, die jedoch immer im Verhรคltnis zu den gegebenenfalls entgangenen Fรถrdermitteln gesehen werden sollten.โ

Und aus den festgestellten Schรคden folgen dann logischerweise etliche Forderungen durch die Prรผfingenieure: โWeitere Mehrkosten entstanden durch die Planungsfortschreibung und durch Auflagen der Prรผfingenieure. Auch die derzeitige ,รผberlasteteโ Baukonjunktur, bei der unerwartete Baupreiserhรถhungen auftreten, fรผhrt zu prognostizierten Mehrkosten. Zum heutigen Stand sind ca. 65 % der Leistungen ausgeschrieben und vergeben. Die jetzige Kosteneinschรคtzung belรคuft sich auf ca. 7,219 Mio. โฌ Mehrkosten gegenรผber der Kostenberechnung vom 27.04.2017 โฆโ
4,819 Millionen Euro entfallen dabei auf das Hauptgebรคude einschlieรlich Vorplatz, rund 1,4 Millionen Euro auf die Nebengebรคude einschlieรlich Hofflรคche und rund 1 Million auf Baunebenkosten und Honorar.
Und dabei wird immer deutlicher, dass man das eigene Wissen um die Baugeschichte des Hauses nicht wirklich ernst genommen hat. Denn der Sรผdbau wurde ja um 1930 erweitert und saniert. Was aber nicht heiรt, dass daraus ein dauerhaft stabiles Gebรคude entstanden ist. Man ist sich nicht einmal sicher, ob das Gebรคude ohne das benachbarte IHK-Gebรคude stabil stehen kรถnnte. Also muss eine โzusรคtzliche Lรคngsaussteifung des Gebรคudes durch Stahlbau gem. Prรผferanforderungen in allen Etagenโ eingebaut werden.
โDa ein Nachweis darรผber nicht erbracht werden kann, dass das Gebรคude der Hauptfeuerwache fรผr sich alleine, also ohne das Nachbargebรคude (IHK) standsicher ist, muss in allen Etagen eine zusรคtzliche Lรคngsaussteifung erfolgen. Da die statische Situation des Gesamtgebรคudes keinen Eintrag grรถรerer zusรคtzlicher Lasten als im Bestand erlaubt, erfolgt diese Aussteifung in Stahlbau.โ
Und bei den ganzen historischen Maรnahmen wurde augenscheinlich mehr geflickt und improvisiert, als man dachte. Das Ergebnis: รberall muss auch nachgemauert werden:
Es kommt also auch zum unerwarteten โAbbruch von Innenwรคnden wegen nicht tragfรคhigem Ziegel-/Fugenmaterial in allen Etagenโ, zu โMehraufwand an den Innenseiten der Auรenwรคnde โ nicht tragfรคhiger Mauerwerksverband in allen Etagenโ, zu zusรคtzlichen โReparaturen Fassade / Nachbildung hist. Bestand โ Aufgrund Bausubstanz deutlich mehr Mengen als veranschlagtโ und auch zu einer zusรคtzlichen โErtรผchtigung des Dachtragwerksโ, was auch erst sichtbar nach Freilegung wurde.
Ist eben ein typisches Leipziger Baudenkmal mit allen Problemen, die so ein alter Bau hat.
Die Sanierung der Hauptfeuerwache wird ein Eckchen teurer als geplant
Die Sanierung der Hauptfeuerwache wird ein Eckchen teurer als geplant
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