Das Bevölkerungswachstum der Stadt Leipzig hat mittlerweile in allen Ortsteilen Auswirkungen, die auch noch dem Letzten zeigen, wie eng es wird in so einer Stadt. Selbst in Schönefeld bekamen es jetzt die Bewohner rund um die Paul-Heyse-Straße zu spüren, was es heißt, wenn alle ihren Pkw behalten und dann noch einen Stellplatz finden möchten. Auf den Hilferuf einer Schönefelderin reagierte jetzt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau, auch wenn es für das angesprochene Problem keine Lösung weiß.

„Wir haben nun sehr viele Probleme mit den Parkplätzen in der Paul-Heyse-Straße bis hoch zur Stöckelstraße. Da ist weit und breit kein Parkplatz zu finden. Mein Mann und ich arbeiten in Schichten und jedes Mal wenn wir heimkommen suchen wir einen Parkplatz vergebens. Meistens stellen wir uns auf den Fußweg, notgedrungen“, schrieb die Schönefelderin Manuela Weiland in ihrer Einwohneranfrage an die Verwaltung.

Sie erlebt etwas, was schon seit Jahren auch in Plagwitz, Leutzsch, im Waldstraßenviertel oder Gohlis Thema ist: Es sind vor allem die Erwerbstätigen, die Probleme mit einem Stellplatz bekommen, denn abends, wenn sie von der Arbeit kommen, ist meist alles schon zugeparkt.

Und – auch darauf weist Manuela Weiland hin – es gibt oft Fälle, da kommt man einfach mit dem ÖPNV nicht zur Arbeitsstelle. Oder nur über Umwege und mit viel Umsteigen. Da ist oft das Auto die einzige Möglichkeit, Arbeit und Wohnen unter einen Hut zu bekommen.

Aber das Verkehrsdezernat will die Probleme gar nicht kleinreden. Und die Lösung liegt, so heißt es in der Antwort, tatsächlich eher darin, in Leipzig eine ordentliche Verkehrswende hinzubekommen. Mit deutlich mehr Menschen, die auf alternative Mobilitätsangebote umsteigen (was die Stellplatzsituation entschärft) und mit deutlich mehr Streckenangeboten im Liniennetz der LVB, die auch wieder lernen müssen, „um die Ecke zu fahren“, so wie ab dem 30. März mit den Baustellenlinien 34 und 39.

Die Antwort des Dezernats Stadtentwicklung und Bau:

„Sehr geehrte Frau Weiland,

Sie fragen an, welche Vorstellungen die Stadt Leipzig dazu hat, damit die Bewohner der Altbaubestände beidseits der Gorkistraße ihre Autos in der Nähe ihrer Wohnung parken können.

Sie thematisieren damit für diesen Teil Schönefelds etwas, das stadtweit in den Altbauquartieren die Regel ist: diese Quartiere wurden zu ihrer Zeit nicht für den heutigen Umfang des privaten Besitzes von Kraftfahrzeugen gebaut. Aber sie sind fertig gebaut, auf ggf. noch vorhandenen Lücken besteht in der Regel Baurecht, das die Eigentümer aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen nun seit Jahren auch verstärkt wahrnehmen.

Im öffentlichen Straßenraum können – rechnen Sie nach, wie viele Haushalte in einem mehrstöckigen Mietshaus wohnen und wie viele Pkw auf die Länge der Straßenfront eines Hauses passen – ganz faktisch die privaten Parkbedürfnisse nicht abgedeckt werden. Und dabei wurden auch in Schönefeld bereits die Parkmarkierungen so gestaltet, dass bei ausreichender Fahrbahnbreite Quer- oder Schrägparken möglich ist und so mehr Fahrzeuge abgestellt werden können.

Das heißt, die Stadt ist, ganz unbeschadet der Ansprüche an den öffentlichen Raum für andere Verkehrsarten und die Aufenthaltsqualität, schon ganz praktisch nicht in der Lage, ein in diesen Gebieten bestehendes Parkproblem über zusätzliche und eben nicht vorhandene Flächen zu lösen.

Verwaltung und Stadtrat verfolgen daher das Ziel, die Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung (kurze Wege) und die Qualitäten des Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverkehrs sowie des Carsharings so attraktiv zu gestalten, dass es möglichst vielen Haushalten möglich ist, die Nutzung eigener Pkw einzuschränken – wie Sie es ja auch bereits tun – und auf einen Zweitwagen oder überhaupt ein privates Auto zu verzichten.

Ohne eigenes Auto sind immerhin bereits mehr als ein Drittel der Leipziger Haushalte. Und wer kein eigenes Auto benötigt macht damit Platz für diejenigen, die aus unterschiedlichen Gründen eben doch darauf angewiesen sind.

Dies umzusetzen ist allerdings ein langer, schwieriger Prozess und manchmal für den einen oder anderen Einwohner mit neuen Kosten, dem Verzicht auf Bequemlichkeit oder einer Umstellung seines Mobilitätsverhaltens verbunden. Und manchmal ist es auch ein etwas längerer Weg, der bis zu einem Stellplatz für das Auto zurückgelegt werden muss. Bitte parken Sie daher nicht auf Gehwegen oder in Kreuzungsbereichen, dies gefährdet vor allem die schwächsten Verkehrsteilnehmenden.

Menschen mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Rollatoren können zugeparkte Gehwege nur eingeschränkt nutzen oder kommen überhaupt nicht mehr durch. Vor allem an Kreuzungen, Einmündungen und Querungsstellen behindern falsch geparkte Autos die Sichtbeziehungen und dies stellt eine der Hauptursachen für schwere Unfälle mit Kindern dar. Das Ordnungsamt wird hier weiterhin tätig sein und Parkverstöße ahnden müssen.

Sehr geehrte Frau Weiland,

Ihr Stellplatzproblem ist nachvollziehbar, durch die Stadt aber leider nicht mit einem ,Tipp‘ zu lösen. Nur wenn wir gemeinsam die Verkehrswende beginnen, wird es möglich sein, dass die Schönefelder, die auf ihr Auto angewiesen sind, auch in Zukunft einen Parkplatz finden.“

Leipzigs Verwaltung kündigt für 2022 schon einmal ein Parkraumkonzept für das gesamte Stadtgebiet an

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“Bitte parken Sie daher nicht auf Gehwegen oder in Kreuzungsbereichen, dies gefährdet vor allem die schwächsten Verkehrsteilnehmenden.”
“Das Ordnungsamt wird hier weiterhin tätig sein und Parkverstöße ahnden müssen.”

Wird das Ordnungsamt nicht!
Also, bitte genau so weiter parken – wie hier in der Neumannstraße in Anger-Crottendorf. Festgestellte Ordnungswidrigkeiten 2019: ganze 28.
Denn dieser Zustand wird vom Ordnungsamt “stillschweigend geduldet, so lange keine erkennbare Behinderung für Fußgänger und Radfahrer entsteht.” (aus Schriftverkehr mit Sachgebietsleiter Sachse, 2017) Ist diese Aussage eigentlich justiziabel?

Mehr aus diesem Theater, wenn die Stadtverwaltung endlich die Antworten auf diese Einwohneranfrage verschriftlicht hat: http://ratsinfo.leipzig.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1015408

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