Man könnte ihn glattweg Dornröschenweg nennen, diesen Verbindungsweg von der König-Albert-Brücke zur Aurelienstraße in Lindenau. Westlich davon liegt das Jahrtausendfeld, auf dem die Stadt schon vor Jahren gern einen Schulcampus gebaut hätte, östlich verläuft der Karl-Heine-Kanal. Und während alle Pläne zum Jahrtausendfeld ruhen, legt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau jetzt die Pläne zur baulichen Gestaltung des Verbindungsweges vor.
Für 411.430 Euro soll der Verbindungsweg am Karl-Heine-Kanal zwischen Aurelien- und Karl-Heine-Straße jetzt aufgewertet werden. „Die Finanzierung erfolgt aus Einnahmen im Sanierungsgebiet Plagwitz.“
„Die Gestaltung dieses wichtigen Verbindungsweges ist seit längerem Ziel der Freiraumentwicklung im Leipziger Westen und kann durch Einnahmen im Sanierungsgebiet Plagwitz realisiert werden“, stellt das Plungsdezernat fest.
„Der 11 m breite Streifen befindet sich im Eigentum der Stadt – er liegt zwischen der Böschung des Karl-Heine-Kanals und sogenannten Jahrtausendfeld, auf dem gemäß Flächennutzungsplan eine Schulnutzung vorgesehen ist.“
Bis zur Stilllegung der Landmaschinenfabrik BBG (dem Nachfolgebetrieb der Landmaschinenfabrik Rudolf Sack) wurde der gesamte Bereich als Betriebsgelände genutzt und war teilweise mit Fabrikhallen überbaut. Das Gelände ging bis auf den schmalen Grundstücksstreifen am Karl-Heine-Kanal in das Eigentum der TLG über und Ende der 1990ziger Jahre erfolgte der Abbruch der Fabrikhallen. Verschiedene Befestigungen sowie Mauern und abgeschnittene Stützen erinnern noch daran.
Und auch der Weg sieht so aus: „Ein Großteil der städtischen Fläche ist mit alten Betonplatten und sonstigen Betonflächen versiegelt. Die nicht versiegelten Flächen, angrenzend an das ,Jahrtausendfeld‘ sind durch Spontanaufwuchs geprägt. Als Absturzsicherung zum Karl-Heine-Kanal dient eine Mauer aus Ziegelmauerwerk und Betonelementen. Die Mauer ist nicht mehr durchgängig vorhanden, stark beschädigt und sehr stark durch Graffiti verschmutzt. Teile der Mauer wurden als provisorische Skateelemente genutzt. Im Bereich des Denkmals an der Karl-Heine-Straße gibt es ein Stahlgeländer“, so das Planungsdezernat.
„Der Weg fällt leicht von der Karl-Heine-Straße zur Aurelienstraße hin ab und stößt dort auf ein nicht zu befahrendes Stück dieser Straße, welches den Vorplatz der Fußgängerbrücke bildet.“
Das erwähnte „Denkmal“ ist die Plastik eines pflügenden Bauern, die hier 2018 enthüllt wurde.
Bekanntlich gab es ja auch einige Streitfälle mit jungen Leuten, die auf dem ungenutzten „Jahrtausendfeld“ ein bisschen Freizeitsport betrieben. Da aber solche Angebote tatsächlich in der Nähe fehlen, hat die Verwaltung die jungen Leute in die Gestaltung des neuen Weges mit einbezogen: „Aufgrund des vorgefundenen Zustandes von Eigenkonstruktionen von Sitzelementen und Skateflächen durch momentane Nutzer, war ein Ziel der Planung, die Belange der Menschen, die sich die Fläche angeeignet haben, aufzugreifen und bei der Gestaltung zu berücksichtigen.
Damit sollte auch dem Defizit an Freiraum für Jugendliche entgegengewirkt und dem Bedarf an Skateflächen und Graffitiwänden entsprochen werden. Im Verlauf der Planung wurde nach Diskussionen innerhalb der Verwaltung und mit dem Eigentümer angrenzender Grundstücke auf die Einordnung von Skateflächen und einer Wiederherstellung der Mauer verzichtet.“
Was den jungen Leute, die sich hier eine Skateanlage wünschten, wohl eher nicht gefallen wird.
Was wird tatsächlich am und auf den Weg gebaut?
„Parallel zum Asphaltweg ist ein 2 m breiter Streifen aus Betonsteinpflaster vorgesehen, in welchen die geplanten Ausstattungselemente (Abfallbehälter, Leuchten, Bänke und Fahrradbügel) integriert werden. Dieser Bereich ist nicht vom Durchgangsverkehr auf dem Verbindungsweg betroffen und dient dem Aufenthalt.
In zwei Bereichen weitet sich der Streifen zu einem Platz auf. Der große, mittig angeordnete Platz wird mit einer zentral angeordneten Baumscheibe in zwei Bereiche gegliedert, die jeweils mit einer Tischtennisplatte ausgestattet werden. Die Baumpflanzung sorgt für einen angenehmen Schatten und zusammen mit den vorgesehenen Bankreihen für mehr Aufenthaltsqualität.
Die zweite Platzaufweitung befindet sich weiter in Richtung Aurelienstraße. Hier werden Trainingsgeräte zur Unterstützung von einfachen, rhythmischen Übungen, bei denen das eigene Körpergewicht genutzt wird (Calisthenics-Anlage), installiert. Dafür sind verschiedene Barren, eine Push-Up Station und eine Hangelstrecke vorgesehen. Die Fläche wird mit dreifarbigem Fallschutz-Belag ausgestattet. An beiden Plätzen werden Fahrradanlehnbügel platziert.
Der verkehrsberuhigte Platz am Ende der Aurelienstraße soll durch einen Belagswechsel von Asphalt zu Betonsteinpflaster besser als Platz wahrgenommen werden können und sich gestalterisch an den Verbindungsweg anpassen. Um hier ebenfalls einen Aufenthalt mit Blick auf den Karl-Heine-Kanal zu ermöglichen, werden drei Bänke an den Geländer-Rändern zum Karl-Heine-Kanal aufgestellt. Der Platz wird mittels Pollern (für die Feuerwehr herausnehmbar) vom Verkehr freigehalten.
Um die Ordnung und Sauberkeit der Anlage zu gewährleisten, werden entlang des Weges insgesamt fünf Abfallbehälter aufgestellt. Sechs Mastleuchten sorgen für eine angemessene Ausleuchtung des Weges und ermöglichen eine sichere Durchquerung.
Um eine Raumkante zum Jahrtausendfeld zu schaffen und die Aufenthaltsqualität noch weiter zu steigern, wird eine 2,0 m breite freiwachsende Hecke aus Blütensträuchern entlang des Jahrtausendfeldes angelegt. Außerdem wird die entwicklungsfähige Spontanvegetation erhalten und durch insgesamt 9 neue Baumpflanzungen (Feld-Ahorn) ergänzt, die für ein angenehmes Klima auf dem sehr sonnenexponierten Verbindungsweg sorgen.“
Zwei Tischtennisplatten sind noch geplant. Aber das ist nicht wirklich das Angebot, das sich die Jugendlichen dort gewünscht haben. Das stellt auch die Vorlage für den Stadtrat so fest: „Da es zurzeit keine direkten Anlieger gibt, wird bisher nur der Eigentümer des Jahrtausendfeldes mit der Planung bekannt gemacht. Bei der Planung wurde dem Defizit an öffentlichen Grünflächen des gesamten Quartiers versucht Rechnung zu tragen. Die Defizite bei der Aufenthaltsqualität für Jugendliche im Leipziger Westen konnte nur teilweise Rechnung getragen werden. Eine Informationsveranstaltung dazu ist vor Baubeginn im Stadtteilbüro Karl-Heine-Straße 54 geplant.“
Gebaut werden soll der Weg am Kanal von Juni bis September 2020.
Am Sonntag beackert der Bauer wieder die berühmte Brache an der Karl-Heine-Straße
Am Sonntag beackert der Bauer wieder die berühmte Brache an der Karl-Heine-Straße
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