Am 17. März meldete auch die Auwaldstation in Lützschena: „Auwaldstation ab Donnerstag, 19.03.2020 bis auf Weiteres geschlossen“. Damit reagierte auch die Auwaldstation auf die Entwicklungen bei der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2. Aber war da nicht was? Ja: Am 20. und 21. März wollte man eigentlich eine neue Attraktion einweihen. Eine, die an die Zeit Maximilians Speck von Sternburg erinnert.
Die Meldung der Auwaldstation: „Im Kampf um die Verlangsamung der Ausbreitung des Coronavirus bleiben ab Donnerstag in Sachsen alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte geschlossen. Dies gilt auch für die Auwaldstation. Die Auwaldstation schließt ab 19.03.20, 0:00 Uhr bis auf Weiteres. Sämtliche Veranstaltungen bis einschließlich 24.04.20 entfallen. Dies gilt für alle Familienprogramme, Exkursionen, Vorträge und auch Kulturveranstaltungen. Ebenso entfallen die Feierlichkeiten bezüglich der Eröffnung der Beobachtungsplattform am 20.03.20 (14 Uhr), sowie am 21.03.20 (11 Uhr).“
Genau darum geht’s. Denn seit geraumer Zeit hat die Auwaldstation für dieses Projekt Geldspenden gesammelt.
„Angelehnt an historische Ruhesitze, die seinerzeit Maximilian Freiherr Speck von Sternburg im Schlosspark in den Baumkronen errichtete, wollen wir unseren Besuchern mit einer von der Auwaldstation zugänglichen Baumkronenplattform eine ganz besondere Naturerfahrung in luftiger Höhe bieten“, heißt es im Spendenflyer.
Seinerzeit heißt: Ab 1822. Da erwarb der Leipziger Kaufmann Maximilian Speck, der sich seit 1819 Speck von Sternburg nennen durfte, das Gut Lützschena mit Schloss und Park. Den Park ließ er nach englischem Vorbild umbauen. Und neben den den Objekten, die man heute noch im Park besichtigen kann, ließ er auch noch eine „zwischen Bäumen gespannte Plattform“ errichten. Er wusste schon damals, was man alles entdecken kann, wenn man mal in die Kronen der alten Eichen klettert.
So wie das heute die Forscher mit dem Auwaldkran in der Burgaue machen.
Nur dass seine Plattform aus Holz war.
So wie die neue Plattform an der Auwaldstation auch, die eigentlich schon im Herbst fertig war. Aber die Eröffnung sollte jetzt pünktlich zum Frühjahrsbeginn sein. Da konnte noch niemand ahnen, dass eine Corona-Pandemie den ganzen Planeten in Atem halten würde und auch in Leipzig zu drastischen Beschränkungen aller Versammlungen führen würde.
„Es hat viel Zeit und Mühe gebraucht, aber es hat sich gelohnt. Wir eröffnen die Beobachtungsplattform an der Auwaldstation mit einem Rahmenprogramm, u. a. mit einem Grußwort vom Leipziger Umweltbürgermeister Herrn Heiko Rosenthal und einem Auftritt der Vorschulgruppe der ,Lützschenaer Sternchen‘“, hatte Sebastian Günther, Geschäftsführer der Auwaldstation, noch in seiner Einladung geschrieben und erklärt, wie man das Projekt bewerkstelligt hat: „Die Beobachtungsplattform ist eine Konstruktion, welche mittels Stahlseilen in drei Stieleichen neben der Auwaldstation auf eine Höhe von 8 Meter gehangen wurde. Sie wurde mit Fördergeldern und Eigenmitteln aber auch zum großen Teil durch Spenden finanziert.
Die Beobachtungsplattform soll Einblicke in die Baumkronen-Forschung der Uni Leipzig und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) geben. Erkenntnisse, die mithilfe des in der Nähe stehenden Auwaldkrans gewonnen wurden, werden auf der Beobachtungsplattform präsentiert. Historisch knüpft die moderne Plattform an Ruhesitze in Bäumen an, welche durch den Parkbegründer Maximilian Speck von Sternburg (1776–1856) im Schlosspark Lützschena errichtet wurden.“
Es ist nicht die einzige Auwaldveranstaltung, die dieser Tage gestrichen wurde. Am 19. März sagte das Amt für Umweltschutz auch den diesjährigen Auwaldtag ab: „Die Veranstaltung zum Tag des Leipziger Auwaldes am 16. April ist von der Absage ebenfalls betroffen. Derzeit ist offen, ob der Aktionstag zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden kann. Über die Wahl der Leipziger Auwaldart informiert die Stadt gesondert. Auch die Wiedereröffnung des UiZ wird zu gegebener Zeit kommuniziert.“
Und da die Plattform in den Bäumen nur direkt über die Auwaldstation zugänglich ist, bleibt auch sie vorerst unzugänglich, kann man sie bei einer Stippvisite im Schlosspark Lützschena (möglichst nicht in der Gruppe) zumindest von unten bewundern und sich vorstellen, wie die Aussicht sein mag so acht Meter überm Grund und damit auch überm Hundewasser, das sich hier als Altarm der Weißen Elster noch durchs Parkgelände schlängelt.
Coronavirus: Die Allgemeinverfügung des Freistaates Sachsen (22. März 2020) + Update
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