Wenn es nach der Stadt gegangen wäre, wäre der Innenstadtring in seiner Überdimensionierung für den Kfz-Verkehr noch viele Jahre so erhalten geblieben. Doch seit 2018 ist alles anders. Das Oberverwaltungsgericht in Bautzen bestätigte, dass das von der Stadt am Innenstadtring verhängte Radfahrverbot größtenteils rechtswidrig ist. Die Stadt hat die Radfahrverbotsschilder zwar nicht sofort abgehängt. Aber das hat Gründe.

Denn dass das Radfahren auf der Kfz-Fahrspur verboten war, hatte auch Sicherheitsgründe: Seit Jahrzehnten bekommt es die Stadt nicht hin, einen funktionierenden Radweg rund um den Ring zu legen. An manchen Stellen gibt es nicht einmal ein Angebot für Radfahrer. Und das vollmundige Versprechen aus dem Jahr 2009, einen zweiten Radfahrerring in der City zu schaffen, wurde auch nicht erfüllt.

Leipzigs Planer waren jetzt also unter Zugzwang – und zwar zusätzlich zu den Zwängen, die durch die Überlastung des Straßenbahnrings angewachsen sind und eine wirklich große Umbaulösung am Hauptbahnhof in naher Zukunft erzwingen.

2019 kündigte das Planungsdezernat schon mal an, was es tun könnte, um für Radfahrer wenigstens an wichtigen Stellen rechtskonforme Wege zu schaffen.

Nur hatte die Verwaltung das im Doppelhaushalt 2019/2020 überhaupt nicht vorgesehen. Es war die Grünen-Fraktion, die dafür extra 2 Millionen Euro beantragt hatte, damit die Stadt wenigstens schnell reagieren konnte. „Zur verkehrsplanerischen und baulichen Umsetzung des Urteils des OVG Bauten zum Promenadenring sind finanzielle Mittel i.H. von mind. 2 Mio. EUR zur Verfügung zu stellen.“

Zu diesem Antrag hat das Dezernat Stadtentwicklung und Bau jetzt auch endlich eine Stellungnahme geschrieben, in der es beschreibt, was mit dem Geld passieren soll.

Und der erste Schritt ist dieser: „In einem ersten Schritt soll die Radwegbenutzungspflicht im Zuge des Dittrichrings bzw. des Martin-Luther-Rings zwischen Käthe-Kollwitz-Straße und Karl-Tauchnitz-Straße aufgehoben werden. Dafür sind Anpassungen und Neuberechnungen an den Lichtsignalanlagen Dittrichring/Gottschedstraße, Martin-Luther-Ring/Lotterstraße und Martin-Luther-Ring/Karl-Tauchnitz-Straße erforderlich. Es ist geplant, dass diese Lichtsignalanlagen bis II. Quartal 2020 einschließlich der erforderlichen Markierungsarbeiten angepasst werden können.“

Eine Nachricht, die beim Ökolöwen, der sich seit Jahren um bessere Radfahrbedingungen rund um den Ring bemüht, gewisse Begeisterungsstürme auslöste: „Der Dittrichring soll spätestens im April einen Radfahrstreifen auf der Straße bekommen. Aktuell müssen Radfahrer/-innen dort auf dem Fußweg fahren.“ Nicht zu vergessen der ADFC, der hier jahrelang praktisch allein gegen Ämter und Windmühlen kämpfte.

Der Ökolöwe beschreibt seine Vorschläge so: „Der Kfz-Verkehr auf dem Promenadenring ist in den letzten Jahren teilweise um rund 20 Prozent gesunken. Die Fahrbahnaufteilung mit bis zu acht Autospuren ist hier nicht mehr zeitgemäß. Die Spuren für den Kfz-Verkehr können daher an vielen Stellen reduziert werden, ohne dass es zu Engpässen auf dem Innenstadtring kommt. Wir Ökolöwen schlagen vor, neue Radwege auf den äußeren Spuren der Fahrbahn anzulegen. Der Leipziger Promenadenring wird so zu einem gut und sicher befahrbaren Knotenpunkt für den Radverkehr in der Stadt. Mit dem Ausbau des Fahrradnetzes steigen noch mehr Leipziger/-innen aufs Rad um und der Autoverkehr in der Innenstadt verringert sich weiter. Auch Fußgänger/-innen können den Ring schneller, sicherer und leichter überqueren.

Damit Radfahrer/-innen durchgängig sicher auf dem Promenadenring unterwegs sein können, empfehlen wir Ökolöwen entlang der meisten Ringabschnitte neue Einrichtungsradwege. Diese werden sowohl auf dem Innenring, als auch auf dem Außenring jeweils auf der äußeren Autospur angelegt. Wo nötig, werden die Radwege durch Betonerhebungen baulich vom Kfz-Verkehr abgetrennt.

Vor dem Hauptbahnhof sowie am Augustusplatz bietet sich ein Zweirichtungsradweg auf der Außenseite des Rings an, der in beide Richtungen befahren werden kann. Im Bereich des Georgirings, des Dittrichrings sowie des Martin-Luther-Rings reicht ein einfacher Radfahrstreifen auf der äußeren Spur aus. Da der Kfz-Verkehr hier dann nur noch einspurig geführt wird, ist eine bauliche Abtrennung nicht zwingend notwendig.“

Am Dittrichring sind die Kfz-Zahlen von 2002 bis 2016/2017 um 16 Prozent zurückgegangen – von 50.400 Fahrzeugen auf 42.550.

Was hat das Planungsdezernat jetzt konkret vor?

Bis hier zur Einmündung der Gottschedstraße soll es einen Radfahrstreifen geben. Ab da sollen sich die Radfahrerf dan in den Mischverkehr einfädeln.Foto: Ralf Julke
Bis hier zur Einmündung der Gottschedstraße soll es einen Radfahrstreifen geben. Ab da sollen sich die Radfahrerf dan in den Mischverkehr einfädeln.Foto: Ralf Julke

Auf dem Außenring: „Im Bereich des Hauptbahnhofs in Fahrtrichtung Ranstädter Steinweg/Jahnallee zwischen Brandenburger Straße und Löhrstraße werden Radfahrstreifen einschließlich eventuell erforderlicher Umbaumaßnahmen geprüft. Ab Löhrstraße wird der Radverkehr wie im Bestand geführt. Im Dittrichring zwischen Käthe-Kollwitz-Straße und Gottschedstraße werden Radfahrstreifen und alternativ die Führung des Radverkehrs im Mischverkehr geprüft.

Ab Gottschedstraße bis Karl-Tauchnitz-Straße wird der Radverkehr im Mischverkehr auf der Fahrbahn geführt. Im Martin-Luther-Ring von der Harkortstraße in Richtung Peterssteinweg wird ein Radfahrstreifen vorgesehen. Anschließend wird der Radverkehr bis zur Grünewaldstraße auf dem vorhandenen baulich abgesetzten Radweg geführt. Von der Grünewaldstraße in Richtung Augustusplatz ist ein Radfahrstreifen geplant. Die Weiterführung ist auf dem vorhandenen Radweg vorgesehen.“

Es wird also tatsächlich nur zwischen Käthe-Kollwitz-Straße und Gottschedstraße einen Radstreifen geben. Danach werden die Radfahrer wieder in den Mischverkehr geschickt. Das ändert am alten Kuddelmuddel nicht viel. Und die Sicherheit für Radfahrer erhöht es auch nicht wirklich. Gerade da, wo der Ökolöwe Radstreifen auf den Dittrichring montiert hat, wird es keine geben.

Die Vorhaben auf dem Innenring: „Vom Hauptbahnhof in Richtung Georgiring wird geprüft, ob durch Reduzierung der Fahrspuren ein Radfahrstreifen zwischen Goethestraße bis Universitätsstraße angeordnet werden kann. Anschließend soll der Radverkehr bis zur Petersstraße im Mischverkehr auf der Fahrbahn geführt werden.

Von der Petersstraße bis zur Lichtsignalanlage Martin-Luther-Ring/ Karl-Tauchnitz-Straße wird die Anordnung eines Radfahrstreifens geprüft. Von dieser Lichtsignalanlage bis zur Lotterstraße verbleibt der Radverkehr auf dem vorhandenen Radfahrstreifen und wird anschließend bis in Höhe Käthe-Kollwitz-Straße im Mischverkehr auf der Fahrbahn geführt. Von der Käthe-Kollwitz-Straße bis zum Hauptbahnhof werden an der bestehenden Radverkehrsführung keine Änderungen vorgenommen.“

2020 soll das erste Stück Innenstadtring für Fahrräder freigegeben werden

2020 soll das erste Stück Innenstadtring für Fahrräder freigegeben werden

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