Das Geld war da. Seit 2018 durfte der Cinémathèque Leipzig e. V. tatsächlich davon träumen, auf dem Gelände der Feinkost in der Karl-Liebknecht-Straße das seit 2012 geplante Filmkunsthaus schaffen zu können. Aber am Ende scheiterte auch dieser Versuch, ein Leipziger Filmkunsthaus auf die Beine zu stellen, nachdem 2017 schon der Versuch gescheitert war, aus der ehemaligen „Skala“ in der Gottschedstraße ein Filmkunsthaus zu machen.
In der vergangenen Woche wurde nun deutlich, dass auch die zugesagte Unterstützung von 21 Millionen Euro durch den Bund nicht hilft, die Träume auf der Feinkost wahr werden zu lassen. Denn dort hätte die Kunst- und Gewerbegenossenschaft Feinkost eG in Haftung für diese Summe gehen müssen, da ja das Geld zur Sanierung und Herrichtung im alten Gebäudebestand genutzt werden sollte. Und das war der Genossenschaft dann doch eine Nummer zu groß.
Am Freitag, 20. Dezember, zogen beide Partner Bilanz. Der Cinémathèque Leipzig e. V. logischerweise mit einem riesigen Bedauern.
Und so melden die beiden Partner:
Nach längerer Planungsphase und intensivster Prüfung aller Möglichkeiten auch seitens der Stadt Leipzig mussten die am Projekt Beteiligten anlässlich eines finalen Gesprächs bei der Kulturbürgermeisterin der Stadt konstatieren, dass keine Einigung über die Umsetzung des Projekts „Filmkunsthaus“ auf dem Gelände der Kunst- und Gewerbegenossenschaft Feinkost eG erzielt werden konnte. Die von Bund und Land in Aussicht gestellten Fördermittel in Höhe von bis zu 21 Millionen Euro werden somit nicht in die Entstehung des Filmkunsthauses auf der Feinkost und damit in die Entwicklung des Geländes fließen.
Die lange Suche nach einem Filmkunsthaus
Der Cinémathèque Leipzig e. V., seit 1991 in der Stadt mit einer vielfältigen Veranstaltungstätigkeit aktiv, verfolgt das Projekt „Filmkunsthaus“ seit 2012. Inhaltlicher Ausgangspunkt ist der heute mehr denn je existierende Bedarf an schöpferischer Auseinandersetzung mit dem Medium Film. Der kreative Ansatz und die praktischen Vorschläge zur inhaltlichen und wirtschaftlich nachhaltigen Umsetzung des Projekts wurden in den vergangenen Jahren kontinuierlich geschärft.
Das Projekt wird von den zentralen Institutionen und Persönlichkeiten der sächsischen Filmwirtschaft unterstützt. Es überzeugte die Verantwortlichen im Kulturdezernat der Stadt Leipzig ebenso wie im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien in Berlin.
Das Filmkunsthaus Leipzig wird im vorliegenden Ansatz als landesweit relevanter Hotspot sowohl für Macher/-innen als auch Rezipient/-innen gesehen. Den Weg dahin haben in erheblichem Maße engagierte Volksvertreterinnen und Volksvertreter geebnet, stellvertretend für viele ist hier in erster Linie der sächsische Landtagsabgeordnete Dirk Panter (SPD) zu nennen.
Es gelang, mit dem Projekt „Filmkunsthaus“ bei Bund und Freistaat Mittel in Höhe von bis zu 21 Millionen Euro zu akquirieren.
Der Leipziger Stadtrat hatte über die Bundesmittel hinaus die angemessene und nötige Beteiligung der Kommune zugesagt.
Warum die Kunst- und Gewerbegenossenschaft Feinkost eG das Projekt nicht tragen kann
Um das Filmkunsthaus an dem vom Cinémathèque Leipzig e. V. präferierten Standort, dem Gelände der Feinkost, zu realisieren, sollten die Mittel in Sanierungsmaßnahmen von Gebäudeteilen fließen, die für die Umsetzung des Projektes auf der Feinkost und ebenso für eine strukturelle Ertüchtigung des Gesamtgeländes in diesem Zusammenhang notwendig gewesen wären.
Das Filmkunsthaus sollte ein wichtiges Kulturzentrum in Teilen des heute aufgrund seines baulichen Zustandes weitgehend ungenutzten Südflügels des Komplexes werden. Vorgesehen war die Integration des Cinémathèque Leipzig e.V. in die bestehenden Strukturen der Kunst- und Gewerbegenossenschaft als Mitglied und damit Miteigentümer des Geländes – mit dem Ziel, ein einzigartiges Betreiber-Modell innerhalb der nachbarschaftlichen Kiez-Struktur im Leipziger Süden über die bauliche Zukunftssicherung dauerhaft zu manifestieren.
Nach einem langen Entwicklungs- und Diskussionsprozess sind sowohl das Projekt der Entwicklung des Feinkost-Areals als auch jenes der Etablierung eines Filmkunsthauses auf dem Areal gescheitert. Maßgeblich für das Nichtzustandekommen des Projektes ist die Tatsache, dass sich die Kunst- und Gewerbegenossenschaft Feinkost eG als Eigentümerin der Liegenschaft auf die Übernahme des mit der Fördermittelvergabe in Höhe von bis zu 21 Millionen Euro verbundenen Haftungsrisikos nicht einlassen kann.
Die Suche geht weiter
Der Cinémathèque Leipzig e. V. sowie die Kunst- und Gewerbegenossenschaft Feinkost eG bedauern das Scheitern sehr, teilen beide Partner mit.
Der Cinémathèque Leipzig e. V. will bei fortdauernder Unterstützung aller bisherigen Partnerinnen und Partner das Filmkunsthaus an einem alternativen Standort in Leipzig umsetzen. In aktiver Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig laufen diesbezüglich derzeit Gespräche mit verschiedenen Akteur/-innen über die Nutzungsmöglichkeit anderer Flächen. Aktuell ist die Cinémathèque in einem Interim in der Kurt-Eisner-Straße 56 zu finden.
Projekt Filmkunsthaus Leipzig bekommt jetzt 21 Millionen Euro Denkmalfördermittel
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