Es ist eine der wichtigsten Radwegeverbindungen vom Leipziger Westen in die Innenstadt – die Route von Lindenau über die Jahnallee. Aber die ist voller Engpässe und Gefahrenstellen. Logisch, dass mittlerweile in mehreren Gremien intensiv darüber diskutiert wird, wie man hier eine wirklich sichere und kluge Radwegverbindung hinbekommen kann. Das Dezernat Stadtentwicklung und Bau hat jetzt seine Position zu einem Antrag der SPD-Fraktion formuliert.
Denn natürlich kann man die von der SPD vorgeschlagene Route prüfen. Aber wenn man nur eine Route prüft, sieht man die Möglichkeiten anderer Lösungen nicht. Also schlägt das Dezernat das eher Übliche vor: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, verschiedene Varianten für die Radverbindung Alt-West/Lindenau–Innenstadt zu prüfen.“
Denn an der Lösung des Problems arbeiten ja schon mehrere Gremien. Mit den schlimmen Radfahrerunfällen in der Inneren Jahnallee freilich kam das Thema erst richtig auf den Tisch. Denn die Innere Jahnallee ist nun einmal eines der Nadelöhre.
Die Erstellung eines Verkehrskonzeptes zur Verbesserung der Radverbindung Lindenau–Innenstadt ist bereits Inhalt des beschlossenen Verwaltungsstandpunktes zur Petition „Sicheren Radverkehr in der Inneren Jahnallee Leipzig ermöglichen“, stellt das Dezernat fest. Die Petition stammt vom September 2018.
„Als erster Schritt wurde hierfür im April 2019 eine Befahrung der Strecke gemeinsam mit Vertretern des Stadtbezirksbeirats Alt-West, Quartiersmanagement Leipziger Westen und interessierten Verbänden unternommen, in dessen Ergebnis auch Handlungsbedarf im Bereich der Zeppelinbrücke gesehen wird, die ein hohes Radverkehrsaufkommen auf beiden Seiten in jeweils beide Fahrtrichtungen aufweist“, so das Planungsdezernat. Die Radfahrer müssen sich hier mit den Fußgängern einen relativ schmalen Fußweg auf der Brücke teilen.
„Geprüft wird hier zunächst die Einrichtung von Radverkehrsanlagen. Eine Verbreiterung der bestehenden Brücke oder der Bau einer separaten Brücke wäre erst zu einem späteren Zeitpunkt zu entscheiden, wenn eine angemessene Führung des Radverkehrs im gegebenen Verkehrsbereich der Brücke nicht als möglich angesehen wird.“
Aber da ist ja noch das Teilstück, das noch mehr Aufmerksamkeit erzeugt hat: „Der Abschnitt der Inneren Jahnallee wird Teil der Vorplanung zur Untersuchung der Radverkehrsverbindung Lindenauer Markt zur Innenstadt, die in 2020 begonnen werden soll. Hierbei werden auch die Einrichtung von Fahrradstraßen in der Relation Gustav-Adolf-Straße, Humboldstraße, Keilstraße bis zum Hauptbahnhof gemäß dem RVEP 2010–2020 geprüft. Der Abschnitt der Gustav-Adolf-Straße kann eine ergänzende Alternative zur Radverkehrsführung in der Inneren Jahnallee sein. Mit Aufnahme der Vorplanung wird es wieder Bürgerinformationsveranstaltungen und gegebenenfalls Workshops geben, bei denen sich die Anwohner, Gewerbetreibenden sowie Interessenverbände einbringen können. Es sollen verschiedene Varianten geprüft werden.“
Da hat man wieder die sehr zähen und sehr langwierigen Leipziger Planungsprozesse. Aber die Ansage des Planungsdezernats macht auch deutlich, dass die Gustav-Adolf-Straße bestenfalls eine „ergänzende Alternative zur Radverkehrsführung in der Inneren Jahnallee“ ist.
Denn auch im Verkehrsplanungsamt weiß man, dass man Radfahrer nicht auf Seitenwege verbannen kann. Sie haben genauso wie Autofahrer den Wunsch, auf direktestem Wege dorthin zu fahren, wo sie hin wollen. Und die StVO gibt keine Basis her, ihnen den Radweg durch die Innere Jahnallee zu untersagen. Im Gegenteil: Die Stadt steht jetzt in der Pflicht, diesen Unfallschwerpunkt weiter zu entschärfen und die Sicherheit für Radfahrer zu erhöhen.
Warum die Verkehrsplaner so zögern mit der Umsetzung von sicheren Radstreifen in der Inneren Jahnallee, könnte in dieser Aussage stecken: „Durch die Einrichtung des Bewohnerparkens im Waldstraßenviertel, mit erweiterten Regelungen zum Kurzzeitparken in den Anliegerstraßen zur Jahnallee und den Maßnahmen aus dem Luftreinhalteplan werden sich noch Änderungen ergeben, deren Wirkung und Auswirkungen auf andere Bereiche zu bewerten ist. Plangrundlage wird die neue Verkehrsprognose 2035 sein, die Anfang 2020 auf Grundlage der neuen Bevölkerungsprognose 2035 erstellt wird.“
Man wartet also lieber noch die neuen Verkehrsprognosen ab.
Wenn die dann vorliegen, beginnen auch die Planungen: „Es ist geplant, mit der Erstellung der Vorplanung 2020 zu beginnen. Eine Umsetzung dieses Konzepts mit baulichen und verkehrsorganisatorischen Maßnahmen wäre ab 2021 möglich, sofern dafür die erforderlichen Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden können.“
SPD-Fraktion fordert die Schaffung eines Radschnellwegs von Lindenau in die Innenstadt
SPD-Fraktion fordert die Schaffung eines Radschnellwegs von Lindenau in die Innenstadt
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Es gibt 2 Kommentare
@Sanne: Die Aussage “Die Radfahrer müssen sich hier mit den Fußgängern einen relativ schmalen Fußweg auf der Brücke teilen.” ist falsch. Denn dort ist ein Fußweg, der von Radfahrern benutzt werden DARF, aber nicht MUSS! D. h., auch heute schon dürfen Radfahrer dort auf der Straße fahren. Macht bloß k(aum )einer, weil die Autofahrer die Jahnallee mit einer Autobahn verwechseln. Aber man könnte dort ohne Weiteres eine Fahrspur für Radfahrer abzwacken (auf jeder Seite natürlich), dort Tempo 30 einrichten und fertig.
Da hat sich ja wirklich was getan in den sieben Monaten, die seit der Befahrung der Strecke im April 2019 vergangen sind. Es ist zwar unklar, wie man das Problem Zeppelinbrücke mit „Radverkehrsanlagen“ lösen will, ohne dass die Fußgänger auf dem Geländer spazieren müssen, aber gut. Im Übrigen haben Radfahrer nicht nur den Wunsch, sondern auch das Recht, auf direktem Weg dorthin zu fahren, wohin sie wollen. Es ist mir unverständlich, warum unabhängig von Verkehrsprognosen nicht einfach mal gemacht wird. Wenn sich „Anwohner, Gewerbetreibende und Interessenverbände“ einbringen, sehen wir eine tragfähige Planung erst in fünf Jahren. Und wie sich so eine Beteiligung (auch) nachteilig auswirken kann, sieht man sehr schön an den Beispielen Karl-Liebknecht-Straße und Könneritzstraße.