In der Vergangenheit machten Verluste an Freiräumen im Leipziger Westen immer wieder Schlagzeilen. Oft konnten junge Leipziger bestehende Brachen nutzen, um all den Dingen unter freiem Himmel nachzugehen, die sonst in extra dafür geschaffenen Arealen stattfinden. Doch seit die Freiräume zunehmend von Investoren gekauft und bebaut werden, haben sie ein Problem. Deshalb gründete sich jetzt die Initiative „Leipziger Zustände“. Und sie startete auf leipzig.de sofort eine Petition.
Die Initiative „Leipziger Zustände“ hat sich gegründet, um auf den akuten Mangel an Freizeitmöglichkeiten insbesondere im Leipziger Westen hinzuweisen, betont Robin Kanzler, der uns auch kurz Auskunft gab über die jungen Leipziger, die hinter der Initiative stehen, welche insbesondere für die Errichtung eines Skateparks im Leipziger Westen kämpft.
Was für Leute sind in der Initiative?
Unsere Initiative umfasst circa 30 aktive Personen und besteht hauptsächlich aus jungen Erwachsenen, vor allem Student/-innen, aber auch einige Berufstätige. So ziemlich alle fahren aktiv Skateboard oder BMX oder sind zumindest „szene-nah“ (z. B. arbeiten im Skateladen, etc.). Die Mehrheit der in unserer Initiative aktiven Menschen wohnt in den Stadtteilen Lindenau und Plagwitz, aber auch Aktive aus anderen Stadtteilen beteiligen sich.
Das Skaten bietet ein niedrigschwelliges (d. h. für jeden/jede frei zugängliches) Freizeitangebot und ist insbesondere bei jungen Menschen sehr beliebt. Der Sport ist in der Regel nicht institutionalisiert, das heißt es gibt keine oder kaum Vereine, denen man beitreten muss um den Sport auszuüben. Das ist einerseits ein echter Vorteil, da jeder mitmachen kann und es keine Vereinsbindung und damit verbundene Verpflichtungen gibt. Andererseits gibt es dadurch keine legitime institutionelle Vertretung, die offiziell (bspw. gegenüber der Stadt) für die Interessen der Skater/-innen eintritt. Um dieses Lücke zu füllen, gibt es unsere Initiative.
Was aus eurer Sicht fehlt noch alles an Angeboten im Leipziger Westen/Südwesten?
Insbesondere im Leipziger Westen fehlt es an Freiräumen und niedrigschwelligen Freizeit- und Gestaltungsmöglichkeiten. Das liegt aus unserer Sicht einerseits daran, dass solche Angebote seitens der Stadt nicht ausreichend gefördert werden, da alles was „nicht im Verein stattfindet, nicht wirklich ernst genommen wird (hierbei merken wir an, dass Skaten ab nächstem Jahr offizielle Disziplin bei den Olympischen Spielen sein wird). Andererseits sorgen der immer stärker umkämpfte Lebensraum in der Stadt und das Nachgeben der Stadt gegenüber privaten Investoren für den Wegfall von bereits bestehenden Angeboten und Freiräumen.
Das Skaten ist hierbei besonders betroffen. In Lindenau und Plagwitz sind in den letzten Jahren mehrere Skatemöglichkeiten ersatzlos weggefallen. Weiterhin wurden bestehende Anlagen über viele Jahre nicht saniert und sind teilweise unnutzbar geworden. Gerade hier leben viele junge Menschen, deshalb ist die Nachfrage hier extrem hoch. Und die Nachfrage steigt sogar weiter, durch Neuzuzüge und heranwachsende Jugendliche, die anfangen zu skaten.
Und vor allem: Wo fehlen die Angebote, denn zwischen Plagwitz und Großzschocher ist ja viel Raum. Wo könnte die Skateanlage aus euer Sicht ihren Platz finden?
Bei der Wahl der Fläche sollte man bedenken, dass ein Großteil der Nutzer/-innen in den Stadtteilen Plagwitz und Lindenau wohnt, das heißt eine Fläche in diesem Einzugsgebiet ist in jedem Fall zu bevorzugen. Eine von uns vorgeschlagene, geeignete Fläche am Bürgerbahnhof Plagwitz wurde seitens der Stadt zunächst aufgrund von Lärmschutzbedenken abgelehnt. Ein von uns daraufhin in Auftrag gegebenes Lärmschutzgutachten zeigte allerdings, dass der Lärmschutz keineswegs ein Problem darstellen würde.
In anschließenden Gesprächen räumten die verantwortlichen Sachbearbeiter/-innen der Verwaltung ein, dass sie die Fläche tatsächlich anderweitig verplant haben. Das „harte“ Argument des Lärmschutzes war also nur vorgeschoben um andere Interessen durchzusetzen. Weiterhin wäre die derzeitige Jahrtausendfeld-Brache sehr attraktiv. Hier gab es sogar einen Vorstoß seitens der Stadt (auf städtischem Grund), der allerdings vom Besitzer des Restes der Brachfläche zunichte gemacht wurde, da ihm ein Skatepark ein „Dorn im Auge“ wäre.
Auch eine Brachfläche an der Capastraße wurde vorgeschlagen. Hier gibt es aber auch bereits anderweitig Pläne für einen Parkplatz.
Arbeitet ihr mit dem Stadtbezirksbeirat oder soziokulturellen Zentren im Stadtgebiet zusammen?
Wir stehen in engem Kontakt mit der Stiftung Ecken wecken, welche sich in Zusammenarbeit mit der Stadt um die Entwicklung des für uns interessanten Bereichs am Bürgerbahnhof Plagwitz kümmert. Weiterhin haben wir Gespräche mit einigen verantwortlichen Sachbearbeiter/-innen der Stadt geführt.
Habt ihr schon mit Stadtratsfraktionen Kontakt aufgenommen?
Wir bekommen Unterstützung von der Fraktion DIE LINKE, welche sich – bereits bevor es unsere Initiative gab – für die Erhaltung bestehender Skateparks in Leipzig eingesetzt hat. DIE LINKE stellte 2017 auch den Antrag zum Bau eines neuen Skateparks im Leipziger Westen, welcher vom Stadtrat einstimmig angenommen wurde. Wie der Petition zu entnehmen ist, wurde dieser Beschluss aber bis heute nicht umgesetzt.
Seid ihr alles Skater? Und wo skatet ihr, wenn es im Westen nichts gibt?
Wir müssen auf freie öffentliche Plätze in den Stadtteilen ausweichen, was allerdings teilweise bei Anwohnern zu Unmut führt, die sich durch Lärm gestört fühlen.
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Die Begründung der Petition
Wir sagen: Wer Investoren ständig den roten Teppich ausrollt, muss es auch hinbekommen, Kindern und Jugendlichen einen kleinen Raum zum Skaten zu schaffen. Der politische Wille des Stadtrates ist da. Nur die Verwaltung bleibt seit langer Zeit untätig. Das kritisieren wir scharf und fordern, dass endlich gehandelt wird! Dazu haben wir eine Petition mit folgendem Inhalt bei der Stadt Leipzig eingereicht:
„Im Leipziger Westen, insbesondere in den Stadtteilen Plagwitz, Lindenau und Kleinzschocher und Großzschocher, fehlen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen. Unser Plan sieht einen Skatepark vor, der offen zugänglich, kostenlos und gut (zu Fuß) erreichbar ist und somit ein niedrigschwelliges Angebot bieten würde, um diesen Bedarf zu decken. Leider lässt sich in den letzten Jahren beobachten, dass immer mehr Skateanlagen in einem desolatem Zustand sind oder ersatzlos zurückgebaut wurden (bspw. im Henriettenpark, Karl-Heine-Kanal sowie an der Rolf-Axen-Straße).
Der Stadtrat hat bereits im Januar 2018 den Beschluss gefasst, einen Skatepark im Leipziger Westen zu errichten. Der Beschluss stammt vom Januar 2018 und hatte als Ziel, innerhalb eines Jahres eine geeignete Fläche zu finden. Bis heute will die Stadt aber keine Fläche gefunden haben. Bei unseren Nachfragen wurden wir stets vertröstet. Vorschläge zu Flächen, die wir selbst gesucht haben, wurden ohne jegliche Kompromissbereitschaft abgelehnt.
Unser Engagement und Eigeninitiative wurden von der Stadt bislang nicht ernst genommen. Vielmehr hat es sich so angefühlt, als wolle die Verwaltung die Sache aussitzen. Das soll sich ändern!
Wir wollen mit dieser Petition die Möglichkeit nutzen, um zu verdeutlichen, dass wir trotz der bisherigen Rückschläge an das Projekt glauben! Wir sind überzeugt davon, dass eine Fläche für das Projekt – das breite Beteiligungsmöglichkeiten bieten soll – in den Leipziger Stadtteilen Plagwitz, Lindenau, Groß- und Kleinzschocher vorhanden ist (wir reden hier nicht von der Größe eine Fußballfeldes!), von dem Nutzer/-innen, Bewohner/-innen, und die Stadt gleichermaßen profitieren werden.
Wir fordern die Stadt Leipzig auf, ihr Versprechen vom Januar 2018 einzuhalten und mit uns eine Fläche für einen Skatepark in Leipzig Plagwitz/Lindenau/Groß- und Kleinzschocher bereitzustellen.“
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Die Petition kann seit dem 24. September online auf der Internetseite der Stadt Leipzig unterschrieben werden. Gleich hier.
Der Stadtrat tagt: Einstimmiges Votum für neue Skateanlage im Westen + Video
Der Stadtrat tagt: Einstimmiges Votum für neue Skateanlage im Westen + Video
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