Mit einer besonderen Aktion machten die beiden Leipziger Lucy und Pierre am Montag, 26. August, auf etwas aufmerksam, was Autofahrer gern übersehen. Seit zwei Monaten ist die Beethovenstraße offiziell Fahrradstraße. Schilder am Straßenrand weisen darauf hin. Doch immer wieder kacheln Kraftfahrer durch die Straße, als gebe es die Schilder nicht. Also haben die beiden groß aufs Pflaster gemalt, worauf hier jetzt zu achten ist.
Warum sie das gemacht haben, schildern Lucy & Pierre hier selbst:
„Kleine blaue Schilder allein helfen nicht – also malen wir sie auf die Straße“
Lucy & Pierre
„Schilder allein helfen nicht“, sagt Lucy und Pierre schneidet an den Schablonen.
„Überall wird nur an die Autos gedacht“. Ein aktuelles Beispiel seien die neu gemalten Park-Gatter, die es nun Autos erlaubt, quer zu parken. Die Straße wird damit enger, Autos fahren trotzdem wie vorher durch.
Lucy und Pierre sind begeisterte Radfahrer/-innen und haben täglich mit brenzligen Situationen zu kämpfen. In den seltensten Fällen ist dabei irgendwer „schuld“, sondern meist sind sie geradezu programmiert. Das ergab die Idee: Lasst uns malen, was fehlt – als Hinweise zur Rücksichtnahme auf die Schwächeren.
Die Beethovenstraße wurde am 17. Juni 2019 zur Fahrradstraße umgewandelt. Seitdem stehen kleine blaue Schilder wo vorher Tempo 30 stand und Radfahrende dürfen nun nebeneinander fahren und bestimmen nun die Höchstgeschwindigkeit. Theoretisch.
„Aber die tägliche Praxis hat sich nicht geändert – weil Autos weiterhin die Fahrradstraße befahren dürfen“, klagt Lucy. Tatsächlich ist per Zusatzschild Anlieger oder Parken frei der Autoverkehr nicht eingeschränkt worden, seitdem das Schild Fahrradstraße dort steht. „Damit ist aber für Autofahrende eine Fahrradstraße nichts anderes als eine Tempo-30-Zone.“
In anderen Städten wie Berlin, München oder Göttingen werden Fahrradstraßen auf der Fahrbahn extra auffällig gekennzeichnet. Das Verkehrszeichen mit dem Schriftzug Fahrradstraße ist dann sichtbar für die Autofahrer. So nehmen sie die Veränderung besser wahr und passen ihre Fahrweise den neuen Gegebenheiten an. „Aber in Leipzig will das keiner. Nicht mal eine Informationskampagne ist geplant“, stellt Pierre fest, „dabei würde das den Radfahrenden helfen und alle sensibilisieren, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen.“
„Es ist ähnlich wie beim Klimawandel: Das Wissen ist da, aber niemand handelt. Deswegen sind wir losgezogen und haben es einfach selber gemacht. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: jetzt sieht jede und jeder Rad- und Autofahrende eindeutig, dass es sich um eine Fahrradstraße handelt. Wenn die Leute das dann noch googeln, ist der erste Schritt getan“, schmunzelt Lucy.
„Dieses war der erste Streich – es gibt noch so viele weitere Stellen …“
West-Ost-Route durch die Beethovenstraße ist seit Montag Fahrradstraße
West-Ost-Route durch die Beethovenstraße ist seit Montag Fahrradstraße
Hinweis der Redaktion in eigener Sache: Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.
Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen.
Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.
Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 500 Abonnenten.
Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion „Freikäufer“
Keine Kommentare bisher