Am Sonntag, 18. August, ist Kirchweihfest der Apostelkirche Großzschocher. Ein Fest, das eigentlich mit einer frisch eingedeckten Kirche gefeiert werden sollte. Doch das Dach ist weiter in Planen gehüllt und die Kirchgemeinde muss noch mehr Spenden sammeln. Denn wie das oft so ist, wenn alte Dächer genauer angeschaut werden – die Überraschung lauert dann meistens im Gebälk.
An der Stelle der heutigen Apostelkirche in der Dieskau-/Huttenstraße stand bereits 1217 eine romanische Chorturmkirche. Das geht aus der ältesten Beurkundung hervor. In dem Jahr, am 18. August, wurde die Kirche zu Großzschocher und Windorf geweiht. Und so feiert die evangelische Kirchgemeinde nun ihr 802. Kirchweihjubiläum mit Konzert, Gottesdienst und Kirchplatzfest.
Und dazu hätte die Gemeinde in diesem Jahr gern auch schon die nächste Etappe bei der schrittweisen Renovierung der kleinen Kirche gefeiert, die von 1904 bis 1908 umgebaut und vergrößert wurde. Das mit dem Dach schien anfangs ganz einfach, auch wenn es im Verlauf der letzten 110 Jahre immer wieder geflickt werden musste und dabei auch unterschiedlichste Dachziegel zum Einsatz kamen. 350.000 Euro hatte die Gemeinde für die Neueindeckung eingeplant.
Das Balkenwerk schien eigentlich noch ganz in Ordnung, war in den 1950er Jahren auch imprägniert worden, um Schädlinge fernzuhalten. Aber dabei kam Blausäure zum Einsatz, wie alte Akten bekunden, ein hochgiftiges Zeug, das man nicht einfach so belassen konnte. Da hätten auch die Dachdecker in Schutzanzügen arbeiten müssen. Also wurde das ganze Dach in eine Plane gehüllt und eine Spezialfirma musste beauftragt werden, um die Blausäure im Gebälk mit moderner Technik zu neutralisieren.
Aber wo man schon einmal dabei war, stellte man auch noch fest, dass der wichtigste Querbalken, der die Dachkonstruktion hält, vom Schwamm befallen war. Irgendeine Generation zuvor muss den Fehler aller Fehler gemacht und den Balken in einen Zementmantel verpackt haben. Feuchtigkeit drang ein, staute sich und war die beste Grundlage für Schwammbildung, die dann nicht auf den Balken beschränkt blieb, sondern auch das anliegende Mauerwerk befiel. Also mussten die Aufleger des Balkens abgesägt und durch neue Lagerschuhe ersetzt werden, der Schwamm wieder mit moderner Technik bekämpft werden.
Während für die Blausäure-Neutralisierung schon ein Kostenbescheid über 35.000 Euro vorliegt, sind für die Arbeiten am tragenden Balken noch keine Kosten fixiert. Nur eines ist klar: Die Sanierung des Daches wird deutlich teurer als 350.000 Euro.
Was die Gemeinde natürlich auch am Sonntag zum Kirchweihfest thematisiert. Da wird dann auch wieder eine große Spendenbüchse aufgestellt. Jede Spende hilft, das Projekt zu finanzieren.
Dabei sind längst die nächsten Schritte geplant. Als nächstes wäre der Altarraum dran. So eine Kirche ist ein echtes Generationenprojekt und sie kann – wenn die Gemeinde selbst die Sanierung vorantreibt – stets nur in kleinen, bezahlbaren Schritten erfolgen.
Trotzdem soll am Sonntag gefeiert werden.
Das Programm:
Am Sonntag, 18. August, wird 10 Uhr ein Festgottesdienst mit der Kantorei gefeiert, bevor dann 14 Uhr ein buntes Festprogramm an der Kirche und im Pfarrgarten beginnt. Musik, Unterhaltung, Kaffee und Kuchen sowie verschiedenste Info- und Verkaufsstände erwarten die Besucher.
Das Puppenspiel „Prinzessin Isabell und der Kartoffelkönig“ zeigt um 15:45 Uhr das Theater wiwo. Das Stück nach einem Märchen von Ute Grauwinkel ist für Kinder ab vier Jahre geeignet.
16 Uhr heißt es „Te Araroa – Zu Fuß über Neuseelands Südinsel“. Thomas Fessel berichtet über seine Wanderung auf dem Te Araroa, dem längsten Fernwanderweg Neuseelands.
Zur Orgelmusik mit Barbara Kroll-Hiecke wird 16:45 Uhr in die Kirche eingeladen.
Den musikalischen Abschluss des Kirchweihfestes gestalten die „Markkleeberger Vocalisten“ ab 18:30 Uhr.
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