Sie können es einfach nicht. Deutschlands Bauträger können einfach keine grünen Stadtquartiere bauen. Sie stecken mit ihren Vorstellungen vom Wohnen in den autoberauschten 1970er Jahren fest. Selbst dann, wenn sie ein attraktives grünes Gelände wie das des einstigen Parkkrankenhauses Dösen zum Bebauen bekommen. Das ja deshalb so heißt, weil die Gebäude hier mitten in einem Park stehen – von dem aber die meisten Bäume gefällt werden sollen. Der Ökolöwe ist entsetzt.

„Grüne Bauprojekte in Leipzig? Fehlanzeige! In Dösen sollen 300 Bäume für Parkplätze und Villen gerodet werden – Biotope werden zerstört“, fasst der Ökolöwe kurz zusammen, was er aus den Bauplanungen des neuen Investors herauslesen kann, der zwar deutlich mehr Wohnungen bauen will als sein Vorgänger. Aber vor Augen hat er wieder nur die Besitzer von lauter Autos, nicht die möglichen Mieter, die tatsächlich gern in einer Parkstadt unter Bäumen wohnen wollen.

„Ein Blick auf unsere Stellungnahmen-Arbeit zeigt, dass bei Bauprojekten Natur- und Artenschutz immer wieder hintangestellt werden. Eine Großstadt wie Leipzig kann es sich nicht leisten, die Klimakrise und das Artensterben durch konventionelles Bauen und das Versiegeln von Grünflächen noch zu beschleunigen. Wir Ökolöwen und schon über 17.500 Leipziger/-innen fordern Mehr Grün für Leipzig!“, fasst der Ökolöwe das Problem zusammen, das in der Parkstadt nun eine neue Dimension erreicht, als hätte der Bauherr weder vom Klimawandel noch von der Hitzebelastung der Stadt im Sommer je etwas gehört, als könnte man im Jahr 2019 immer noch riesige Flächen in versiegelten Parkplatz verwandeln und den Bewohnern ein aufgeheiztes Wohngebiet mit spärlichem Baumbewuchs zumuten.

Das im Süden Leipzigs gelegene historische Parkkrankenhaus Dösen wird zum Wohnquartier umgebaut. Neben den angrenzenden Plattenbauten entsteht eine „Parkplatzstadt“, stellt der Ökolöwe fest, ein Quartier mit Stadtvillen und 750 Parkplätzen. Und das, obwohl mit Fortschreibung der Stellplatzsatzung der Stadt Leipzig 430 Stellplätze völlig ausreichen würden.

Für das Bauprojekt sollen 300 Bäume gerodet werden – viele davon sind gesetzlich geschützte Biotopbäume. Zahlreiche Sträucher und Hecken werden auch abgeholzt. Verstöße gegen § 44 BNatSchG sind hier nicht auszuschließen, da Lebensräume von schützenswerten Arten wie Fledermäusen und Vögeln zerstört werden, so der Ökolöwe. Darüber hinaus wird die zugrunde liegende Leipziger Baumschutzsatzung missachtet. Der vorgesehene Ersatz durch 280 Neupflanzungen ist viel zu gering und gleicht den Verlust des alten Baumbestandes nicht aus. Die Baumschutzsatzung sieht hierbei zirka das Dreifache an Neupflanzungen vor!

Außerdem wird eine Streuobstwiese, die nach § 21 SächsNatSchG geschützt ist, zerstört. Ökologisch wertvolle Wiesen werden in artenarme Rasenflächen umgewandelt, obwohl es genau diese zu fördern gilt.

„Als Mitglied im Bündnis Kommune für biologische Vielfalt sind die Stadt Leipzig wie auch alle Investoren und Bauherren verpflichtet, die Vorschriften zur Förderung der biologischen Vielfalt umzusetzen – auch in Dösen!“, mahnt der Ökolöwe.

„Der Landschaftsplan Leipzig als übergeordnetes Planungsinstrument weist für das Baugebiet das Ziel aus, Lebensräume anzureichern und zu entwickeln. Hier muss also Natur- und Artenschutz Priorität haben. Trotzdem: Die geplanten Ersatzmaßnahmen für das Bauprojekt in Dösen sind völlig unzureichend und folgen hauptsächlich gestalterischen Gesichtspunkten. Hier wird ein massiver Verlust an Lebensräumen, Zerstörung von geschützten Biotopen und Verringerung der Artenvielfalt forciert. Das muss endlich aufhören – wir fordern Mehr Grün für Leipzig!“

Das Problem beschränkt sich aber nicht nur auf die Parkstadt, es ist nach wie vor überall zu beobachten, wo in Leipzig neue Wohnhäuser gebaut werden. Rigoros werden die Baufelder von Baum- und Gehölzbestand „befreit“. Die Bauherren haben augenscheinlich genauso wenig wie Leipzigs Baubehörde überhaupt eine Vorstellung davon, wie man wertvollen Grünbewuchs auf Baugrundstücken bewahrt und in das Bauprojekt integriert.

Gebaut wird immer noch nach dem Tabula-rasa-Prinzip, die Fläche wird komplett beräumt und die städtischen Ämter geben in der Regel auch ihr Einverständnis für das Fällen selbst wertvoller alter Baumbestände. Dafür werden die Innenbereiche immer noch üppig mit Stellplätzen für Pkw bestückt, was am Ende zwar ein Wohngebiet für motorisierte „Leistungsträger“ ergibt, aber eine biologisch bereinigte Fläche, in der von einem „Wohnen im Grünen“ keine Rede mehr sein kann.

Der neue Besitzer plant mit drei Mal so vielen Wohnungen

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