Seit Jahren ringen Stadt und LVB um eine Neuordnung der Kreuzung am Adler. Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) müssen die Kreuzung sowieso in nächster Zeit grundsätzlich anpacken. Es wäre die Chance, die aus lauter Provisorien zusammengeschusterte Kreuzung endlich zu ordnen und die Bedingungen für Radfahrer, Fußgänger und Straßenbahnnutzer endlich zu verbessern. Aber augenscheinlich haben sich die Planer in lauter Sackgassen verfranst. Und der ADFC ist richtig sauer.
Als Lobbyvertreter für die Interessen der Radfahrer ist der ADFC in solche Planungen frühzeitig mit eingebunden. Und weil der Verein schon seit Jahrzehnten Erfahrungen gesammelt hat dabei, weiß man dort ziemlich genau, welche Vorschläge sinnvoll sind und die Bedingungen für alle Verkehrsteilnehmer verbessern. Denn erst wenn alle Verkehrsarten mitgedacht werden, wird ein organisches Ganzes draus.
Die Leipziger Verkehrsbetriebe planen in Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig den Adler im Jahr 2020 barrierearm umzubauen. Fast zwei Jahre begleitet der ADFC Leipzig diesen Planungsprozess nun schon kritisch.
„Leider bemerkenswert – an den Kritikpunkten hat sich im gesamten Planungsprozess nichts geändert“, zieht Matthias Koss vom ADFC nun Bilanz für diesen Beteiligungsprozess, der augenscheinlich an Vorgaben scheitert, an denen die Planer nicht rütteln wollen, obwohl sie seit Jahren für Frustration sorgen. Das geht mit der Straßenbahnhaltestelle östlich der Kreuzung los, wo die stadtauswärts fahrenden Straßenbahnen halten.
Warum wird sie nicht endlich mit auf die Westseite verlagert, fragt Matthias Koss: „Eine Straßenbahnhaltestelle in der östlichen Antonienstraße ist nur dann für alle Verkehrsteilnehmenden sicher nutzbar, wenn in die stadtauswärtige Richtung die Anzahl der Fahrspuren auf eine Fahrspur verringert wird. Hält man an zwei Fahrspuren je Richtung fest, so soll die Straßenbahnhaltestelle westlich des Adlers errichtet werden (dort wo heute die Bushaltestelle der Linie 60 ist). Durch die Lage der stadtauswärtigen Straßenbahnhaltestelle vor der Schule am Adler erreichen die Schülerinnen und Schüler ihr Ziel, ohne den Knoten mehrmals kreuzen zu müssen.“
Mit der Haltestelle in der Dieskaustraße geht es weiter. Hier soll erst viel später Barrierefreiheit hergestellt werden.
Ein Unding, findet Koss: „Obwohl bis zum 1. Januar 2022 alle Straßenbahnhaltestellen barrierefrei sein sollten, wird trotz der umfangreichen Baumaßnahme die Haltestelle Adler nur teilweise barrierefrei. In der Dieskaustraße wird keine barrierefreie Haltestelle errichtet. Diese kommt erst mit der mehrjährigen Baumaßnahme Dieskaustraße.“
Aber noch viel frustrierender findet er, dass die Planer es an dieser unübersichtlichen Kreuzung einfach nicht fertigbekommen, endlich den Radverkehr mitzudenken.
„Obwohl die Antonienstraße Bestandteil des qualifizierten Netzes für den Radverkehr ist, sind keine Radverkehrsanlagen vorgesehen“, kritisiert Koss. „Der ADFC Leipzig sieht das kritisch, da die Antonienstraße im entsprechenden Abschnitt mit 18.000 bzw. 22.000 Kfz/Tag belastet ist. Kinder ab dem 10. Lebensjahr müssen auf der Fahrbahn fahren. Das gilt dann auch für die Schülerinnen und Schüler der Schule am Adler.“
Sein Fazit für die zweijährige Planungsphase fällt entsprechend nüchtern aus: „Es wurde nichts unternommen, um die Komplexität des Adlers zu verringern. Der ADFC hatte vorgeschlagen, dass man wenigstens die Windorfer Straße für den Kraftfahrzeugverkehr abhängt und auf diese Weise dafür sorgt, dass nach den insgesamt herben Einschnitten für den Fußverkehr und die Aufenthaltsqualität wenigstens ein kleines Zugeständnis in Richtung derer gegeben wird, die an diesem ‚Unort‘ zu Fuß gehen bzw. dort verweilen.“
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