Als die Leipziger Stadtverwaltung am 5. Mai meldete „Der Floßplatz im Zentrum-Süd wird saniert und umgestaltet“, war klar, dass ein Wunsch des Ökolöwen nicht erfüllt werden würde. „Eine kompakte Stadt braucht attraktive Freiräume. Jetzt muss die Chance für eine Sport- und Spielfläche vor der Petrischule genutzt werden“, hatte Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher der Ökolöwen, im Januar gefordert.
Denn an Spiel- und Sportplätzen für Kinder und Jugendliche fehlt es im Leipziger Süden. Im integrierten Stadtentwicklungskonzept (Fachkonzept Freiraum und Umwelt) und in der Freiraumstrategie der Stadt Leipzig sei klar formuliert, dass gerade im dicht bebauten urbanen Kern neue grüne Freiräume für Sport, Spiel und Kommunikation erschlossen sowie als grün-blaue Infrastruktur vernetzt werden sollen.
„Wir Ökolöwen fordern die Stadtverwaltung auf, ihr eigenes Konzept ernst zu nehmen. Vor der Petrischule gilt es, einen autofreien Floßplatz als erweiterten, öffentlich zugänglichen Schulhof einzurichten. Egal ob Basketball, Tischtennis oder Skateboarding, dort ist der richtige Platz für Sport- und Spielmöglichkeiten“, betonte Supplies.
Für die vom Ökolöwen vorgeschlagene Lösung gebe es in Leipzig bereits gute Beispiele. Eines davon sei der erweiterte, öffentliche Schulhof des Kantgymnasiums in der Südvorstadt. Hier wurde die Scharnhorststraße zwischen Karl-Liebknecht- und Kochstraße an den benachbarten Park angegliedert und als Spielbereich umgenutzt.
Aber genau das sieht die Vorlage der Verwaltung nicht vor.
„Im Zuge der Voruntersuchungen wurde auch die Erweiterung des Schulhofes für die zwei angrenzenden Schulen untersucht“, heißt es da. „Im Ergebnis ist eine Erweiterung nicht möglich. Um die Aufenthaltsqualität im unmittelbaren Schulumfeld zu gewährleisten und die Schulwegsicherheit zu erhöhen, wird ein Bereich im Floßplatz vor der ‚Schule am Floßplatz‘ sowie der Stich Hohe Straße dem Kfz-Verkehr entzogen. Die abgepollerten Bereiche werden ausschließlich dem Fuß- und Radverkehr zur Verfügung stehen. Diese Mischverkehrsfläche mit ausgegliedertem Kfz-Verkehr kann für Spiel und Sport genutzt werden.“
Also keine Schulhoferweiterung und auch keine Sportgeräte.
Was noch offen ist: „Eine Prüfung der Möglichkeit der Ausweisung als Fahrradstraße (ausgenommen des abgepollerten Abschnittes der Mischverkehrsfläche) soll noch erfolgen.“
Verschwinden wird auf jeden Fall das alte Kopfsteinpflaster, zumindest auf der Fahrbahn.
„Die Fahrbahn erhält eine Deckschicht aus Asphalt, die ausgewiesenen Parkstellflächen im Bereich Nord (zwischen Riemannstraße und Hohe Straße) eine Pflasterschicht aus Kupferschlacke und im Bereich Süd (zwischen Hohe Straße und Paul-Gruner-Straße) eine Eindeckung aus Wild-/Katzenkopfpflaster. Die gebäudeseitigen Gehwege werden mit Pflaster befestigt, dazu werden größtenteils die bereits vorhandenen Granitkrustenplatten und Pflastersteine wiederverwendet, die Gehwege entlang des Gartendenkmals am Floßplatz werden instandgesetzt und erhalten eine wassergebundene Decke. Für die Herstellung der Gehwege werden anteilig die bereits vorhandenen Materialien wiederverwendet“, heißt es in der Vorlage der Stadt.
„In den Knotenbereichen (Riemannstraße/Floßplatz, Hohe Straße/Floßplatz, Paul-Gruner-Straße/Floßplatz) werden Gehwegnasen angeordnet, die zu einer erhöhten Verkehrssicherheit führen. Außerdem werden im Knotenbereich Riemannstraße/Floßplatz 2 Fahrradanlehnbügel, im Knotenbereich Hohe Straße/Floßplatz 6 Fahrradanlehnbügel und im Knotenbereich Paul-Gruner-Straße/Floßplatz 8 Fahrradanlehnbügel aufgestellt.“
Da der Bereich vor der „Schule am Floßplatz“ dem Kfz-Verkehr entzogen wird, verringert sich die Zahl der Autostellplätze von 143 auf 107.
Aber schon der Blick auf die Karte zeigt, dass das alles irgendwie halbherzig ist. Vor der „Schule am Floßplatz“ wird die Straße abgepollert, um die Autos draußen zu halten, vor der südlich benachbarten Petrischule aber wird Parkverkehr zugelassen. Irgendwie steckt in dieser halben Lösung wohl auch die Erklärung, warum die Stadtverwaltung der Meinung war, der Schulhof könnte nicht auf den Floßplatz erweitert werden, denn das käme ja nicht zuerst der Grundschule „Schule am Floßplatz“ zugute, sondern den Schülern der Oberschule „Petrischule“.
Eine Inkonsequenz, die jetzt die Grünen aufgreifen, die in einem Änderungsantrag fordern: „Die verkehrsberuhigte Fläche vor der Schule am Floßplatz wird durch das Setzen der Poller im Einmündungsbereich östl. Floßplatz/Ecke Paul-Gruner-Straße erweitert.“
Die Poller würden also nicht irgendwie mitten in der Straße stehen, sondern vorn an der Paul-Gruner-Straße.
Und sie greifen auch im Ansatz den Vorschlag des Ökolöwen auf: „Entsprechend der positiven Erfahrungen am Immanuel-Kant-Gymnasium, wofür die Scharnhorstaße mit dem Heinrich-Schütz-Platz verbunden worden ist, entsteht bei der Sanierung des Floßplatzes wieder die Möglichkeit, den Bereich vor einer Schule verkehrlich zu beruhigen und die Aufenthaltsqualität des Platzes und der Grünfläche deutlich aufzuwerten. Bisher ist die Pollerreihe direkt vor dem Schulhof der Petrischule eingeordnet, wodurch es unnötige Konflikte zwischen Parkverkehr und Kindern geben wird. Mit der kleinen Maßnahme wird die Voraussetzung geschaffen, einen attraktiven Raum für Kinder und Jugendliche im Zentrum-Süd direkt vor der Petrischule zu öffnen.“
Ab August sollen die Umbaumaßnahmen am Floßplatz für kalkulierte 769.000 Euro beginnen. Die Entscheidung dazu steht am Mittwoch, 15. Mai, in der Ratsversammlung an.
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