Das „Haus zum Arabischen Coffe Baum“ ist derzeit geschlossen. Der alte Pächter hat 2018 seine Tätigkeit beendet und auch das Kaffeemuseum im Haus kann nur zu besonderen Führungen besucht werden. Und mit der Neuverpachtung wird es auch nicht ganz so schnell gehen, denn die Haustechnik – obwohl in den 1990er Jahren erneuert – ist schon veraltet und muss 2020 komplett erneuert werden.

Die Dezernate Kultur und Stadtentwicklung und Bau haben jetzt eine Vorlage erarbeitet, in der sie das – so augenscheinlich nicht erwartete  – Dilemma beschreiben. Denn wenn jetzt nicht richtig Geld in die Haustechnik investiert wird, steht der Restaurantbetrieb im 300 Jahre alten Gasthaus genauso in den Sternen wie die Weiterexistenz des kleinen Museums.

„Das Gebäude ‚Haus zum Arabischen Coffe Baum‘ wurde letztmalig in den 1990er Jahren saniert und instandgesetzt. Ohne eine Teilsanierung und Teilerneuerung der zwischenzeitlich veralteten Haustechnik kann in dem Gebäude Gastronomie nicht mehr betrieben werden und bliebe das Museum geschlossen. Der Planungsbeschluss ist die Voraussetzung für die Planung, um die tatsächlichen Kosten zu ermitteln und den Bau- und Finanzierungsbeschluss vorlegen zu können“, kann man da lesen.

Und: „Das Gebäude, das in den 1990er Jahren grundhaft saniert und instand gesetzt wurde, steht unter Denkmalschutz; es ist das älteste Kaffeehaus Deutschlands und eines der ältesten Europas. Bis Ende 2018 beherbergte es, auf mehrere Stockwerke verteilt, ein Restaurant und verschiedene Café-Räume. Neben dem Gastronomiebetrieb dient das Haus als Museum. Als Teil des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig wird eine Ausstellung zur Geschichte des Kaffees in Leipzig gezeigt. In 15 kleinen Räumen präsentiert das Museum Exponate aus 300 Jahren Kaffeekulturgeschichte. Das Gebäude, 1556 erstmals erwähnt, gilt als eine der Sehenswürdigkeiten in Leipzig.

Die gastronomisch genutzten Räume des Gebäudes wurden auf der Grundlage eines Pachtvertrages mit 20 Jahren Laufzeit bewirtschaftet. Während der täglichen Öffnungszeiten der Gaststätte konnten auch die Räume des Museums besichtigt werden. Voraussetzung für die Neuverpachtung der Gastronomie und die weitere Öffnung des Museums ist die Teilsanierung und Teilerneuerung der Haustechnik des Gebäudes. Ohne Umsetzung dieser Maßnahmen kann in dem Gebäude eine Gastronomie nicht mehr betrieben werden. Es wäre fraglich, ob eine wirtschaftliche Variante für das Museum gefunden werden könnte. Der bisherige Pächter hatte von seinem Vorschlagsrecht für einen neuen Pächter Gebrauch gemacht und im Einvernehmen mit der Stadt Leipzig einen Interessenten vorgeschlagen. Da es nicht möglich ist, den Betrieb ohne Pause fortzusetzen und die vorzunehmenden Baumaßnahmen zu einer Schließzeit führen, wurde sich auf eine öffentliche Ausschreibung des Gastronomiebetriebes parallel zum Planungsbeschluss verständigt.“

Wie groß der Sanierungsbedarf tatsächlich ist, wurde bei Begehungen im April und Mai 2018 deutlich. Wobei es nicht nur verschlissene Technik ist, die hier ersetzt werden muss, bevor neu verpachtet wird.

„Dazu zählen im Küchenbereich z. B. keine ausreichende ‚Schwarz-Weiß-Trennung‘ (Trennung zwischen schmutzigen, keimbelasteten und sauberen Bereichen), Unstimmigkeiten zwischen der installierten Küchentechnik und der Lüftungsanlage. Zusätzlich müssen die Ablufthauben erneuert und das Lüftungssystem angepasst werden“, heißt es in der Vorlage.

„Weiterhin wird im Zuge der Umstrukturierung der Küchenbereiche sowie zur Verringerung von Wärmelasten die Installation einer Zentralkälte für die Kühl- und Tiefkühltechnik empfohlen. Aus Sicht des Arbeitsschutzes sowie des VLA muss die Kühlung der Konditorei umgebaut werden. Die Sanitärbereiche in den Sozialbereichen sind teilweise nicht mehr funktionsfähig oder in einem schlechten Zustand. Arbeitsschutz und VLA fordern zudem nach Geschlechtern getrennte Sanitär- und Umkleidebereiche. Um den aktuellen Forderungen des Brandschutzes Genüge zu tun, muss die Fluchtwegbeschilderung erneuert und eine Türfeststellanlage eingebaut werden. Auch die Fassade muss instand gesetzt werden. Lose Fassadenteile mussten bereits mit Hilfe der Branddirektion (Feuerwehr) entfernt werden. Ohne die Sanierung und Instandsetzung erfolgt durch das VLA keine Genehmigung zur dauerhaften Wiederaufnahme der Neuverpachtung der Gastronomie. Die bestehenden Auflagen des VLA würden nur für eine übergangsweise Weiterbetreibung von etwa einem Jahr abgemindert werden können. Aus diesem Grund wurde eine Zwischenbetreibung verworfen.“

Das VLA ist das Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt. Und da das Haus der Stadt gehört, muss die Stadt selbst auch den Hauptteil dieser Sanierung übernehmen. Eine erste Kostenschätzung über 1,36 Millionen Euro liegt vor, die durch Mittel aus der Gästetaxe in Höhe von 660.000 Euro abgepolstert werden soll.

Und wenn die Vorlage jetzt so umgesetzt wird, könnte es dann 2020 zum großen Bauen kommen. Der Zeitplan: „Die Planung (Entwurfsplanung) soll im 2. Quartal 2019 beauftragt werden. Für die Anfertigung der Entwurfsplanung werden ca. 80.000 € benötigt, die aus den eingestellten Haushaltsmitteln 2019 finanziert werden. Die Ausführungsplanung, Ausschreibung und Vergabe sollen im Jahr 2019 umgesetzt werden. Die daran anschließende Bauausführung wird 2020 abgeschlossen. Der Pächter könnte seine Küchen- und Gastronomietechnik im IV. Quartal 2020 einbauen, sodass das Objekt zum Jahresbeginn 2021 wiedereröffnet werden könnte.“

Besseres Licht, neues Design und mehr Gegenwart im Museum Zum Arabischen Coffe Baum

Besseres Licht, neues Design und mehr Gegenwart im Museum Zum Arabischen Coffe Baum

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar