Ziemlich entsetzt stellte L-IZ-Leser Rolf Schauerhammer am 11. April fest: โ€žDie Leipziger Sรผdaue ist trocken gefallen. Der einzige Zufluss von der WeiรŸen Elster in den Sรผdlichen Leipziger Auwald, der Grenzgraben, ist seit 10.04.2018 versiegt. Somit werden die PauรŸnitz und der alte FloรŸgraben รถstlich des Waldsee Lauer nicht mehr mit Wasser versorgt und sind trocken gefallen.โ€œ Was war da los? Wen sollte man fragen?

โ€žDie entblรถรŸten Gewรคsserbetten sind allerdings noch nicht trocken, sondern schlammigโ€œ, schrieb er uns. โ€žDie ร–ffnung der Rohrleitung in den Schรถnungsteich, der dem Grenzgraben vorgelagert ist, ist mit einem aufblasbaren โ€žKorkenโ€œ verstopft. Im Verlauf der Rohrleitung, die vom Wehr GroรŸzschocher kommend das Elster Hochflutbett unterquert, sind die in regelmรครŸigem Abstand angelegten โ€šGullisโ€˜ der Rohrleitung von Gehรถlz freigeschnitten und geรถffnet worden. Teilweise wurde Schlamm entnommen und vor Ort liegen gelassen.

Die PauรŸnitz ist das einzige FlieรŸgewรคsser in Leipzig, das in groรŸen Teilen unbegradigt ist und oberflรคchennah durch den Auwald plรคtschern darf. Selbst der durch den Bootsverkehr geschundene FloรŸgraben (Batschke) ist durch Jahrhunderte FlรถรŸerei und Begradigungen stark eingetieft. Gerade an der PauรŸnitz fischt der seltene Eisvogel dank nicht mรถglichem Bootsverkehr und natรผrlicher Ufer mit รผberhรคngenden ร„sten und Zweigen. Selbst der Fischotter kann hier beobachtet werden, wenn auch meist nur mit Fotofallen.

Es bleibt nur zu hoffen, dass es sich um eine offizielle MaรŸnahme handelt, um den mit Sedimenten verengten Dรผker samt Rohrleitung zu ertรผchtigen, wie es seit vielen Jahren besprochen wird. Leider besteht der Leipziger Umweltschutz aber meist nur aus politisch korrekten Reden statt Taten. Hauptsรคchlich in Szene gesetzt von Lobbyisten und Tier- (ja nicht Natur-)schรผtzern, die ihre Lieblingstierart schรผtzen wollen, aber das groรŸen Ganze, das Biotop vergessen.โ€œ

รœberflutung 2019 im Gebiet der PauรŸnitz. Foto: Ralf Julke
รœberflutung 2019 im Gebiet der PauรŸnitz. Foto: Ralf Julke

Es stimmt natรผrlich: Der sรผdliche Auenwald ist bislang noch kaum im Fokus, wenn es um die Frage der Wiederherstellung des natรผrliches Wassersystems geht. Daran รคndern auch die jรคhrlichen Flutungen an der PauรŸnitz nichts. Sie imitieren nicht einmal eine natรผrliche Durchflutung, auch wenn Leipzigs Umweltdezernat bannig stolz ist auf dieses seltsame โ€žWir tauchen die Bรคume mal in Wasserโ€œ-Experiment.

Also fragten wir erst mal bei der Stadtverwaltung nach. Aber die verwies uns an die LMBV, die hier im sรผdlichen Auenwald tatsรคchlich eine kurzfristige MaรŸnahme umsetzt.

โ€žDie Unterhaltungsleistungen im gesamten Grenzgrabenverlauf dienen der Erhaltung bzw. Verbesserung der FlieรŸfรคhigkeit des Gerinnesโ€œ, teilt uns das fรผr die BergbaufolgemaรŸnahmen zustรคndige Unternehmen mit. โ€žDie angeschlossenen Grabenstrukturen in Richtung Auwald dienen der Bewรคsserung desselben. Die UnterhaltungsmaรŸnahmen sind daher notwendig fรผr das Wasserdargebot im Auwald. Es werden in den diversen Grabenabschnitten Sohlberรคumungen, Berรคumungen lokaler Abflusshindernisse, GehรถlzpflegemaรŸnahmen und -pflanzungen, Bauwerkskontrollen und -instandsetzungen, Durchlassreinigungen und die Anlage von Grabentaschen durchgefรผhrt. Die MaรŸnahmen haben im Oktober 2018 begonnen und werden voraussichtlich Ende April 2019 abgeschlossen sein. Sie sind Teil eines Unterhaltungsplanes fรผr den Grenzgraben Lauer, der eine turnusmรครŸige Wiederholung bestimmter UnterhaltungsmaรŸnahmen fรผr das Gewรคsser vorsieht.โ€œ

Das Problem in diesem Teil des Auenwaldes ist, dass die ursprรผnglichen Wassersysteme durch den Bergbau zerstรถrt wurden, weshalb die Stadt Leipzig die schwierige Wasserversorgung gerade im Bereich der PauรŸnitz immer wieder thematisiert. Der Grenzgraben ist dabei eindeutig das Nadelรถhr.

Stellt sich also die nรคchste Frage: Wie stark ist die PauรŸnitz betroffen?

โ€žDas Abschlagbauwerk vom Grenzgraben in die PauรŸnitz wird im Rahmen der MaรŸnahmen inspiziert und instandgehalten. Unterhaltungsleistungen an der PauรŸnitz sind jedoch nicht Teil der LMBV-MaรŸnahmenโ€œ, so die LMBV.

Und wie nachhaltig sind die Arbeiten? Wird ein Zustand erreicht, in dem der Wasserzufluss wieder dauerhaft gesichert ist? Oder braucht es dazu noch andere MaรŸnahmen?

โ€žDas Ziel der Unterhaltungsleistungen ist es, die Abflussbedingungen im Grenzgraben zu erhรถhen und damit auch die Wasserversorgung fรผr die angeschlossenen Grabensysteme und den Auwald zu gewรคhrleisten bzw. zu verbessernโ€œ, so die LMBV. โ€žDer eingeschrรคnkte Wasserzulauf ist durch die Reinigung der รœberlaufleitung von der weiรŸen Elster zum Grenzgraben begrรผndet, die Teil der UnterhaltungsmaรŸnahmen ist. Die verringerte Wassermenge ist nur ein kurzfristiger Zustand, der nach Abschluss der Reinigung wieder behoben wird. Danach ist das regulรคre Wasserdargebot wieder dauerhaft gesichert. Weiterfรผhrende MaรŸnahmen sind dazu nicht erforderlich.โ€œ

Was uns natรผrlich nicht beruhigt. Denn: Ist es jetzt eine lange geplante MaรŸnahme oder mรผssen solche Eingriffe รถfter erfolgen?

โ€žWie oben beschrieben sind die MaรŸnahmen Teil eines Gewรคsserunterhaltungsplanes, der eine Wiederholung der MaรŸnahmen in bestimmten Abstรคnden vorsieht. รœberlรคsst man das Gewรคsser der natรผrlichen Entwicklung, wird es รผber kurz oder lang verkrauten, und die Versorgung der angeschlossenen Grabensysteme und des Auwaldes wird eingeschrรคnkt bzw. gรคnzlich zum Erliegen kommenโ€œ, so die LMBV. โ€žDie turnusmรครŸigen MaรŸnahmen beziehen sich sowohl auf den eigentlichen Gewรคsserkรถrper als auch auf die technischen Anlagen (รœberleitungsbauwerk von der WeiรŸen Elster in den Grenzgraben, Abschlagbauwerke in die angeschlossenen Grรคben, Durchlรคsse und Dรผker).โ€œ

Die natรผrliche Wasserversorgung der FlieรŸgewรคsser im sรผdlichen Auenwald ist also noch nicht wirklich dauerhaft geklรคrt. Bevor es keine selbsttragende Lรถsung gibt, muss die LMBV wohl immer wieder die Grรคben in einer GroรŸaktion bereinigen.

Wie auch Sachsens Fรถrster versuchen, den Hartholzauenwald irgendwie forstwirtschaftlich zu retten

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Was fรผr ein schรถnes Titelbild. Da will man am liebsten sofort in den Wald.

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