Erst wenn man sich die Forstkarten des Freistaats Sachsen näher heranzoomt, sieht man, dass das Land im Naturschutzgebiet Leipziger Auenwald größere Waldstücke besitzt, die es vom Staatsbetrieb Sachsenforst bewirtschaften lässt. Und der braucht augenscheinlich nicht einmal Forstwirtschaftspläne, um dort an wertvollem Holz herauszuholen, was nur die Kasse klingeln lässt. So wie dieser Tage bei Gundorf. Und Leipzig wagt nicht einmal ein „Stopp!“ zu verhängen.

Jedenfalls sieht es so eine Woche nach der Anzeige des NuKLA e.V. bei der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde aus. Das ist das Leipziger Amt für Umweltschutz. Aber anders als die Umweltbehörde im Landkreis Nordsachsen, die die Fällarbeiten des Sachsenforst, die gleichzeitig in Forstrevieren bei Dölzig stattfanden, sofort unterband und die zuständigen Landesförster zum Rapport einbestellte, hat das Leipziger Umweltschutzamt nicht einmal reagiert.

Als fühlte es sich gar nicht zuständig für diese Waldflächen westlich der Burgaue, wo ja im Herbst erst die geplanten Fällarbeiten der Leipziger Abteilung Stadtforsten gestoppt wurden, weil der NuKLA e.V. – wohl zu Recht – befürchtet, dass die großangelegten Forstwirtschaftspläne einer naturschutzfachlichen Grundlage entbehren.

er Landeswald in der Leipziger Nordwestaue. Karte: Freistaat Sachsen, Staatsbetrieb Sachsenforst
Der Landeswald in der Leipziger Nordwestaue. Karte: Freistaat Sachsen, Staatsbetrieb Sachsenforst

Denn im Grunde laufen sie seit Jahren – genauso wie die Fällarbeiten von Sachsenforst – vor allem darauf hinaus, wertvolle Starkbäume aus dem Wald zu holen – Starkbäume, die in ihrer Rolle im Biotop nicht ersetzt werden können. Anders als die von Stürmen niedergemähten Nadelwälder bringen alte Eichen und Eschen am Holzmarkt noch richtig Geld. Und ganz unübersehbar arbeitet Sachsenforst genau mit dem Ziel: Möglichst viel Geld mit Holz zu verdienen.

Und da lohnt dann ein Blick in die vom Stadtrat so freimütig beschlossenen Forstwirtschaftspläne – und man sieht: Die Waldgebiete in der Leipziger Nordwestaue, die dem Freistaat gehören, hat Leipzigs Stadtförster in den Forstwirtschaftsplänen komplett ausgespart. Sie kommen in seinen Planungen nicht vor.

Das heißt: Es gibt im Leipziger Auenschutz eine riesige Leerstelle, in der sich niemand wirklich um den Schutz des Auenwaldes kümmert.

Vielleicht schweigt das Leipziger Umweltamt deshalb: Man hat ja weder ein Leitbild noch einen belastbaren Managementplan für das komplette Schutzgebiet Leipziger Auenwald, also einen wirklich fachlich fundierten Rahmenplan, in den sich alles einordnen muss – auch die forstlichen Arbeiten der Leipziger Stadtförster und die des Staatsbetriebs Sachsenforst, der sich im Kanitzsch benimmt wie der Herr im Walde.

Mit den europäischen Schutzzielen für das FFH-Gebiet Leipziger Auenwald ist das nicht vereinbar. Entsprechend entsetzt war dann die Mannschaft des NuKLA e. V., als sie dieser Tage wieder in das betroffene Waldgebiet fuhr und nicht nur die Fällkommandos weiter bei der Arbeit sah, sondern auch vom örtlichen Vertreter von Sachsenforst hart angegangen wurde. Einen Forstwirtschaftsplan für das Gebiet hat Sachsenforst bis heute nicht vorgelegt. Und das Amt für Umweltschutz schweigt.

Am Sonntag wandte sich der NuKLA e.V. noch einmal an das schweigsame Amt: „Bei unseren dieswöchigen Rundgängen haben wir feststellen müssen, dass die forstwirtschaftlichen Arbeiten ungemindert weitergehen. Ob das AfU diesen zugestimmt hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir gehen jedoch davon aus, dass eine Zustimmung vorliegt, ansonsten hätte reagiert werden müssen.“

NuKLA hat Strafanzeige gegen Sachsenforst gestellt

NuKLA hat Strafanzeige gegen Sachsenforst gestellt

 

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Es gibt 2 Kommentare

Es ist doch offensichtlich, dass hier große Flächen an FFH-Lebensraumtyp, und zwar einenm der seltensten, nämlich Hartholzauwald, zerstört wird. Damit ist eine erhebliche Beeinträchtigung im Sinne der FFH-Richtlinie offenkundig. Somit die Forstarbeiten illegal.

Es zeigen sich natürlich auch wieder die eklatanten Defizite des Manegementplans. Wenn man sich die Erhaltungsziele für die ID-Fläche genauer ansieht, wird aber auch offenkundig, dass diese aufs gröbste verletzt werden. Es werden keine Habitatbäume erhalten, gefördert usw., sondern gefällt. Allerdings versucht die Holzlobby natürlich, sich die Schwächen (die sie ja auch hineingeschrieben hat) des Managementplans zu Nutzen zu machen…. und pochen auf ihre sogenannte ordnungsgemäße Forstwirtschaftsklausel, die nichts weiter ist als ein Persilschein für Waldzerstörung. Und sicherlich wird jeder, der jetzt versucht Einhalt zu gebieten, von der Forstwirtschaftslobby, in den Behörden gut verankert, massiv unter Druck gesetzt.

Ganz zu schweigen von der sogenannten Grundschutzverordnung für das FFH-Gebiet Leipziger Auensystem, die keine Schutzverordnung sondern eine Unschutzverordnung ist.Einfacher wäre vielleicht das Wort Naturschutzkriminalität.

Es bleibt ein wenig zu hoffen, dass die EU-Kommission ihrer Mahnung (siehe Artikel hier in der L-IZ dazu) Taten folgen lässt – denn man kann wohl nicht davon ausgehen, dass Deutschland gewillt ist umzudenken – und Deutschland vom EuGH wegen systematischer Nichtumsetzung der FFH-Richtlinie zur Rechenhaft gezogen wird, und das gründlich.
Wie im Białowieża-Nationalpark, wo der EuGH der Verdreifachung der Holzernte einen Riegel vorgeschoben hat. Und hier ist der massive Eingriff nicht weniger schlimm.

Und noch eins, jeder Umweltverband, der hier nicht protestiert und das genügend laut, verstößt aufs gröbste gegen die eigen Satzung. Denn es geht um den Erhalt der wichtigsten Naturschutzflächen der Stadt Leipzig und Umgebung. Wer hier nicht laut protestiert, stimmt zumindest insgeheim zu!

Plattmachen, systematisch entwerten, das Tafelsilber zukünftiger Generationen verscherbeln: Bauland vorbereiten?

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