Noch ist es ein Prüfauftrag, den ursprünglich die Linksfraktion gestellt hat: das sächsische Umweltministerium zu bitten zu prüfen „ob das Elsterbecken in ein stehendes Gewässer umgewandelt werden kann. Alternativ ist zu prüfen, ob zwischen Palmengartenwehr und dem Luppewehr ein mäandrierender Flusslauf in einer Wiesenlandschaft angelegt werden kann.“
Wobei das Umweltministerium mit seiner Landestalsperrenverwaltung ja 2004 nur dem wilden Drängen einer von Großprojekten berauschten Leipziger Stadtverwaltung gefolgt ist, die unbedingt auch noch die Alte Elster gebaut haben wollte, einen längst zugeschütteten Lauf der Weißen Elster, der gar nicht gebraucht wird – auch nicht zum Hochwasserschutz.
Aber genau unter diesem Argument hat Leipzigs Verwaltung damals – im euphorischen Vorfeld der Fußball-WM 2006 – das Land dazu gebracht, diesen neuen Kanalbau mit in das Leipziger Hochwasserschutzkonzept zu schreiben.Wider besseres Wissen, denn auch damals belegte die Talsperrenverwaltung, die ja für den Hochwasserschutz zuständig ist, dass eine Verwandlung des Elsterbeckens in eine Flusslandschaft nicht nur preiswerter wäre, sondern auch viel sinnvoller.
Denn was soll das Elsterwasser eigentlich im alten Fluss bei Wahren, wenn es dringend in der Burgaue gebraucht wird? Wohin es aber im Normalfall nicht mehr käme, wenn die Alte Elster zum Hauptfluss würde. Höchstens im Hochwasserfall der Parthe, dann würde ein Partheüberlauf das Wasser in die Neue Luppe spülen.
Aber selbst an der Konstruktion dieses Parheüberleiters verzweifeln die Planer der Stadt. Er wäre teuer und würde in Landschaftsteile eingreifen, die heute schon geschützt sind. Das ganze Konstrukt macht keinen Sinn. Außer für Leute, die mit dem Boot über eine neu gebaute Alte Elster schippern wollen.
Preis? Völlig offen
Da niemand seit 2004 die Zeit und den Druck für eine Planung hatte, gibt es nur vage Schätzungen, die irgendwo zwischen 50 und 100 Millionen Euro liegen. Für ein Kanalprojekt, das im Hochwasserschutz keine Rolle spielt. Denn selbst wenn der Kanal gebaut wird, wird im Hochwasserfall das Wasser durchs Elsterbecken geflutet – und so landen die Sedimente genau dort. Mit der Folge, dass das Becken sich weiter mit Sedimenten füllt und weiter Geld aufgebracht werden muss, um das Becken immer wieder auszubaggern.
Darauf hat nun mit seiner Anregung der BUND Leipzig hingewiesen und die Ratsfraktionen gebeten, den Prüfauftrag der Linksfraktion um eine Prüfung des Flusses im Elsterbecken zu erweitern.
Die Grünen folgen dem Vorschlag
„Nach unseren Recherchen wurde die große Wasserfläche des Elsterbeckens geschaffen, damit die LeipzigerInnen größere Wasserflächen ortsnah erleben können. Gleichzeitig wollte man die dadurch entstehende Sedimentfalle für die Gewinnung von Dammmaterial nutzen“, schreiben sie in ihrem Änderungsantrag zum Antrag der Linksfraktion.
„Inzwischen wirkt die Sedimentfalle ohne Nutzen. Im Gegenteil, es müssen immer wieder erhebliche finanzielle Mittel aufgewendet werden, damit der notwendige Hochwasserschutz gewährleistet werden kann. Außerdem wirken die fehlenden Sedimente unterhalb des Luppenwehrs zerstörend. Geröll wird abgetragen, der Fluss gräbt sich förmlich immer tiefer in die Landschaft.“
Bleibt also – aus Sicht der Grünen – die Wahl: „Das neue Hochwasserschutzkonzept sieht vor, die Elster über den verfüllten alten Lauf zwischen Schreberbad und Leutzscher Allee zu führen und damit die entstandenen Probleme zu beheben. Man hätte dann das Elsterbecken als stehendes Gewässer, welches die Stadtlandschaft attraktiv prägt und nur im Katastrophenfall der Ableitung von Hochwasser dient. Alternativ könnte auch ein mäandrierender Flusslauf angelegt werden mit dem Ziel einer erlebbaren Flusslandschaft mit Liegewiesen, gegebenenfalls Badestellen etc., die dem erhöhten Bedarf an Erholungsflächen in Stadtnähe Rechnung tragen.“
Und dann kommen seltsame Träume durch, die bei diesem Tatbestand nicht wirklich zu verstehen sind: „Bei der Umwandlung in ein stehendes Gewässer sind zudem alle notwendigen Maßnahmen der Elsterbeckenumgehung (u. a. Öffnung Alte Elster) sowie eine etwaige Herrichtung als Ruderbecken (u. a. Ausbaggerung, Bootshäuser) einzubeziehen.“
Falsche Informationen für den Stadtrat
Da hat die Verwaltung in der Fachausschusssitzung wohl doch noch nicht vollständig oder wieder grundlegend falsch informiert. Das Elsterbecken bleibt nicht attraktiv, sondern verlandet mit jedem Hochwasser weiter. Genau das, was man glaubt, mit dem Bau der Alten Elster beenden zu können – die regelmäßigen Ausbaggerungen des Elsterbeckens – hört dann nämlich nicht auf. Dass es fortan keine Hochwasser mehr gibt, darf man wohl eher nicht erwarten. Und dass die Komplettausbaggerung des Elsterbeckens unter 100 Millionen Euro zu haben ist, auch.
Aber die Ordnung des Elsterbeckens ändert sich dann, wenn der Wunsch „Alte Elster“ tatsächlich erfüllt wird. Es bleibt dann nämlich kein Gewässer 1. Ordnung mehr, um das sich die Landestalsperrenverwaltung kümmern müsste, sondern wäre dann ein Gewässer 2. Ordnung, dessen Pflege die Stadt bezahlen müsste. Von einem attraktiven Standgewässer kann dann schlicht keine Rede mehr sein, denn da ja dann im größten Teil des Jahres kein Frischwasser und kein Sauerstoff mehr ins Becken käme, würde es zu einer wahren Zuchtstätte für Blaualgen werden.
Die Stadt bekäme ein teures und totes Gewässer, sozusagen einen zweiten riesigen Auensee, für den eine einzige Frischluftanlage nicht ausreichen würde.
Aber der Grünen-Antrag liest sich so, als wäre all das im Umweltausschuss nicht zur Sprache gekommen. Es wäre an der Zeit, dass das passiert und die falschen Entscheidungen von 2004 korrigiert werden, sonst wird es nämlich sehr teuer für Leipzig. Und leider auch sehr folgenreich für den trockengelenkten Auenwald.
BUND Leipzig wirbt im Stadtrat für die Herstellung eines richtigen Flusses im Elsterbecken
BUND Leipzig wirbt im Stadtrat für die Herstellung eines richtigen Flusses im Elsterbecken
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