Es kann endlich losgehen. Die drei wichtigsten Verträge zum Stadtraum Bayerischer Bahnhof sind fertig und die Pläne von 2011 können endlich verwirklicht werden. Am Montag, 11. Februar, stellten die Stadt und die beiden Vorhabenträger die beiden unterschriftsreifen zusätzlichen Vereinbarungen vor, mit denen der im November 2018 von beiden abgeschlossene Städtebauliche Vertrag konkretisiert wird.
Festgehalten werden darin vor allem konkrete Planungsziele, der weitere Ablauf des Entwicklungsprozesses sowie die Beteiligung und Mitwirkung der Öffentlichkeit. Im März entscheidet dann der Stadtrat über die Verträge.
„Wir brauchen wir dringend neue Wohnungen, Schulen und Kitas“, betont Oberbürgermeister Burkhard Jung. „Das Entwicklungsgebiet um den Bayerischen Bahnhof spielt dabei eine prominente Rolle. Ich freue mich, dass es nach einer Zeit relativen Stillstandes hier nun einvernehmlich weitergehen kann.“
Seit April 2018 haben das Baudezernat und die beiden künftigen Bauträger Stadtbau AG und BUWOG noch einmal hart verhandelt, um den jahrelangen Stillstand im Verfahren aufzulösen. Mit einem ersten Rahmenvertrag wurden die nötigen Grundlagen gelegt. In ihn ist auch alles eingearbeitet, was der Stadtrat verlangt hatte. Jetzt wurden die beiden Einzelverträge mit den künftigen Bauträgern baufeldgenau bis zur Unterschriftsreife gebracht. Sollte der Stadtrat im März zustimmen, kann unterschrieben werden und können Bürgerbeteiligung, Wettbewerbe und Ausschreibungen beginnen.
„Wir haben gute und konstruktive Gespräche mit dem Vorhabenträger geführt“, sagt Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau. „Diese führten zu angemessenen, umsetzbaren städtebaulichen Verträgen. Das ist eine gute Voraussetzung dafür, das Areal zügig zu einem hochwertigen neuen Stadtraum zu entwickeln, der um einen großen und wichtigen Stadtteilpark entsteht und in dem etwa 2.700 Einwohner leben werden.“
Das sind etwas weniger als noch 2011 anvisiert. Damals ging es um rund 3.000 Wohnungen für rund 5.000 Bewohner. Aber bei der Konkretisierung der einzelnen Baublöcke wurde der geplante Wohnungsbestand reduziert. Nach BUWOG-Auskunft wird man mit Mieten um die 10 Euro planen können, die um das Jahr 2023 auf den Markt kommen. 30 Prozent der Wohnung werden mit Mietpreisbindung zur Verfügung gestellt.
Dafür entstehen in großem Maßstab neue Gewerbeflächen. Eine Notwendigkeit, die 2011 so noch nicht absehbar war.
Dubrau: „Wenn die Stadt wächst, brauchen wir auch hochwertige Arbeitsplätze. Die sollen hier entstehen.“
Und Patrik Fahrenkamp, Vorstandsvorsitzender der Leipziger Stadtbau AG, ist zuversichtlich, dass jetzt wirklich alle Unstimmigkeiten ausgeräumt sind und losgebaut werden kann: „Wir freuen uns, dass wir nach dem Abschluss des ersten Städtebaulichen Vertrages nun gleich den nächsten Schritt gehen können. Die Hinweise und Wünsche aus der Politik haben wir berücksichtigt. Für die Errichtung eines großen Teils der Wohnungen haben wir nach einem Partner gesucht, der sich langfristig zur Stadt bekennt. Mit der BUWOG – einem der leistungsstärksten und innovativsten Wohnungsentwickler – haben wir diesen Partner gefunden. Wir freuen uns auf die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit.“
Geplant sind rund 1.600 Wohnungen für etwa 2.700 Einwohner, die die aus Wien stammende BUWOG nicht nur ab 2021 bauen, sondern auch bewirtschaften will. Allein hier werden über 300 Millionen Euro investiert, sagt Alexander Happ von der BUWOG. Insgesamt ist mit Investitionen von rund 600 Millionen Euro auf dem Gesamtgelände zu rechnen. Bis Mitte 2022 sollen die Grundschule an der Kurt-Eisner-Straße gebaut werden sowie 330 Kita-Plätze im Bereich der ehemaligen Konservenfabrik „Gurken-Schuhmann“ sowie in dem neuen Wohnquartier an der Lößniger Straße entstehen. Darüber hinaus werden Flächen für ca. 150.000 m² für Büro- und gewerbliche Nutzung – vorrangig südlich der Kurt-Eisner-Straße/Semmelweisstraße Richtung MDR – vorgehalten.
Das neue Wohnquartier an der Lößniger Straße soll als autoreduziertes Quartier mit umweltverträglichen und innovativen Mobilitätsformen entwickelt werden. Mit der Distillery, die dort noch ansässig ist, wird über eine einvernehmliche Lösung diskutiert. Burkhard Jung ist zuversichtlich, dass es für die Distillery eine Zukunft geben wird.
Entlang der Bahntrasse wird ein neuer öffentlicher Stadtteilpark entstehen, der bis in die angrenzenden Stadtquartiere ausstrahlt und vielen Menschen Erholungs- und Bewegungsmöglichkeiten bietet. Dabei werden ein Geh- und Radweg in Nord-Süd-Ausrichtung angelegt sowie Querungsmöglichkeiten mit Ost-West-Ausrichtungen für Fußgänger und Radfahrer geschaffen.
Die Anbindung an die verlängerte Brücke Steinstraße südlich der Kurt-Eisner-Straße/Semmelweisstraße wird ermöglicht. Auf die Umsetzung umfassender stadtökologischer Anforderungen und Qualitäten legen Vorhabenträger und Stadt Leipzig großen Wert. Für das neue Wohnquartier ist die Aufstellung eines gesonderten Bebauungsplanes notwendig. Die Umsetzung und Realisierung in Bauabschnitten wird voraussichtlich bis Ende 2027 dauern.
Der erste städtebauliche Vertrag zwischen dem Vorhabenträger und der Stadt Leipzig war am 20. November 2018 unterzeichnet worden. In diesem Vertrag wurden die Regeln für die Zusammenarbeit formuliert und die Ergebnisse der bisherigen Vereinbarungen – auf Basis des Wettbewerbsergebnisses aus dem Jahr 2011 – gesichert.
In der Zwischenzeit wurde intensiv an der Konkretisierung dieses Vertrages zwischen der Stadt und dem Vorhabenträger durch zwei zusätzliche Vereinbarungen weitergearbeitet. Festgehalten werden darin vor allem konkrete Planungsziele, der weitere Ablauf des Entwicklungsprozesses inklusive detaillierter Terminpläne für die bauliche Umsetzung aller Teilgebiete, die Kostenbeteiligung für Kita- und Grundschulplätze des Vorhabenträgers sowie die Beteiligung und Mitwirkung der Öffentlichkeit aber auch Vertragsstrafen bei Nichteinhaltung der vertragsgemäßen Verpflichtungen bezüglich der Entwicklung der einzelnen Baugebiete.
Der Stadtrat tagte: Wie weiter am Bayerischen Bahnhof? + Video
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