Wann die Riebeckbrücke tatsächlich mal erneuert wird, wissen wir nicht zu sagen. Ursprünglich sollte sie mal irgendwann nach 2020 grundhaft saniert werden. So steht es im Investitionsprogramm für Straßen und Brücken aus dem Jahr 2013. Aber auch im Straßenbau hängt Leipzig den eigenen Plänen um mindestens fünf Jahre hinterher. Trotzdem wurde 2018 gebaut. Aber was nur?
L-IZ-Leser Christian Dietze war jedenfalls ziemlich verwirrt, denn eigentlich hatte er nach der Sperrung im Sommer eine komplett erneuerte Brücke erwartet.
„Da ich oft drunter durch radle und nun auch wieder mit dem Auto drüber gefahren bin, stellte sich doch Verwunderung bei mir ein“, schreibt er uns. „An der Brücke wurde – von unten gesehen – nichts gemacht. Genau so verrottet und verrostet wie vorher. Und auf der Straße steht – wie vorher – ein 30er-Schild; sehr zu meiner Empörung, denn ich dachte, die Straße und die Brücke werden grundhaft saniert. Neuer Belag ist auch vorhanden. Irrsinn dagegen wäre es, in 2 o. 3 Jahren alles wieder aufzureißen, zu sperren und die Brücke in Ordnung zu bringen. Ist die Brücke tatsächlich und absichtlich unangetastet geblieben???“
Ja.
Eigentlich kann man es nur so formulieren.
Es waren die Grünen im Leipziger Stadtrat, die schon 2013 das dumme Gefühl hatten, dass das Straßen- und Brückenbauprogramm viel zu optimistisch datiert war und bei fast allen Bauvorhaben mit Verschiebungen um mehrere Jahre zu rechnen wäre. Die Sanierung der Riebeckbrücke stand damals nicht unter den schon sehr konkret datierten Bauvorhaben bis 2020, war irgendwie für die Zeit danach vorgesehen.
Doch schon die simple Benutzung eines Taschenrechners zeigte, dass die jährlich eingesetzten Investitionsmittel für Straßenbau für die terminierten Projekte nicht reichen würden. Dazu kamen auch schon zunehmende Erfahrungen mit einer zunehmend bürokratischeren und damit länger dauernden Fördergeldgenehmigung durch den Freistaat. Und in den letzten Jahren dann auch noch die Knappheit an verfügbaren Baufirmen.
Vielleicht liegt man gar nicht so falsch, wenn man dieses Brückenprojekt eher nach dem Jahr 2025, vielleicht noch später in der Umsetzung sieht.
Hier mal eine kleine Liste dessen, was Finanzbürgermeister Torsten Bonew schon fest in seiner Finanzplanung ungefähr bis 2022 stehen hat:
1.) die Schlachthofbrücke im Verlauf der Richard-Lehmann-Straße – Baubeginn 2020, 3,6 Millionen Euro
2.) die neue Geh-/Radwegbrücke im Verlauf der Straße des 18. Oktober vom Alten Messegelände zum Wilhelm-Külz-Park, wahrscheinlich ab 2019/2020, 11,5 Millionen Euro
3.) gerade im Bau: die Plagwitzer Brücke, 6,6 Millionen Euro
4.) Baubeginn für die Georg-Schwarz-Brücken ab möglicherweise 2020, 8,24 Millionen Euro schon eingeplant
5.) Dieskaustraße ab 2020, 3,8 Millionen Euro eingeplant
6.) die Karlbrücke im Verlauf der Industriestraße über die Weiße Elster, Neubau ab 2020 für 6,1 Millionen Euro
7.) die Leutzsch-Wahrener-Brücke, die parallel zur Eisenbahnbrücke über die Nahle führt, soll ab 2022 für 4,5 Millionen Euro neu gebaut werden
8.) die Gustav-Esche-Brücke ist ab 2020 geplant, 3,55 Millionen Euro
9.) sogar die Brücke Steinstraße über die S-Bahn-Strecke steht mit 517.000 Euro schon im Plan
Da für die Riebeckbrücke weit und breit kein absehbarer Sanierungsbeginn zu sehen war, beantragte die Grünen-Fraktion – mehrmals – dann wenigstens das Pflaster auf der Brücke zu erneuern und den enormen Geräuschpegel zu senken.
Das Ergebnis war dann die Aufnahme der Riebeckbrücke ins Leipziger Pflastererneuerungsprogramm. Da wurden dann nicht gleich Millionen fällig, sondern nur 560.000 Euro für den Austausch des Brückenbelages. Genau das ist im Sommer dann auch passiert.
Im Ton der Vorlage: „Im Baubereich sind zwei Brückenbauwerke vorhanden. Die Tragkonstruktionen der beiden Bauwerke werden durch die geplante Deckenbaumaßnahme nicht berührt. Beide Bauwerke erhalten einen neuen Brückenbelag mit Asphaltschichten. (…)
Im Rahmen der Straßenbaumaßnahme werden bei der Brücke Riebeckstraße (Brückenkonstruktion aus Stahlträgern mit Füllbeton) Leistungen zur Erneuerung der Brückenabdichtung unter dem neuen Brückenbelag vorgesehen.
Für die vorhandene Stützwand zur Tiefen Straße sind Unterhaltungsmaßnahmen zur Erhöhung der Standsicherheit als gesondertes Projekt und mit separater Finanzierung vor der Straßenbaumaßnahme geplant. In die Bauleistungen der Stützwandsicherung wird die Errichtung neuer Geländer auf der Stützwand und auf den Böschungsoberkanten des Straßendammes aufgenommen. Es erfolgt eine zeitliche Koordinierung mit der Straßenbaumaßnahme Riebeckstraße.“
Mehr erst einmal nicht. Der positive Effekt: Statt des lauten Steinpflasters liegt jetzt etwas leiserer Asphaltbelag auf der Brücke. Und damit wurde auch erstmals möglich, Radfahrstreifen auf beiden Seiten aufzutragen. Vorher war die Brücke nur mit wirklich gut gefederten Fahrrädern überquerbar.
Wann die gesamte Brücke tatsächlich mal angepackt wird, steht in den Sternen.
Ab Juli wird endlich der alte Fahrbahnbelag auf der Riebeckbrücke ausgetauscht
Ab Juli wird endlich der alte Fahrbahnbelag auf der Riebeckbrücke ausgetauscht
Es gibt 2 Kommentare
Die Radfahrstreifen sind noch nicht markiert, werden in absehbarer Zeit auch nicht kommen.
“Georg-Schwarz-Brücken ab möglicherweise 2020, 8,24 Millionen Euro”
Beim derzeitigen, gigantischen Planungsstand dürfte es eher das zehnfache sein.
Man hofft wohl eher, daß die Riebeckbrücke jetzt ein paar Jahre länger hält, da von oben wieder dicht.