Am heutigen Freitag, 21. Dezember, um 13 Uhr wird sie endlich der Öffentlichkeit zurückgegeben: die heiß umkämpfte Bauernbrücke an der Straße „Am Hirtenhaus“, die den für Fußgänger kürzesten und sinnvollsten Weg zum Auensee darstellte. Bis zum 24. November 2017, als sie auf einmal wegen Pilzbefall gesperrt wurde und ein Jahr heftigen Streits begann zwischen Stadtbezirksbeirat und Stadtverwaltung.
Eröffnet wird die in den letzten Tagen montierte neue Bauernbrücke heute von Michael Jana, Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes, und René Wenzel, Abteilungsleiter Brückenbau und -unterhaltung.
Konkretere Informationen zum Zustand der Brücke bekamen die Leipziger ja im Frühjahr 2018, als die Stadt den Bau- und Planungsbeschluss für die neue Brücke vorlegte. „Die Bauernbrücke wurde 1995 als Holzkonstruktion mit Leimholzbindern errichtet. Im Rahmen der gemäß DIN 1076 vorgeschriebenen Prüfung wurde ein erheblicher Befall mit Pilzen in der Haupttragkonstruktion festgestellt.
Aufgrund dieses Befundes musste die Brücke im November 2017 mit sofortiger Wirkung für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden. Es können keine verlässlichen Angaben über die Resttragfähigkeit gemacht werden, da die Schädigung der Tragkonstruktion nicht ohne den Rückbau spezifiziert werden kann. Die Sperrung war unumgänglich, um Schaden durch plötzliches Versagen von den Nutzern abzuwenden.“
Was nicht der eigentliche Streitpunkt wurde. Denn die Stadt prüfte natürlich auch die Möglichkeit, ob in der Zeit bis zum Neubau der Brücke ein Behelfsbauwerk durch das THW hätte installiert werden können. Immerhin waren gerade Ältere nun regelrecht gehindert, auf einfachem Weg zum Auensee zu gelangen. Selbst für rüstige Spaziergänger ist der schmale Fußweg an der Rittergutsstraße, über den man mit mehreren 100 Metern Umweg zum Auensee gelangt, eine Zumutung.
Entsprechend geharnischt meldete sich der Stadtbezirksbeirat Leipzig-Nordwest zu Wort, als man hörte, dass ein Aufsatz einer Behelfsbrücke durch das THW nicht möglich wäre.
„Am 24.11.2017 wurde die Bauernbrücke wegen mangelnder Tragfähigkeit aufgrund von Schäden ersatzlos gesperrt. Sie verbindet die Ortslage Wahren mit dem Naherholungsgebiet Auensee im Zuge der Straße Am Hirtenhaus als Geh- und Radwegbrücke über die Weiße Elster. Nach Auskunft des Verkehrs- und Tiefbauamtes ist mit einem Ersatzneubau erst 2019 zu rechnen. Die Sperrung über einen so langen Zeitraum ist für den Stadtbezirksbeirat Nordwest und für die Einwohner nicht akzeptabel und sorgt für Unmut in der Bürgerschaft. Befürchtet wird durch die Brückensperrung auch ein negativer Einfluss auf die Außendarstellung Leipzigs hinsichtlich der touristischen Nutzung des Areals Auensee“, hieß es im Antrag des Stadtbezirksbeirats.
„Durch die Sperrung der Bauernbrücke entstehen deutliche Umwege für Fußgänger und Radfahrer über die ca. 300 m westlich nächstgelegene Brücke über die Weiße Elster im Zuge der stark befahrene Rittergutsstraße. Betroffen davon sind auch die beiden anliegenden Altenheime (Seniorenresidenz Am Lunapark, Katharinenhof Am Auensee). Zur schnellstmöglichen Realisierung eines Ersatzneubaus noch in 2018 sind dafür die Planungen zu beschleunigen, die notwendigen Finanzmittel in 2018 bereitzustellen und zu prüfen, ob bis zu einer Realisierung des Ersatzneubaues eine Behelfslösung durch das Technische Hilfswerk (THW) auf der gesperrten Bauernbrücke errichtet werden kann.“
Im Stadtrat wurde dann gar unterstellt, die zuständige Baubürgermeisterin würde schwindeln, als sie erklärte, warum die vorhandenen Brückenfundamente für die Standardbrücke des THW nicht nutzbar waren. Es wurde beiderseits emsig mit technischen Daten hantiert. Aber auch die Auskünfte des THW betonten immer wieder: Die verfügbaren THW-Brücken passen nicht auf die vorhandenen Fundamente.
Natürlich hatte der Ärger vor allem damit zu tun, dass diese wichtige Verbindung zum Auensee nicht passierbar war. Aber die Stadt betrieb die Baupläne wie beschlossen. Ab dem 18. Oktober war die Baustelle ausgeschildert, auch wenn noch Anfang Dezember weit und breit keine Brücke zu sehen war – nur eben die so heftig diskutierten schmalen Fundamente.
In den letzten Tagen nun wurde die Brücke angeliefert. Am Freitagmorgen waren die Monteure noch bei den letzten Arbeiten. Die Brücke kann also endlich wieder eröffnet werden.
Auf das so stilvolle Holz für den Belag aber hat man nun endgültig verzichtet. Es war ja nicht die erste dieser neueren Brücken, die vom Pilz befallen wurden und gesperrt werden mussten. Die kurze Zusammenfassung aus der Beschlussvorlage: „Im Zuge des Neubaus wird eine Aluminiumkonstruktion eingebaut. Ein Ersatz der Brücke aus Holz scheidet aufgrund der nicht vorhandenen Dauerhaftigkeit/Nachhaltigkeit aus.
Der Einsatz einer Aluminiumbrücke ermöglicht die Beibehaltung der vorhandenen Widerlager, da das Eigengewicht des neuen Bauwerks etwa dem des alten Bauwerks entspricht. Damit lässt sich hier nur als dauerhaftes Bauwerk ein Aluminiumüberbau einbauen. Dieser ist ca. 15-20 % leichter als der Holzüberbau. In der Stadt wurden bisher einige Brücken aus Aluminium errichtet, die in der Unterhaltung wenig Probleme bereiten. Die außer Betrieb genommenen Kabel werden wieder im Bauwerk überführt. Es ist mit einer Bauzeit von 3 Monaten zu rechnen.“
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Und die Meldung der Stadt dazu:
Neue Bauernbrücke verbindet Wahren mit Gelände am Auensee
Spaziergänger und Radler können sich freuen: Der kurze Weg von Wahren an den Auensee über die Weiße Elster ist wieder offen. Die neu errichtete Geh- und Radwegbrücke im Zuge der Straße Am Hirtenhaus, die Bauernbrücke, ist heute (21. Dezember) freigegeben worden. Besonders die Bewohnerinnen und Bewohner der nahe gelegenen Pflegewohnanlage Katharinenhof am Auensee haben es jetzt wieder einfach, ins Grüne zu gelangen. „Wir konnten Wort halten und eine komplett neue und dauerhafte Brücke innerhalb eines Jahres nach der überraschend notwendig gewordenen Sperrung planen und errichten lassen.“, freut sich Michael Jana, der Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes.
Die alte Bauernbrücke, eine 1995 aus Brettschichtenholz errichtet Bogenbrücke, hatte im November 2017 gesperrt werden müssen, da sie durch einen Pilz, den Tannen- und Zaunblättling, stark geschädigt worden war. Eine Instandsetzung war baulich und wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll möglich. Im Juli 2018 wurde sie dann demontiert.
Die neue Brücke besteht aus Aluminium. Sie ist 33 Meter lang, 2,50 Meter breit und wiegt 8,5 Tonnen. Sie wurde im Herstellerwerk komplett vorgefertigt und dann „im Stück“ geliefert und mit einem 250-Tonnen-Autokran eingehoben. Die bestehenden Widerlager sind an die neue Konstruktion angepasst worden. Die Kosten für Planung und Bau belaufen sich insgesamt auf 400.000 Euro.
Senioren-Union versucht es noch einmal mit einem Offenen Brief an den OBM
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