Am 28. November meldete sich Sören Pellmann, Vorsitzender der Linksfraktion im Leipziger Stadtrat, mit einem Leserbrief zu Wort, in dem er vor allem den Linke-Stadtrat Siegfried Schlegel und dessen Position zum Pleißemühlgraben verteidigte. Am Mittwoch, 12. Dezember, steht ja bekanntlich die Entscheidung zur Offenlegung des Pleißemühlgrabens an der Hauptfeuerwache im Stadtrat an. Für Heinz-Jürgen Böhme Anlass, auf Sören Pellmanns Leserbrief zu antworten und aus Sicht des Neue Ufer e.V. auch die wichtige Rolle der Öffnung für das alte Naundörfchen zu benennen.
Der Antwortbrief von Heinz-Jürgen Böhme
Sehr geehrter Herr Pellmann,
ich muss Sie in mehreren Punkten korrigieren:
1. Sie sollten schon etwas genauer hinschauen, bevor Sie sich äußern. Das von Ihnen als „ehrabschneidende und unterstellende Behauptung“ titulierte Zitat stammt nicht von mir. Es handelt sich, wie leicht zu erkennen ist, um eine redaktionelle Formulierung der Leipziger Internet-Zeitung, die ich im Übrigen im konkreten Bezug auf die betreffende Schlegelsche Pressemitteilung nicht für abwegig halte.
Es ist befremdlich, dass Sie auf derlei Marginalien, nicht aber auf substantielle Fragestellungen eingehen, etwa auf den Gesamtvorschlag des Fördervereins, auf den Umgang mit bürgerschaftlichem Engagement oder auf das Verwirrspiel und die Bevormundung durch die Verwaltung.
Stattdessen lassen Sie sich offenkundig nicht nur von nicht hinterfragten Zahlenkonstrukten zur „ergänzenden Feuerwache“ beeindrucken, sondern argumentieren schon selbst damit.
2. Es gab keine „Werkstattgespräche“. Falls Sie damit die Bürgerforen meinten, zeugt die von Ihnen dafür gewählte Bezeichnung nur davon, dass Sie nicht dabei waren oder falsch informiert wurden. Richtige Werkstattgespräche hätten wir uns ja weit im Vorfeld gewünscht, aber an einem sachlichen, offenen Disput über Möglichkeiten und Chancen für diesen Stadtteil war die Verwaltung nicht interessiert, da sie sich seit Jahren auf die Umverlegung des Flusses versteift hat.
3. Wie Sie der Vorlage VI-DS-05826 für den 12. Dezember entnehmen können, sind die Kosten für die Offenlegung in der historischen Verlaufsvariante sogar um mehr als eine halbe Million günstiger. Genau hier wurde mit Kalkül die „ergänzende Feuerwache“ mit ihrem horrenden Kostensprung ins Spiel gebracht. Halten Sie das allen Ernstes für eine seriöse und „finanziell vernünftige“ Darstellung?
4. Stichwort „Sparvarianten“: Wie Sie wissen, wird eine ausschließlich pekuniäre Betrachtungsweise der vielschichtigen baukulturellen Aufgabe, eine moderne und zukunftsfähige Stadt zu entwickeln, nicht gerecht. Ich darf Sie deshalb auch an die Wirkungsweise weicher Standortfaktoren, an die Bedeutung des Images des Standorts sowie an die gebotene Wertschätzung gegenüber der kulturhistorischen Ortsspezifik erinnern.
Darüber hinaus ist auf den Grundsatzbeschluss des Stadtrats von 1992 zur Freilegung der Leipziger Mühlgräben zu verweisen – wohlgemerkt zur Freilegung der Mühlgräben, nicht zur Sanierung der Wölbleitung.
5. Ihre Drohung greift ins Leere. Der Förderverein Neue Ufer ist es gewohnt, nicht „als Partner auf Augenhöhe“ angesehen zu werden – dazu war und ist das Amt für Stadtgrün und Gewässer zu sehr auf Hierarchie bedacht. Die zahlreichen konstruktiven Vorschläge und kostenlos zugelieferten alternativen Entwürfe für Pleiße- und Elstermühlgraben wurden mit Regelmäßigkeit ignoriert. Ich erspare mir Beispiele, die Liste wäre zu umfangreich.
Zur Lektüre sind insbesondere die Hefte 10 und 11 unserer Publikationsreihe NEUE UFER empfohlen.
Mit freundlichen Grüßen
Heinz-Jürgen Böhme
Förderverein Neue Ufer Leipzig e.V.
Leserbrief zum Kampf um die Öffnung des Pleißemühlgrabens
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