Wenn es kommt, kommt’s dicke. Wer eh schon knapp ist mit dem Geld, der zahlt überall drauf. Das wissen die Leipziger mit kleinem Einkommen sowieso. Nun lernt es auch die Leipziger Stadtverwaltung auf die harte Tour. Denn das 150-Millionen-Euro-Programm für den Schulneubau wird nicht in diesem Kostenrahmen bleiben. Schon beim ersten Projekt am Barnet-Licht-Platz gab es nur zwei Bewerber.
Und der preiswertere von den beiden Bewerbern für den Generalauftrag hatte ein paar wichtige Angebotsunterlagen nicht ausgefüllt. Der andere hatte alles ordentlich ausgefüllt. Aber die Stadt bekommt die Schule nicht für den gewünschten Preis.
Oder mit den Worten der Vorlage, die jetzt in den Stadtrat geht: „Nach Durchführung des europaweiten Teilnahmewettbewerbes und des anschließenden wettbewerblichen Dialoges sind am 15.10.2018 die Angebote für die Generalübernehmer-Leistungen zur Errichtung der Schule eingegangen. Nach Prüfung der Angebote (Stand 17.10.2018) muss ein Angebot aufgrund unvollständiger Angebotsunterlagen ausgeschlossen werden.
Das verbleibende Angebot schließt mit einer deutlich höheren Angebotssumme, als bisher vom Stadtrat legitimiert, ab. Da die aktuell zu erwartenden Projektkosten durch den Stadtratsbeschluss vom Juni 2018 nicht gedeckt sind, ist eine erneute Bestätigung des Stadtrates erforderlich. Darüber hinaus ist eine Anpassung für weitere Sofort-Maßnahmen hinsichtlich der in 2018 bereits benötigten Mittelansätze erforderlich.“
Mit 18 Millionen Euro hatte die Stadt den Bau kalkuliert.
„Die Auftragssumme auf die Generalübernehmerleistung beträgt 24,3 Mio. € (höhere Kosten gegenüber dem Beschluss VI-DS-05899-NF-21 in Höhe von 6,3 Mio. €)“, kann die Verwaltung nur feststellen.
Aber wie kommt es zu diesem deutlichen Unterschied?
Die Verwaltungsvorlage rechnet es mal vor:
„Nach BKI-Kennwerten 2018 war für den Neubau von Allgemeinbildenden Schulen ein Kostenkennwert für die KG 300+400 von 1.360 €/m² BGF BKI unten und 1.990 €/m² BGF BKI oben hinterlegt. Als Grundlage der Grobkostenannahme wurden 8.000 m² BGF und 1.526 EUR /m² BGF = Wert zwischen BKI unten und BKI Mitte angenommen.
KG 300+400: 1.526 x 8.000 12.208.000 € für BGF
+ 27 % für KG 200,500,600/700 3.296.160 €
Zwischensumme 15.504.160 €
+ Berater GU/Marktentwicklung Zuschläge 2.500.000 €
Summe gerundet 18.000.000 €
Diese Maßnahmen haben sich im Ergebnis des Vergabeverfahrens nicht bestätigt. Grund dafür ist der enorme Zeitdruck, der auf diesem Vorhaben lastet. Es blieb letztlich nur ein Bieter übrig. Der GÜ Zuschlag liegt bei ca. 19 %.
Aufgrund der aktuellen Entwicklung ist für den Neubau einer vergleichbaren Schule von Gesamtkosten (KG 200-700) von ca. 20 bis 22 Mio. € mit 19 % GU Zuschlag (ohne Sporthalle, mit Freianlagen) auszugehen. Es zeigt sich, dass die notwendige kurzfristige Umsetzung mit einer einhergehenden relativ geringen Marktattraktivität aufgrund der hohen Auslastung der Bauunternehmen, die allgemeine Preis- und Marktsituation der Baubranche, Besonderheiten der modularen Bauweise, wahrscheinlich aber auch eingepreiste Risikozuschläge zu deutlich höheren Projektkosten führen.“
Wer unter Druck steht und eigentlich nicht viel Geld hat – zahlt mehr.
Und woher soll das Geld noch im Jahr 2018 kommen? Es wird in anderen Budgets gesperrt und umverteilt. So zum Beispiel 1,3 Millionen Euro aus dem Straßenprojekt „S1, Anbindg. Slevogtstraße“, 550.000 Euro aus einem Bauabschnitt in der Kurt-Eisner-Straße, 1 Million Euro aus dem Liegenschaftserwerb und – kleine Überraschung für das Projekt „Lebendige Luppe“ – 405.000 Euro aus der Wiederherstellung alter Luppe-Läufe.
Insgesamt geht es um 4,475 Millionen Euro, die jetzt umverteilt werden müssen. Und man sieht sehr schön, wie der Druck auf die Stadt wächst und immer mehr geplante Bauprojekte auf der Zeitachse verschoben werden müssen, um jetzt das drängende Schulproblem in den Griff zu bekommen.
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Wenn die Teuerungsrate bei Bauleistungen höher ist als die Zinsen bei Bankkrediten, könnte es eine gute Idee sein, sich jetzt Geld zu borgen und loszubauen, anstatt nach und nach (immer teurer) zu bauen. Dumm nur, dass die Kapazitäten im Baugewerbe das nicht hergeben bzw. eine erhöhte Nachfrage die Preise weiter in die Höhe treibt…