Der Streit um den Auenwald in Leipzig ist nicht neu. Er geht schon seit Jahren. Und warum er so heftig – und ergebnislos – geführt wird, zeigte ja die Kleine Anfrage des grünen Landtagsabgeordneten Wolfram Günther zu den Baumfällungen der Landestalsperrenverwaltung 2011. Das eigentlich erschreckende Ergebnis: Über sieben Jahre nach den massiven Abholzungen auf den Deichen des Leipziger Auwaldes gibt es schwerwiegende Defizite bei den notwendigen Ausgleichsmaßnahmen.
Dies brachte die Kleine Anfrage des Vorsitzenden der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, Wolfram Günther, ans Licht.
Noch heute kann man auf den Deichen im Leipziger Auwald die Lücken im Wald und die schweren Schäden am Landschaftsbild deutlich erkennen. Dort, wo sich die Hartholzaue entwickelte, ziehen sich nun kilometerlang mit Geotextil ausgelegte Schneisen, sogenannte Deichverteidigungswege, hin.
„Ich kann mich noch genau erinnern, wie die Landestalsperrenverwaltung im Jahr 2011 auf einer Strecke von über 23 Kilometern den Auwald abholzen ließ“, entsinnt sich Wolfram Günther. Nun fragte der Grünen-Fraktionsvorsitzende nach dem Stand der Umsetzung des sogenannten Ausgleichsplanes (LBP) nach. Für die Auwaldabholzung und den Deichausbau wurde im Ausgleichsplan ein Ausgleichswert von über 7 Millionen Punkten errechnet. Davon sind bis heute nur 2,8 Millionen Punkte realisiert.
„Es ist noch nicht einmal Halbzeit. Dennoch hat der sächsische Umweltminister keinen blassen Schimmer, wann es mit der Fertigstellung der Ausgleichsmaßnahmen weitergeht“, kritisiert Günther. „Eigentlich sind für Eingriffe in europäische Schutzgebiete sogenannte Kohärenzmaßnahmen vorgesehen. Das bedeutet, dass der Ausgleich noch vor den Abholzungen oder zumindest kurz danach umgesetzt werden muss.“
Tatsächlich machte das Ergebnis seiner Anfrage deutlich, dass 2011 mindestens das Leipziger Umweltamt falsch entschieden hat, das diesen Baumfällungen zustimmen musste. Denn wenn es im Auengebiet selbst keine Ausgleichsflächen dieser Größenordnung gibt, hätten sie auch nicht genehmigt werden dürfen.
„Besonders negativ fällt auf, dass insbesondere die zum Ausgleich eingestellten Auwald-Wiedervernässungsprojekte am Möckernschen Winkel und die Dynamische Aue im Ratsholz immer noch nicht umgesetzt wurden. Damit fehlen vor allem die beiden Projekte, die für die Wiedervernässung der Auen wichtig sind“, so der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Landtag.
Wobei der Möckernsche Winkel ja zeigt, wie problematisch der vorgefundene Zustand ist: Hier liegt ja die einstige Mülldeponie Möckern, die mittlerweile offensichtliche Verschleißerscheinungen zeigt. Was aber passiert, wenn man hier regelmäßige Hochwasser zulässt?
Oder machen selbst die keinen Sinn, weil Nahle und Neue Luppe mittlerweile so tief ins Land eingeschnitten sind, dass selbst Deichöffnungen nicht mehr helfen, um Wasser in den Auenwald zu bekommen? Der Auenwald leidet ja nicht nur, weil er oberflächlich vom Wasser abgeschnitten ist. Nahle und Neue Luppe sorgen als eingeschnittene Trichter dafür, dass auch das Grundwasser fortwährend abfließt und der Wasserpegel im Auwald sinkt.
Es gibt 5 Kommentare
Lieber Wolfram Günther, gut dass Du nachhakst! Das ist wieder mal so ein Ding auf Landesebene. Aber Du bist doch aus Leipzig? Was für eine Meinung hast Du dann zu dem gerade von Deiner Partei bestätigten Forstwirtschaftsplan, der sich vornimmt, im Europäischen Schutzgebiet 8.000 FM Holz einzuschlagen?
“Man” kann ja auch mal in dem gewillkürten “Fach”gremium “A”mt” G”gesteuerte Stadtwald nachfragen. Die berät doch das Umweltamt und das Amt für Stadtgrün und Gewässer (das eigentlich Schiffbarkeitsamt heißen müßte)?
Ach so, da sitzen neben den von “Wolfgang” zitierten Leuten auch noch NABU, Ökolöwe und BUND drin.
Hm, muß man alles nicht verstehen. Das ist halt die Leipziger “gesteuerte” Demokratie. Über Putin oder Merkels “marktgesteuerte” Demokratie aufregen…
Ein leuchtendes Beispiel lebendiger Demokratie.
Da gibt es in Leipzig 11 Wissenschaftler welche in Sachen Wald, Gesetze sowie Demokratie aktuell das Bäumefällen für richtig empfunden haben, daraufhin hat der Stadtrat dem Forstwirtschaftsplan 2018 zugestimmt..
Kann man denn niemanden für diese Versäumnisse zur Verantwortung ziehen? Welchen Sinn haben Gesetze und Verordnungen, deren Nichtbeachtung folgenlos bleibt?