Volker Holzendorf wird sich freuen: Die Verwaltung lehnt seine Petition nicht ab. Nicht ganz. Gut Ding will Weilchen haben. Und der Alternativvorschlag, den das Dezernat Stadtentwicklung und Bau jetzt vorgelegt hat, erinnert nicht grundlos an den Alternativvorschlag, den die Grünen-Fraktion im August auf ihren Antrag zur Jahnallee bekommen hat. Es müsse geprüft werden. Im Frühjahr 2019 würde man sich eine Meinung gebildet haben.
Der Petitionsausschuss soll sich am 14. September mit der Petition beschäftigen, der Stadtrat dann am 19. September. Wobei aus dem Alternativvorschlag nicht recht erkennbar ist, ob man die Lösung für den Radverkehr nicht einfach ins Jahr 2021 verschieben möchte.
Der Alternativvorschlag, den die Verwaltung zum Beschluss empfiehlt, liest sich so:
„In der Inneren Jahnallee wird als Sofortmaßnahme die Verkehrssicherheit mittels verkehrsregelnder Maßnahmen, insbesondere durch die maßvolle Reduzierung des ruhenden Verkehrs, hergestellt.
Es wird geprüft, inwieweit durch eine neue Straßenraumaufteilung die Verkehrssicherheit des Fuß- und Radverkehrs erhöht werden kann. Hierzu sind intensive Abstimmungen mit Händlern, Gewerbetreibenden bzw. deren Interessenvertretern zu führen, um ggf. alternative Andienungslösungen zu finden und zu realisieren. Dabei sind die Belange des ÖPNV und des Event-Verkehrs zu beachten und in angemessener Weise zu berücksichtigen.
In diesem Zusammenhang wird auch die Abtrennung einer Radverkehrsanlage (protected bike lane) geprüft. Über das Ergebnis wird im II. Quartal 2019 informiert.
Es ist geplant, mit der Erstellung eines Verkehrskonzeptes, das die Belange der Radfahrer in der Relation Lindenau – Innenstadt berücksichtigt, 2019 zu beginnen. Eine Umsetzung dieses Konzepts mit baulichen und verkehrsorganisatorischen Maßnahmen wäre ab 2021 möglich.“
Erkennbar wird, dass die Verwaltung vor allem auf Konfliktvermeidung aus ist. Die vergangenen sechs Jahre, in denen auch politische Akteure den Ton gerade dem Planungsdezernat gegenüber massiv verschärft haben, hat sichtlich Spuren hinterlassen. Selbst da, wo die meisten Gewerbetreibenden sich eine wirkliche Entspannung auf der Straße vor ihrem Laden wünschen – und das ist in der Jahnallee der Fall.
Aber einige Einzelkämpfer machen auch über bereitwilligste Medien immer wieder Stimmung, malen den Zusammenbruch ihres Geschäftes an die Wand, drohen der Verwaltung also indirekt, die wertvolle Bestückung der Inneren Jahnallee mit Gewerbe würde bei der Einrichtung von Radfahrstreifen zusammenbrechen, obwohl alle Straßen, in denen Leipzig den Mumm hatte, Radfahrstreifen aufzumalen, sogar wachsenden Zuspruch an Kunden und Gästen hatten – von der viel zitierten „KarLi“ über die Eisenbahnstraße bis zur Georg-Schuhmann-Straße. Radstreifen erhöhen nicht nur die Sicherheit in der Straße, sie animieren auch viel mehr Leute mit Rad oder zu Fuß wieder genau hier unterwegs zu sein.
Es sind geparkte Autokolonnen, die Sicherheit und Flair einer Straße mindern.
Aber da augenscheinlich die Lautstärke einiger Zeitungen in der Stadtpolitik wichtiger ist als eine schnelle und vor allem sinnvolle Lösung, wird genau diese Lösung wieder vertagt. Erst mal prüfen und mit allen Betroffenen reden.
Und ein „Verkehrskonzept“ für die Radfahrer erst 2021? Was soll das für eines sein, da selbst die Planer sagen, dass man die Radfahrer nicht auf die Gustav-Adolf-Straße umlenken kann? Radfahrer nutzen – wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch – den schnellsten und direktesten Weg. Und der führt auf der Relation Lindenau – Innenstadt nun einmal durch die Innere Jahnallee. Protected Bikelanes würden die Sicherheit – nicht nur der Radfahrerinnen und Radfahrer – sofort spürbar erhöhen und vor allem die von den Planern selbst benannten Gefahren durch den „ruhenden Verkehr“ sofort mindern.
Man kann gespannt sein, ob der Stadtrat dem Verschiebevorschlag der Verwaltung folgt.
Ein zitronensaurer Alternativvorschlag der Stadtverwaltung zur Inneren Jahnallee
Ein zitronensaurer Alternativvorschlag der Stadtverwaltung zur Inneren Jahnallee
Es gibt 2 Kommentare
Der neu eröffnete Campus der Bildungswissenschaften an der Jahnallee wird zudem zu einem erhöhten Aufkommen von studentischem Radverkehr zwischen Augustusplatz und Jahnallee führen. In Groningen konnte die Uni für ihre Studenten die Neugestaltung von Radwegen durchsetzen. Wie sieht die Einflussnahme der Leipziger Uni auf die Radwegeplanung aus? Da hört man viel zu wenig. Zitat des Bürgermeisters von Groningen bei einer Veranstaltung zum Radverkehr in diesem Jahr in Leipzig: “Wer Straßen baut, bekommt Autoverkehr. Wer Radwege baut, mehr Radler.”
Na sowas, wieder mal ein Konzept…
Gibt es eigentlich im Rathaus ein Plan- und Konzept-Verzeichnis (PKV)?
Ich wette, da sieht kein Ratsmitglied mehr durch.
Das Tolle daran ist, man kann immer auf ein anderes Werk verweisen, welches erst fertig werden muss, ehe man am aktuellen weiterbastelt.
Wenn man sich die Aktualisierungszeit des Nahverkehrsplans ansieht, kann man – bei steigender Plananzahl – ausrechnen, wann dieses Konzept wohl fertig sein könnte.
Richtung Lindenau finde ich eher verniedlichend; es ist eine Ost-West-Achse, die auch noch viel mehr Stadtteile “versorgt”.