Im Leipziger Stadtrat kochte das Thema 2017 noch einmal richtig hoch, Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht warf sich noch einmal richtig in die Schlacht: Es ging um den Verkauf des Grundstücks zwischen Windmühlenstraße und Brüderstraße, heute eine kleine Grünfläche – künftig aber Standort für das Leibniz-Institut für Länderkunde. Das sitzt heute noch in Mieträumen draußen am Paunsdorf-Center, kämpft aber seit 15 Jahren für einen Rückzug in die Innenstadt.
Die turbulente Stadtratssitzung ging ja bekanntlich mit einem positiven Votum für die Verkaufsvorlage der Verwaltung aus, auch wenn einige wichtige Fragen nicht geklärt werden konnten. Denn das Institut benötigt ja nur einen Teil des Dreiecks, der Rest soll eigentlich nach dem vom Stadtrat beschlossenen Masterplan für den Leuschnerplatz mit Wohnungen bebaut werden.
Die Frage ist genauso offen wie die nach den möglichen Altlasten im Untergrund. Hier stand mal eine Tankstelle und die Stadt hat sich verpflichtet, die möglichen Altlasten zu beseitigen, wenn welche gefunden werden.
Aber bevor man da herankommt, muss erst einmal klar sein, was gebaut wird.
Und dieser Prozess ist jetzt gestartet.
Die Unterlagen für den zweiphasigen Realisierungswettbewerb zum Neubau des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in der Innenstadt von Leipzig sind seit vergangenem Freitag öffentlich zugänglich. Damit ist der Startschuss für die erste Wettbewerbsphase gefallen. An deren Ende soll ein tragfähiges Konzept sowohl für den Neubau des Institutsgebäudes mit Bibliothek als auch der stadträumlichen Optimierung stehen.
„Wir sind gespannt, welche Lösungen für die anspruchsvolle Aufgabe gefunden werden“, erklärt dazu IfL-Direktor Sebastian Lentz. Der Standort verpflichte zu einem Gebäude mit hoher ästhetischer und funktionaler Qualität. „Wir freuen uns auf Entwürfe, die architektonische Akzente setzen und sowohl die internationale Reputation des Instituts unterstreichen als auch den hohen Anforderungen an ein kreatives, wissenschaftsfreundliches Umfeld für die Mitarbeiter und ein für alle Leipziger offenes Haus gerecht werden“, so Lentz.
Der Wilhelm-Leuschner-Platz, dem die Stadt planerisch auch alle Teile des ehemaligen Markthallenviertels zugeschlagen hat, ist die letzte große Brache in der Leipziger Innenstadt. Das neue Institutsgebäude soll im südöstlichen Teil des 6,2 Hektar großen Areals im Übergang zwischen Leipziger Innenstadt und Südvorstadt entstehen. Nur einen Steinwurf entfernt wurde 1896 im Gebäude der heutigen Stadtbibliothek das Museum für Länderkunde eröffnet, aus dem das heutige IfL hervorgegangen ist.
Seit mehr als 15 Jahren gibt es Bemühungen, das in Paunsdorf in einer Mietimmobilie untergebrachte Institut wieder an seinen Ursprungsort in der Leipziger Innenstadt zu bringen. Mit der Entwicklung eines Masterplans für den Leuschnerplatz bot sich die Möglichkeit, im Rahmen der geplanten Ansiedlung von Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen eines der Baufelder als Grundstück für das IfL zu übernehmen. Im Herbst 2017 erwarb der Freistaat Sachsen eine 4.000 Quadratmeter große Teilfläche zwischen Grünewald-, Windmühlen- und Brüderstraße von der Stadt Leipzig. Im Stadtrat war von 1,7 Millionen Euro Kaufpreis die Rede.
Damit war der Weg frei für den Neubau des Instituts unweit des Innenstadtrings.
Die Lösungsvorschläge sollen bis zum 26. September 2018 vorliegen. Mitte Oktober wird ein Preisgericht aus Architekten und Vertretern von Stadt, Land und Bund die besten Wettbewerbsbeiträge zur weiteren Ausarbeitung in der zweiten Phase ermitteln. Nach Abschluss der zweiten Runde Anfang 2019 wird einer der prämierten Entwürfe und Modelle dann den Auftrag bekommen. „Danach kann die konkrete Planung zum Neubau des IfL beginnen“, so Professor Sebastian Lentz.
Dabei bleibt der für Wohnungen gedachte Tei des Grundstücks vorerst ausgespart. Das Institut soll seinen Platz genau an der Spitze zwischen Brüderstraße und Windmühlenstraße bekommen – mit Blick auf Stadtbibliothek, Trinitatiskirche und Neues Rathaus.
In der Auslobung heißt es dazu: „Für das Vorhaben wird dem IfL ein Teil der Grundstücksfläche für den Neubau des Instituts zur Verfügung gestellt. Es ist vorgesehen, den Neubau des IfL an der westlichen Spitze des Baugrundstücks unter Beachtung und Ausschöpfung der Vorgaben des Bebauungsplans und des Bauplanungsamtes, anzusiedeln. Rund 34,5 Mio. Euro brutto stehen für die Kostengruppen 100-700 und die Realisierung von 5.545 m² NUF und Tiefgarage unter Vorbehalt der Haushaltsbeschlüsse zur Verfügung.“
Jetzt kann man gespannt sein, ob es ein paar spannende Entwürfe für das Gebäude gibt, die auch für die künftige Bebauung auf dem restlichen Leuschnerplatz Maßstäbe setzen.
Das Leibniz-Institut für Länderkunde ist das einzige außeruniversitäre Forschungsinstitut für Geographie in Deutschland. Unter der Überschrift „Neue Geographien Europas“ analysieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler räumliche Strukturen und aktuelle raumwirksame Entwicklungen bis hin zu den theoretischen und historischen Grundlagen der Regionalen Geographie. Der räumliche Fokus liegt auf Mittel- und Osteuropa. In einem eigenen Schwerpunkt entwickelt das Institut innovative Formen der Visualisierung von geographischem Wissen und untersucht deren Wirkungsweisen. Das Institut wird von der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Sachsen finanziert. Es gehört wie 92 andere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zur Leibniz-Gemeinschaft und ist eines von fünf Leibniz-Instituten in Leipzig.
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Warum kann das Institut nicht ins bald freiwerdende Naturkundemuseum ziehen? Oder ins alte Landratsamt?