Man merkt es dem Antrag von SPD-Stadträtin Nicole Wohlfahrt (SPD) an, dass sie mit der Antwort der Verwaltung auf ihre Anfrage zu dem unmöglichen Rad-Gehweg am Völkerschlachtdenkmal überhaupt nicht zufrieden war. Die Stadt möchte die Buckelpiste zwar im Herbst asphaltieren. Aber an den Grundproblemen, die die SPD-Stadträtin benannt hat, soll sich nichts ändern.
Die Antwort muss die Stadträtin so geärgert haben, dass sie sie gar nicht mehr erwähnt in ihrem Antrag, jetzt bitteschön in der Prager Straße endlich all das zu ändern, was sichtlich nur Schikane für Radfahrer ist. Es fällt ja gerade deshalb auf, weil man sonst auf der ganzen Prager Straße relativ störungsfrei mit dem Rad fahren kann (wenn auch oft auf desolatem Untergrund), aber hier tut Leipzigs Stadtverwaltung seit Jahren so, als könne sie auf diesem Abschnitt einfach keine gescheite Lösung finden.
Am Eingang zum Südfriedhof stehen die Wartehäuschen der LVB mitten auf dem Fußweg, den die Radfahrer eigentlich mitbenutzen sollen, und selbst wenn der Abschnitt am Völkerschlachtdenkmal asphaltiert wird, bleibt der Weg für eine Doppelnutzung schlicht zu schmal.
Entsprechend vorwurfsvoll klingt dann auch der Text, mit dem Nicole Wohlfahrt ihren Antrag begründet.
„Die Prager Straße ist auch für den Radverkehr eine der Hauptachsen für den schnellen und direkten Weg zwischen Innenstadt und dem Leipziger Südosten. Teilweise ist die Straße bereits gut für den Radverkehr ausgebaut, allerdings fehlen zwischen Völkerschlachtdenkmal und dem Ende des Areals des Südfriedhofs die Radstreifen. Diese zu ermöglichen war bislang nicht möglich, da der Gehweg bereits für zwei Kinderwägen zu schmal ist“, schreibt sie in ihrem Antrag.
„Daher soll mit dem Völkerschlachtdenkmal und dem Südfriedhof geklärt werden, dass der Gehweg verbreitert wird. Dazu bedarf es im Bereich des Völkerschlachtdenkmals eine Abtragung von Erdreich und evtl. eine Stützmauer am abschüssigen Gelände und im Bereich des Südfriedhofs wäre der Zaun zurückzusetzen. Da es sich bei beiden Bereichen um städtische handelt, sollte dies problemlos möglich sein.“
Das klingt schon mutig für eine Stadträtin.
Man sieht schon jeden Moment das Amt für Denkmalschutz um die Ecke springen und deklamieren: „Mit uns nicht!“
Was wohl auch so passieren wird. Die Lösung, die das Planungsdezernat vorgeschlagen hat, ist schlicht unsinnig. Der Weg bleibt auch nach einer Asphaltierung zu schmal für Radfahrer und Fußgänger.
„Der vorhandene Geh-/Radweg in stadtauswärtiger Richtung wird im Bereich von An der Tabaksmühle bis Zufahrt Friedhof in der bestehenden Breite saniert“, hatte das Planungsdezernat angekündigt. „Die Sanierung erfolgt in Koordinierung mit den Leipziger Wasserwerken ab 08.10.2018. Es werden die vorhandenen Gehwegplatten aufgenommen und eine neue Asphaltdeckschicht aufgebracht. Die vorhandene Baumreihe mit den vorhandenen Wurzeln wird dabei ausreichend geschützt.“
Man merkt regelrecht, wie sich hier jemand in der Verwaltung mit Händen und Füßen dagegen wehrt, den erforderlichen Radstreifen auf die Fahrbahn zu verlegen, wo er nun mal hingehört.
„Ein weiterer Punkt sind die Haltestellen Südfriedhof, die beidseitig viel zu schmal sind“, merkt Nicole Wohlfahrt auch diesmal an. Denn auch für dieses Problem hat die Verwaltung keinen akzeptablen Vorschlag vorgelegt. „Auf der stadtauswärtigen Seite ist dies den engen räumlichen Gegebenheiten geschuldet, auf der stadteinwärtigen Seite hingegen fehlt ein farbig markierter Radweg im Haltestellenbereich und das Wartehäuschen der LVB steht auch noch direkt gegenüber eines Mastes, der die Oberleitungen hält, so wird der Raum für Wartende, Fußgänger und Radfahrende noch einmal verkleinert. Hier ist mit der Aufbringung eines Radweges und der Verlegung des Wartehäuschens bereits Abhilfe geschaffen.“
Und deswegen formuliert Nicole Wohlfahrt ihr Ansinnen so:
„Der Oberbürgermeister wird beauftragt:
1. In Kooperation mit den zuständigen Verantwortlichen die Grundlagen dafür zu schaffen, den Gehweg zwischen Völkerschlachtdenkmal und dem Ende des Südfriedhofs auf der stadtauswärtigen Seite zu verbreitern und so den entsprechenden Raum für einen Fahrradstreifen zu schaffen ohne Bäume zu fällen oder eine KFZ-Spur einzuengen.
2. Im Bereich der Haltestelle Südfriedhof stadteinwärts eine Neu-Anordnung der Wartehäuschen zu ermöglichen, da diese im Bereich von technischen Anlagen der LVB stehen und so eine zu enge Situation entsteht und eine Radwegemarkierung aufzubringen.“
Vielleicht wäre sie besser beraten gewesen, sich mit Stadträtinnen und Stadträten aus anderen Fraktionen zusammenzutun und eine StVO-konforme Lösung von der Stadt zu fordern, die Planer und Gestalter also zu zwingen, hier wirklich nachhaltige Lösungen für Radfahrer zu schaffen und den in kompletter Länge unhaltbaren Zustand endlich zu beenden. Das hat meist mehr Wirkung als der Versuch, allein ein Problem zu lösen, an dessen Nicht-Lösung augenscheinlich einige Rathaus-Spitzenkräfte seit Jahren interessiert sind.
Keine Kommentare bisher