2017 gab es die erste Baumführung durch den Mühlpark in Großzschocher. Na endlich, könnte man meinen. Aber mit dieser Entdeckung des versteckten Parks durch echte Baumkenner ist das Kleinod auch wieder ein wenig mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen. Und auch in das der Zschocherschen, sodass sich Werner Franke, der jedes Jahr einen neuen Kalender mit Motiven aus Großzschocher entwirft, diesmal entschied, diesen besonderen Park zum Kalendermotiv zu machen.

Natürlich fragt er sich selbst, warum man in anderen Ortsteilen nicht genauso rege ist. Die Schönheiten des eigenen Ortsteils bekommt man ja nun wirklich erst mit, wenn man sich auf schöne Um- und Abwege bringen lässt. Etwa an der Brückenstraße über eine unscheinbare Hoppelstraße rechts rein, um dann am Ende auf die versteckte Parkanlage zu stoßen.

Angelegt hat sie die Familie Zickmantel – die Mühlenbesitzerfamilie von Großzschocher – irgendwann um 1870. Und zwar als privaten Park. Sie nutzte dafür die Kleine Hutweide in der Zschocherschen Flur, zwischen Mühlgraben und Weißer Elster gelegen und damals mit Wiesen und Obstbäumen bestanden. Was bestimmt auch schon einen schönen Garten ergeben hätte – aber die Zickmantels folgten einem Trend der Zeit und bepflanzten den Park mit besonderen Bäumen wie der Esskastanie, dem Tulpenbaum, Schwarznuss und Gingko. Vermutlich war hier ein richtiger Gartenarchitekt am Werk, der einen Park geschaffen hat, der rund um das Jahr immer neue Naturerlebnisse schafft.

Der neue Kalender Großzschocher für 2019. Foto: Ralf Julke
Der neue Kalender Großzschocher für 2019. Foto: Ralf Julke

Und da macht der neue Kalender von Werner Franke nun natürlich zwölf Monate lang Lust, sich einfach das Stündchen Zeit zu nehmen und auf Entdeckungstour zu gehen – auch weil etliche der „Parkbewohner“ im Bild porträtiert sind – der hier blühende Blaustern genauso wie der manchmal auftauchende Eisvogel. Von den Eichhörnchen, die sich hier besonders wohlfühlen, ganz zu schweigen.

Und weil die Mühlpark-Rundgänge, bei denen man den Park unter fachkundiger Leitung kennenlernen kann, für 2019 schon feststehen, sind sie auch schon alle eingetragen. Wer dabei sein will, kann sich den 7. April und den 6. Oktober schon mal merken. Oder er fährt nach Großzschocher, wo der Kalender jetzt für 9 Euro in den einschlägigen Fachgeschäften zu kaufen ist. Oder gleich direkt in der Herberge „Zur Alten Bäckerei“ (Zur Alten Bäckerei 12).

Wo man freilich auch noch ein weiteres druckfrisches Kleinod bekommen kann: den „Rundgang Großzschocher-Windorf“.

Solche Gelegenheiten lässt sich Werne Franke als wandelndes Ortsteillexikon nicht entgehen, wenn er hört, dass „Leipzig Details“ auch den ruhig gelegenen Ortsteil im Leipziger Südwesten in sein Rundgang-Programm aufgenommen hat. Kontaktaufnehmen war für Werner Franke das Erste, denn so bekommt so ein Rundgang auch den nötigen Input des Insiders. Denn meist sieht nur der Eingeweihte, was wirklich faszinierend und unbedingt sehenswert ist.

Und weil man mehr sieht, wenn man auch mal nachschauen kann, hat Werner Franke auch gleich noch diesen Faltblatt-Rundgang entwickelt mit insgesamt 34 Stationen. Natürlich endet so ein zweistündiger Rundgang direkt am „Heimatblick“, seinem kleinen Ortsteilmuseum, wo er alles sammelt, was sich zur Geschichte von Großzschocher und Windorf finden lässt.

Natürlich klingen 34 Stationen viel. Ein halbes Dutzend liegt tatsächlich außerhalb des Rundgangs, so wie das Körnerdenkmal, zu dem sich natürlich ein Extra-Ausflug genauso lohnt wie zum Wasserturm. Die meisten Hingucker finden sich sowieso geballt um die Apostelkirche, die ehemalige Zickmantelsche Mühle und die Huttenstraße mit dem Körnerhaus. Gegen einen kleinen Obolus kann man den Rundgang auch erwerben und dann auch selbst losziehen, sich den Ortsteil zu erschließen.

Werner Franke mit dem neuen Rundgang durch Großzschocher. Foto: Ralf Julke
Werner Franke mit dem neuen Rundgang durch Großzschocher. Foto: Ralf Julke

Oder man informiert sich bei „Leipzig Details“, wann der nächste Rundgang durch Großzschocher stattfindet. Der erste im neuen Jahr ist zum Beispiel für den 11. Mai angesetzt. Treffpunkt 14 Uhr an der Apostelkirche – für alle, die so einen Ausflug gern länger planen und auch gern mal einen Ort kennenlernen möchten, in dem sich noch einige interessante dörfliche Details erhalten haben.

Natürlich ist die Apostelkirche die Nr. 1 im Rundgang. Und es lohnt sich, weil man dabei auch mal einen Blick in den anheimelnden Innenraum werfen kann.

Und wo wir schon mal bei der Apostelkirche sind: Es geht ihr wie so vielen Gotteshäusern in und um Leipzig. Sie bleibt ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem die Gemeinde immer neue Aufgaben bewältigen muss, das Kleinod zu erhalten.

Bei einer jüngst erfolgten Kontrolle stellte sich heraus, dass das Dach der Kirche zwingend neu eingedeckt werden muss, um für kommende Stürme gewappnet zu sein. Das soll etwa 300.000 Euro kosten und die Arbeiten sollen zwingend 2019 erfolgen.

Deswegen startet die Gemeinde jetzt eine große Spendenaktion für das Dach der Apostelkirche. Fördermittel stehen zwar in Aussicht, aber die gibt es eben nur, wenn auch die Gemeinde einen Eigenanteil von 70.000 Euro aufbringt.

Im Oktober gibt es die erste Baum-Führung durch den Mühlpark in Großzschocher

Im Oktober gibt es die erste Baum-Führung durch den Mühlpark in Großzschocher

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