Am 8. März kündigte das Amt für Stadtgrün und Gewässer an: „Schönefeld: Gestaltungsarbeiten im Mariannenpark“. Das klang erst einmal positiv. Schön, sie gestalten was. Aber tatsächlich steckte ein Vorhaben drin, das so nicht abgesprochen war und gerade den Stadträten aus dem Leipziger Nordosten erwartbarerweise gegen den Strich ging. Denn dort mag man den Mariannenpark. Auch wegen seiner Rosen.

„Derzeit laufen Gestaltungsarbeiten an der Hauptachse des Mariannenparks“, hatte das Amt für Stadtgrün und Gewässer gemeldet. Und dann kam es: „Die Reste der überalterten Rosenpflanzen werden herausgenommen und, sobald es die Witterung zulässt, durch von Borden eingefasste Rasenflächen ersetzt. Darauf hatten sich das Amt, der Bürgerverein, die Stiftung Bürger für Leipzig und das mit der Erarbeitung des Parkkonzeptes befasste Planungsbüro im Rahmen eines Ortstermins geeinigt.  Der Mariannenpark ist ein Gartendenkmal. Er wurde im Jahr 1915 nach Plänen des reformorientierten Landschaftsarchitekten Leberecht Migge als Volkspark angelegt und in den späten zwanziger Jahren durch den Gartendirektor Nikolaus Hermann Molzen vollendet. Die vorliegende denkmalpflegerische Konzeption für den Mariannenpark soll noch in diesem Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt werden.“

Warum wartete man also nicht auf die Diskussion zur vorzustellenden Konzeption und rodete einfach die Rosen?

Ein Vorstoß, den nicht nur CDU-Stadtrat Ansbert Maciejewski seltsam fand, denn seit Jahren bemühen sich ja viele Leipziger darum, den Mariannenpark endlich wieder aufzuwerten. „Am 08.03.2018 teilte die Stadtverwaltung mit, dass im Rahmen von Gestaltungsarbeiten an der Hauptachse des Mariannenparks Reste der überalterten Rosenpflanzen herausgenommen und durch von Borden eingefasste Rasenflächen ersetzt werden“, stellte er fest und fragte extra an bei der Stadtverwaltung, was da vor sich gehe.

Am 22. März bekam er die Antworten vom Umweltdezernat:

Um wie viel Pflanzen an welchen konkreten Orten im Park handelt es sich konkret?

Die Rosen wurden durch den Eigenbetrieb Stadtreinigung im Bereich der Hauptachse aus Richtung Rohrteichstraße/Schönefelder Allee gerodet. Die Stückzahl wurde dabei durch den Eigenbetrieb Stadtreinigung nicht dokumentiert.

Aus welchem Grund werden die Rosenpflanzen nicht ersetzt?

Im gesamten Mariannenpark gibt es einen hohen Sanierungsbedarf. So zum Beispiel an den wassergebundenen Wegen, dem Rodelhügel mit Spielbereich und im Rosengarten an der Rohrteichstraße. Es wurde deshalb im Fachgespräch des Amts für Stadtgrün und Gewässer festgelegt, dass Prioritäten gesetzt werden müssen, um Budget und Kapazitäten optimal einzusetzen. Auf den Ersatz der Rosenpflanzung in der Hauptachse soll aus finanziellen und pflegetechnischen Gründen verzichtet werden.

Welche Kosten würden für ein Ersetzen der Rosenpflanzen einmalig entstehen?

Unter Zuhilfenahme aus Mittelpreisen, die aus öffentlichen Ausschreibungen gewonnen werden, kann von einem finanziellen Aufwand in Höhe von 43.350 € ausgegangen werden. Die Kosten für die Herstellung der Rasenflächen belaufen sich auf rund 11.700 €.

Wie hoch beziffert die Stadtverwaltung den jährlichen Pflegeaufwand?

Der jährliche Pflegeaufwand für eine Rosenpflanzung würde rund 5.000 € betragen.

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Eine Antwort, die nicht nur ihm sauer aufstieß. Noch am selben Tag setzte er sich mit seinem Fraktionskollegen Falk Dossin und der SPD-Stadträtin Ingrid Glöckner zusammen und die drei schrieben einen gemeinsamen Antrag: „Die gerodete Rosenrabatte im Mariannenpark im Bereich der Hauptachse aus Richtung Schönfelder Allee/Rohrteichstraße wird wiederhergestellt. Eine Rasenbepflanzung erfolgt nicht.“

Was sie natürlich mit dem Inhalt der Antwort begründen, die Maciejewski bekommen hatte: „Aus der Antwort zur Anfrage VI-F-05588 geht hervor, dass die Wiederherstellung der Rosenrabatte lediglich 31.000 Euro einmalige Mehrkosten gegenüber der geplanten Rasenbepflanzung sowie 5.000 Euro jährlichen Pflegeaufwand kostet. Angesichts dieser Summen ist die von der Stadtverwaltung geplante Veränderung weder nachvollziehbar noch den Bürgern plausibel vermittelbar. Die Verwaltung ist aufgefordert, zu prüfen, durch welche Maßnahmen die Kosten für die Pflege reduziert werden können und ggf. geeignete Rosensorten einsetzen, die einen geringeren Pflegeaufwand erfordern.“

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Eine etwas andere Position bezieht jetzt der Ökolöwe. Den von der Stadt favorisierten Rasen findet man dort logischerweise auch abschreckend. Wem soll der nützen?

Im Mariannenpark wurden Rosen im Bereich der Hauptachse aus Richtung Rohrteichstraße/Schönfelder Allee gerodet. Der Eigenbetrieb Stadtreinigung gab bekannt, dass diese durch kostengünstigeren Rasen ersetzt werden sollen, merkt der Umweltverein kritisch an. Warum denkt das Grünflächenamt nicht einen Schritt weiter?

„Der Mariannenpark kann wie alle Leipziger Grünflächen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Statt monotonen Rasen sollte man an dieser Stelle einen insektenfreundlichen Blühstreifen anlegen“, sagt Friederike Lägel vom Ökolöwen. „Blühstreifen kosten weniger und haben auch einen geringeren Pflegeaufwand als Rosen. Leipzig ist Kommune der biologischen Vielfalt und muss endlich ihren Verpflichtungen nachkommen! Jede Blühwiese ist ein Beitrag gegen das Insektensterben.“

Für wichtige Sanierungen in Leipziger Parks fehlen Planungen und Geld

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