Kurz war die Wurzner Straße Anfang Dezember mal im Fokus der Öffentlichkeit und einige Leipziger Medien erklärten schon mal den Straßenkrieg im Leipziger Osten. Mit einer drastischen Reaktion kommentierte dann auch noch SPD-Stadträtin Nicole Wohlfahrt das, was sie in der Zeitung gelesen hatte - und erntete postwendend deutliche Kritik aus der eigenen Partei. Sie wollte trotzdem wissen, ob die Wurzner Straße dabei ist, zu einer Art Wild-West zu werden. Das Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport hat jetzt geantwortet.
“In der Nacht vom 2./3. Dezember 2017 kam es in der Wurzner Straße zu einer Straßenblockade. Dies war nur der Höhepunkt einer seit mehreren Jahren bestehenden Konfliktlage vor Ort”, hatte Nicole Wohlfahrt in ihrer Anfrage geschrieben und dann ihre Fragen formuliert:
1. Wie viele Beschwerden von Anwohnern und Gewerbetreibenden hat es in den Jahren 2014, 2015, 2016 und 2017 gegeben? ( Bitte nach Jahreszahlen aufschlüsseln.)
2. Welcher Art waren die Beschwerden?
3. In welchem Umfang konnte Abhilfe geschaffen werden?
4. Welche weiteren Maßnahmen sind seitens der Stadtverwaltung zur Deeskalation der Situation vor Ort geplant?
Darauf hat das Ordnungsdezernat auch detailliert geantwortet. Die Antwort (Anm. d. Red.: siehe Link am Schluss) ist detailliert und zeigt Verschiedenes. Das Erste: Die Wurzner Straße 1, bei der es in der Nacht vom 2. zum 3. Dezember zu Irritationen und einer unsanften Begegnung mit der herbeigerufenen Polizei kam, ist nicht “die Wurzner Straße”.
Dass es am 2. Dezember überhaupt zum Einsatz der Polizei kam, geht auf eine Anzeige durch einen Anwohner zurück. Der hatte wohl mitgekriegt, dass da eine größere Veranstaltung in einer Wohnung lief, die zuvor auch über die sozialen Netzwerke beworben worden war. Baurechtlich ist so etwas nicht erlaubt.
Die Polizei rückte also an, um diese Veranstaltung zu unterbinden, was wohl auch weit vor Mitternacht schon geschah. Nur waren augenscheinlich deutlich mehr Menschen der Einladung gefolgt, die dann draußen auf der Straße standen und sich mit der Polizei herumärgerten. Was dann den Einsatz deutlich größer und drastischer werden ließ und für eine stundenlange Sperrung der Kreuzung sorgte.
Also auch mal für Leipzig ein typisches Beispiel dafür, was passiert, wenn man unüberlegte Einladungen zu tollen Partys in den sozialen Netzwerken herumreicht.
Und nicht ansatzweise eine Aussage darüber, ob sich nun ausgerechnet die Wurzner Straße zu einem heißen Pflaster entwickelt. Beschwerden und Anzeigen gibt es hier immer wieder. Aber wenn man sich die Delikte anschaut, merkt man: Das ist der übliche Mischmasch, den man aus allen Leipziger Straßen kennt. Bürger entsorgen ihren Müll einfach auf der Straße (und da dürfen sich wohl auch einige “brave” Wohlstandsbürger an die eigene Nase fassen), Unrat wird widerrechtlich verbrannt, Faulpelze parken ihr Auto auf dem Gehweg.
Immer wieder kam es auch zu Lärmbeschwerden – aber da fiel aber eher das Haus Nummer 17 auf, nicht die Nr. 2. Und auch der „Kunstverein“ Wurzner Straße 58 bzw. die daneben befindliche Verkaufsstelle (Wurzner Straße 60) waren mal Anlass von Beschwerden.
Aber nichts deutet darauf hin, dass sich irgendwo die Probleme ballen oder sich ein Haus zu einer dauerhaften Konfliktstelle entwickelt.
Was da in der Nacht vom 2. zum 3. Dezember passierte, sieht tatsächlich wie ein originäres Problem der modernen Medien aus. Man sollte wohl doch aufpassen, ob man eine Partyeinladung über die sozialen Netze verteilt. Man weiß nie, wer dann alles kommt – und vor allem: wie viele.
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