Im Frühjahr 2017 gab es einen Scopingtermin zum Projekt "Lebendige Luppe" in der Leipziger Burgaue. Eingeladen hatten die Vorhabenträger Stadt Leipzig und Stadt Schkeuditz. Der Termin fand praktisch parallel zur Leipziger Stadtratsvorlage statt, in der das Umweltdezernat eine drastische Kostenerhöhung von 10 auf 15 Millionen Euro für das Projekt "Lebendige Luppe" versuchte zu begründen.

Die SPD-Fraktion reagierte damals mit einem Änderungsantrag, der praktisch ein Ende für das viel zu klein und eng bemessene Projekt “Lebendige Luppe” bedeutete. Noch 2017 sollte die Stadt prüfen, “wie durch eine angepasste Steuerung des Gewässerknotens die Wasserzufuhr für die Lebendige Luppe entsprechend dem natürlichen Wasserdargebot realisiert werden kann.”

Das Umweltdezernat reagierte darauf mit einem Alternativvorschlag, der im Grunde eingestand, dass das Projekt “Lebendige Luppe” in der seit 2012 verfolgten Form gescheitert war. Nicht unbedingt vom Anliegen her. Doch die Rahmenbedingungen stimmten nicht. Zuletzt schlug man sogar noch eine Art kleinen Bypass aus der Kleinen Luppe vor, um irgendwie Wasser in die Burgaue zu bekommen, obwohl das riesige Nahleauslasswerk jederzeit jedes verfügbare Hochwasser in die Burgaue leiten könnte.

Der Alternativvorschlag der Stadt klang dann eher wie ein Hilferuf: “Die Stadtverwaltung bringt die im Antrag geltend gemachten Belange in die laufenden Abstimmungen mit den Behörden des Freistaates Sachsen in Beachtung und im Rahmen ihrer Zuständigkeit in die dort laufenden Planungen ein.”

Und der Scopingtermin bestätigte dann alle Kritik der Leipziger Umweltverbände. So, wie das Projekt gestrickt war, würde es nie und nimmer die nötigen Überschwemmungen in die Burgaue bringen, um hier die Situation des Auenwaldes zu verbessern. Und von der gesamten Nordwestaue konnte erst recht keine Rede sein. Man würde nur für wieder viel Geld die negativen Zustände im Leipziger Auenwald für weitere Jahrzehnte manifestieren.

Es hat ein bisschen gedauert. Mittlerweile hat auch die Landesdirektion Sachsen als Genehmigungsbehörde im Oktober 2017 ihre Unterrichtung für alle Beteiligten formuliert. Und sie greift darin alle Einwendungen der Umweltverbände auf. Denn die haben recht. Wer die Situation im Schutzgebiet Leipziger Auenwald wirklich verbessern will, der muss die gesamte Nordwestaue betrachten. Deswegen ist der Verweis auf die “Potenzialanalyse zum Leipziger Auenwald” wichtig, die das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) gerade erarbeitet. Der Gewässerknoten muss dringend verändert werden – so wie es der SPD-Antrag vorsah.

Es muss Variantenuntersuchungen geben und die “Lebendige Luppe” sollte eigentlich als Widerbelebung alter Flussläufe – etwa der Alten Luppe – gedacht werden. Die Umweltverbände haben ihre Haltung jetzt in einer gemeinsamen Stellungnahme niedergeschrieben und dabei noch einmal aufgelistet, was auch die Landesdirektion aus ihren Vorschlägen übernommen hat.

Und die Botschaft ist eindeutig: Wer nur das Kleinprojekt “Lebendige Luppe” verfolgt, denkt zu klein. Tatsächlich geht es schon lange darum, eine Vision für die komplette Nordwestaue zu entwickeln.

Was in diesem Punkt steckt: “Gesamtkonzept weiterentwickeln, um die Gewässer und Auen unterhalb des Palmengartenwehres insgesamt naturnäher zu gestalten sowie tangierende Maßnahmen rechtzeitig abzustimmen und mit Partnern in Angriff zu nehmen (Hochwasserschutz, Brücken, Siedlungsentwässerung, Ackerlandnutzung).

Die Stellungnahme ist deutlich: In der jetzigen Form ist das Projekt “Lebendige Luppe” nicht ambitioniert genug. Es ist schlicht zu klein gedacht.

Und dieser Appell geht natürlich auch an das Land und die dem Land unterstellte Landestalsperrenverwaltung, die mit ihrem rein technisch gedachten Hochwasserschutz derzeit alle Entwicklungen in der Nordwestaue verbaut. Und das auch nur, weil von den anderen Beteiligten niemand den Mut hat, hier wirklich großflächig zu denken und die LTV dann in die Planungen einzubinden. Die Potenzialanalyse wird es bestätigen, dass man die Nordwestaue als Geamtprojekt revitalisieren und öffnen muss.

Was nur gelingt,wenn man abgestimmt mit der Talsperrenverwaltung die Deiche rückverlegt, die Fließgewässer im Gebiet wieder für Hochwasser öffnet und auch die Regulation ab dem Elsterbecken verändert, damit wieder ein natürliches System von Fließgewässern mit hoher Regenerationsfähigkeit entsteht – und damit als Grundlage eines wiederzugewinnenden Artenreichtums, den die Leipziger Auen einmal hatten. Und dringend wieder brauchen, wenn sie langfristig stabile Biosysteme sein sollen.

Der Appell der Umweltverbände BUND Leipzig , NABU Leipzig, NuKLA, Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. und Sächsischer Heimatschutz e.V.: “Wir möchten die Vorhabenträger ermutigen, diese Punkte offensiv aufzugreifen und ein der Förderkulisse (BfN) entsprechendes, überregional bedeutendes und zukunftsfähiges Naturschutzprojekt zu gestalten.”

Die Erklärung der Umweltverbände zur “Lebendigen Luppe”.

Vorlage zu den steigenden Kosten im Projekt “Lebendige Luppe”

Der SPD-Antrag von 2017.

Verwaltungsstandpunkt zum SPD-Antrag.

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