So schnell geht das, da sind volle zehn Jahre herum seit einem mit Beifall aufgenommenen Stadtratsbeschluss und seiner Nicht-weiter-Umsetzung. Zuletzt versuchten Linksfraktion und CDU-Fraktion im Stadtrat, das leidige Thema Sportmuseum endlich wieder auf die Tagesordnung zu bringen. Jetzt gibt es die dringliche Bitte aus dem Stadtbezirksbeirat Mitte: Setzt das Versprochene endlich um!
Denn eigentlich ist es seit 2007 so halb beschlossen, dass die Nordtribüne des ehemaligen Schwimmstadions im Sportforum zum Sportmuseum umgestaltet wird. Doch seitdem irrlichtert das Thema durch den Verwaltungskosmos, heißt es meist, man habe kein geeignetes Gebäude gefunden, man suche noch.
Dabei hatte man die alte Nordtribüne schon während der Fußballweltmeisterschaft 2006 als ideales Objekt für die Einrichtung so eines Ausstellungsortes präsentiert – nicht weit entfernt vom Hauptgebäude des Sportforums, wo die Sammlung bis 1991 gezeigt wurde. Doch nachdem die dortigen Räume beräumt wurden, sind die Sammlungsstücke gut verstaut im Archiv und selten mal öffentlich zu sehen.
Die ausführliche Begründung
„Das Sportmuseum ist eine Einrichtung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Es wurde 1976 gegründet und 1977 eröffnet. Sein Sammlungsbestand umfasst heute rund 85.000 Musealien. Hinsichtlich Qualität und Quantität der Bestände gehört das Sportmuseum Leipzig neben den Einrichtungen in Köln und Berlin zu den drei großen Sportmuseen Deutschlands“, begründet der Stadtbezirksbeirat Mitte nun sein Anliegen, das er mit reichlich Ausrufezeichen gespickt hat. „Seit 1991 verfügt das Museum über keine Ausstellungsräume mehr. Es erhielt den Auftrag, als Sammlungs- und Dokumentationszentrum zu wirken. Seit 1996 ist es mit seinen Sammlungen im denkmalgeschützten Gebäude Am Sportforum 10 untergebracht. Dieses Interim in Kellerräumen ist unangemessen für die Lagerung der Sammlungen, die öffentliche Wirksamkeit und Wahrnehmung der Einrichtung an diesem Standort ist nicht gegeben. Im Ergebnis des Beschlusses sollte die Realisierung der Ständigen Ausstellung auf einer dauerhaften Ausstellungsfläche stehen. Die Ratsversammlung fasste bereits am 14.03.2007 den Beschluss, ‚Mittel für die Notsicherung des Objektes Nordtribüne mit Kassenhäuschen‘ in Höhe von 30.000 € im Vermögenshaushalt 2007 einzustellen.
Für diese Grundsatzentscheidung legte das Stadtgeschichtliche Museum das ‚Museumskonzept Sportmuseum Leipzig‘ vor. Das Museumskonzept beschreibt ein modernes, zukunftsorientiertes Sportmuseum, das weit über einen klassischen Ansatz hinausgeht. Es hebt vor allem auf Aktivität, Kommunikation und sportliches Erlebnis ab. Neben der sport- und kulturinteressierten Öffentlichkeit sollen besonders junge Menschen angesprochen werden.
Der bisher vorgesehene Standort Nordtribüne des ehemaligen Schwimmstadions ist als Standort des Sportmuseums geradezu prädestiniert. Das Baudenkmal der Sportarchitektur der 1950er Jahre im Sportforum bietet Chancen für die Entwicklung einer kulturellen Einrichtung zum Thema Sport und reminisziert die reiche Leipziger Sportgeschichte (Alleinstellungsmerkmal). Das Museumskonzept nimmt konkret den Bezug zu Objekt und Standort auf und stellt sich in seiner Kommunikations- und Erlebnisdimension in einen zeitgemäßen und modernen Zusammenhang.
Dafür müssen zügig Gespräche mit dem neuen Eigentümer des Stadions der Red Bull GmbH geführt werden. Und für den Fall, dass die Red Bull GmbH die Nordtribüne dafür ausschließt, sollte zeitnah eine andere Option in unmittelbarer Stadionnähe favorisiert werden.
Ein präzisierter Finanzierungsplan für Instandsetzung und Sanierung sowie Betreibung des Objektes als Sportmuseum ist zu erarbeiten und als Vorlage einzubringen. Denn dieses Projekt benötigt Fördermittel aus einem städtebaulichen Programm.“
Der Katalog zum Abarbeiten
Der Stadtbezirksbeirat Mitte schlägt gleich einen ganzen Katalog von Maßnahmen vor, die jetzt anrollen können, damit Leipzig irgendwann in nächster Zukunft ein Sportmuseum bekommt:
1. Der Stadtbezirksbeirat Mitte fordert die Stadtverwaltung (Dezernat Kultur) auf, unverzüglich den 2007 gefassten Stadtratsbeschluss zur Entwicklung eines Standorts in Stadionnähe zur Einrichtung des Sportmuseums in Leipzig umzusetzen und die hierfür notwendigen finanziellen Mittel im laufenden HH 2017/2018, spätestens jedoch im Rahmen der Haushaltsplanungen 2019/2020, abzubilden.
2. Der Stadtbezirksbeirat Mitte hält es für erforderlich, dass hinsichtlich der künftigen inhaltlichen Ausrichtung des Sportmuseums sowie hinsichtlich der ebenfalls zu klärenden Standortfrage Workshops mit einer breiten Bürgerbeteiligung eingerichtet werden.
3. Der Stadtbezirksbeirat Mitte fordert die Stadtverwaltung auf, dass alle erforderlichen und noch vorzunehmenden, insbesondere Ertüchtigungsmaßnahmen in die Wege geleitet werden, so dass die Ausstellungsobjekte des Sportmuseums keinen weiteren Schaden nehmen und es zu keinen weiteren Einschränkungen des Betriebes am derzeitigen Standort (Am Sportforum 10) bis es zu einem Um-/Neubau kommt.
4. Bis zur Umsetzung ist ab kommendem Jahr, die geplante Sporthistorische Route des Stadtgeschichtlichen Museums zu unterstützen, um das Anliegen in die Öffentlichkeit zu transportieren und auf die großartige sporthistorische Geschichte Leipzigs zu verweisen.
Und nicht zu vergessen der letzte Punkt, der zeigt, wie Leipzigs Stadtbezirksbeiräte so langsam an Selbstbewusstsein gewinnen und sich zunehmend als Mitgestalter in ihrem Stadtbezirk verstehen:
5. Die Mitglieder des Stadtbezirksbeirates Mitte wünschen, dass sie ständig in den laufenden Prozess eingebunden werden, so dass auch der Stadtbezirksbeirat Mitte über den weiteren Fortgang in dieser Angelegenheit bestens informiert ist.
Leipzigs Sportmuseum feiert 40. Geburtstag und träumt von einem neuen Domizil
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