Eigentlich sollte die Sanierung der einstigen 3. Grundschule in der Bernhard-Göring-Straße nur 5,9 Millionen Euro kosten. Das war alles ordentlich kalkuliert und wurde vom Leipziger Stadtrat am 24. August 2016 auch so genehmigt und beschlossen. Doch eine eilbedürftige Vorlage des Dezernats Stadtentwicklung und Bau macht jetzt deutlich, wie schnell sich solche Baukosten erhöhen können – binnen eines Jahres.

Die Gesamtkosten der Baumaßnahme erhöhen sich von 5,9 um 1,4 auf 7,4 Millionen Euro. Wesentliche Kostentreiber sind einmal die energetische Sanierung, die um rund  717.000 Euro teurer wird, und die innere Sanierung, wo 719.000 zusätzlich fällig werden.

„Die Änderungsbeschlussvorlage hat sehr hohe EIL-Bedürftigkeit, daher ist eine Einreichung in die RV am 13.12.2017 als EILT-Vorlage dringend geboten“, heißt es in der Vorlage. „Eine negative Entscheidung hätte einen Baustopp zur Folge, der geplante Fertigstellungstermin würde sich weiter nach hinten verschieben. Die vorhandenen Schulkapazitäten am Standort sind komplett ausgelastet, die Unterbringung der folgenden Jahrgangsstufe 2018/19 wäre nicht abgesichert. Die fehlenden Finanzmittel müssen zwingend zeitnah bereitgestellt werden, wenn überhaupt noch eine Chance der Realisierung der Maßnahmen zum abgestimmten Termin bestehen soll.“

Zum Schuljahresstart 2018 wird die Schule dringend gebraucht. Man merkt schon, wie viel Zunder in der Leipziger Schulbaupolitik steckt.

„Die Sanierung der 3. Schule (Plattenbau) befindet sich seit Juni 2017 in Ausführung. Zum jetzigen Zeitpunkt ist trotz der bisher erbrachten Mehrleistungen am Objekt der Bauendtermin Oktober 2018 noch haltbar“, betonen die Planer. „Das Bauvorhaben steht von Beginn an unter besonderen terminlichen Fokus, da die prognostizierten Schülerzahlen im Einzugsgebiet besonders hoch sind und schon jetzt mit der Vollauslastung des Neubaus Kurt-Masur-Schule und eines Containerbaus an der Kapazitätsgrenze angekommen ist.“

Und dann gehen sie auf die Gründe für die Kostenerhöhung ein: „Aufgrund der sich in 2016 überschneidenden Abläufe von Genehmigungs- und Ausführungsplanung, Ausschreibung, Baubeginn und Planungsnachläufen ergeben sich erhebliche Nachträge. Hier ist zu beachten, dass aufgrund der Asylnutzung bis Ende 2016 sowohl die Prüfung der Bestandspläne vor Ort als auch Materialuntersuchungen des Baukörpers äußerst beschränkt möglich waren. Des Weiteren erfolgten im Zuge der Baugenehmigung, Ausführungsplanung, sowie seit Beginn der Ausführung brandschutztechnische und statische Vorgaben, die einen erheblichen Mehraufwand der Roh- und Ausbaubauarbeiten zur Folge hatten und haben. Hier insbesondere die Forderung nach erschütterungsarmem Abbruch zur Sicherung der Deckenscheiben und weiterführende Materialprüfungen des Bestandsbetons zur Befestigung der Pfosten-Riegel-Fassaden. Letztere brachten einen Bauverzug in der energetischen Sanierung, was aktuell erhebliche Winterbaumaßnahmen zur Fertigstellung Fassade und Innenausbau zur Folge hat.“

Und dann ist da noch der Markt für Bauleistungen in Sachsen. Die Unternehmen schwimmen in Aufträgen. Die Kommunen bekommen gar nicht mehr alle Aufträge unter.

Ergebnis: „Bedingt durch die sehr gute Baukonjunktur gab es nur eine geringe Beteiligung an den Vergabeverfahren. Des Weiteren hat die Baustoff- und Entsorgungsindustrie ihre Preise nicht unerheblich erhöht. In deren Ergebnis wurde in der Regel die Kostenberechnung, insbesondere in den KG 300, 500 und 600 überschritten. Hieraus ergibt sich ein Mehrbedarf in Höhe von 1.434.838,95 €, gerundet 1.436 T€.“

Also die oben genannten 1,4 Millionen Euro, die jetzt aus anderen Budgets umgeschichtet werden müssen. Am 13. Dezember soll die Ratsversammlung darüber entscheiden.

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