Für FreikäuferMan könnte es erhalten, dieses durchaus nicht unauffällige Gebäude an der Emil-Fuchs-Straße, das über 30 Jahre lang die Leipziger Propsteigemeinde beherbergte. Bis der Untergrund begann, nachzugeben. Denn das ehemalige Kirchengebäude steht auf unsicherem Grund. Was ja der Anlass dafür war, dass die Gemeinde sich am Martin-Luther-Ring eine neue Kirche baute und das alte Haus verließ. Aber eigentlich wäre es zu retten. Sogar Geld gebe es dafür, bestätigt die Staatsregierung.
Denn das in den Jahren 1978 bis 1982 (mit westdeutscher Unterstützung) gebaute Gebäude steht unter Denkmalschutz – als ein markantes Beispiel der DDR-Moderne. Und gerade im Stadtforum Leipzig ist man daran interessiert, dieses einzigartige Baudenkmal zu erhalten.
Auch wenn – wie es aussieht – alle Messen gesungen sind. Denn „der Antrag des neuen Eigentümers auf Abbruch des Denkmals wurde durch die Stadt Leipzig als untere Denkmalschutzbehörde im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Juni 2017 wegen der wirtschaftlichen Unzumutbarkeit des Erhalts mit Auflagen genehmigt; ausgenommen hiervon ist der Glockenturm, der zu erhalten ist. Der Eigentümer beabsichtigt, den Abbruch des Denkmalkomplexes spätestens 2018 durchzuführen“, teilt die sächsische Staatsregierung auf Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Wolfram Günther mit.
Der Glockenturm steht näher an der Straße und damit auf festerem Grund. Der Rest des Gebäudes hat seine Probleme: „Der bauliche Zustand der Kirche verschlechtert sich seit dem Leerstand des Gebäudes nach Auszug der Gemeinde 2015. Gutachten von 2016 belegen einen Instandhaltungsstau. Schwerwiegender sind aber die Gründungsfehler des Gebäudes, das somit statisch ertüchtigt werden müsste“, teilt die Staatsregierung mit.
Der neue Eigentümer, der das Gebäude in diesem Jahr erworben hat, plant an dieser Stelle Wohnbebauung und will den alten Kirchenbau abreißen.
Aber muss das Gebäude tatsächlich abgerissen werden?
Wolfram Günther hält den Erhalt und eine Neunutzung für machbar. „Jetzt geht es darum, erstmal die Debatte um die Möglichkeit eines Erhalts des Gebäudes in Gang zu bekommen, damit sich in deren Verlauf Nutzungsideen und Nutzer finden lassen. Von alleine dürfte das ja kaum passieren. Vor allem wenn alle davon ausgehen, dass der Bau sowieso wegkäme“, sagt er. „Jedenfalls wünsche ich mir einen Erhalt dieses einzigartigen und für Leipzigs Geschichte so aussagekräftigen Bauwerks.“
Etwas, was laut SZ auch Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau für möglich hält.
Die Propsteigemeinde eher nicht. Die war froh, ausziehen zu können und bundesweit eine große Spendenbereitschaft für ihre neue Kirche St. Trinitatis zu bekommen, in die die Gemeinde 2015 einziehen konnte.
Den alten Bau empfand man dort eher als Klotz am Bein, der drohte, Unmengen an Geld für den Erhalt zu verschlingen. Wobei auch 2012 schon klar war, dass man ohne eine millionenteure Gründung des absackenden Gebäudes nichts würde bewerkstelligen können. Und dazu kam, dass die Gemeinde den Standort auch immer als Verbannung betrachtet hatte, nachdem ihr der angestammte Standort an der Weststraße/Rudolfstraße von den DDR-Machthabern einfach entzogen worden war. Dort stand die katholische Kirche St. Trinitatis quasi vis-à-vis vom Neuen Rathaus, bis die Weltkriegsbomben das Bauwerk zerstörten.
Aber die Antwort der Staatsregierung bestätigt jetzt auch, dass für eine Rettung des Gebäudes an der Emil-Fuchs-Straße durchaus auch Denkmalschutzmittel zur Verfügung stünden: „Die Stadt Leipzig als untere Denkmalschutzbehörde hat den neuen Eigentümer auf die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Denkmalfördermitteln und von Steuererleichterungen hingewiesen“, erklärt Innenminister Markus Ulbig.
Einige Beispiele in Leipzig zeigen, dass man auch für die sperrige DDR-Architektur durchaus auch neue Nutzungen finden kann – man denke nur an das Gebäude der Hauptpost, das gerade umgebaut wird, oder die Pläne für das einstige „Gästehaus am Park“ an der Karl-Tauchnitz-Straße.
Die Antwort auf die Anfrage von Wolfram Günther. Drs. 10964
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Zwischen Weiterso, Mut zum Wolf und der Frage nach der Zukunft der Demokratie
Es gibt 2 Kommentare
Ich finde beide schön. Vor allem haben wir in Leipzig nicht gerade viele Bauwerke des Brutalismus.
Nur kann ich mir schwer eine Nachnutzung vorstellen, die eine Sanierung selbst mit Förderung / Abschreibung rentabel machen würde, was aber für einen “Investor” (Eigentümer) fast immer entscheidend ist.
Ich kann mich grad nicht entscheiden, welchen Bau ich schrecklicher finde, den alten oder den neuen.